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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2020-12-20 | |
Ein besonderes Jahr geht zu Ende. Ein Jahr, das manchen Zeit geschenkt hat, aber auch ein Jahr mit apokalyptischen Zügen. Dabei denke ich an Jan Wagners Text „in mitteleuropa“:
„wir, die wir geschäftig sind tief in uns selbst – wir merken nicht wie sich die welt um uns allmählich leert, bis die stille so groß ist, daß wir zusammenzucken.“ Er ahnte damals nicht, als er das dichtete, wie sich das Gesicht - nicht nur Mitteleuropas, sondern des ganzen Kontinents und der ganzen Welt, verändern würde. „die tage indessen gehen gemächlich vorüber, als wären sie auf einem schaufensterbummel.“, aber diese scheinbare Ruhe, die an Rimbauds „Dormeur du val“ (“Der Schläfer im Tal“) erinnert, lässt den Leser nichts Gutes erahnen: „die nackten puppen hinterm glas mit den schreckgeweiteten augen...“. Diese stummen Zeugen sehen etwas Furchteinflößendes in dem Nichts, die Stille ist eine Täuschung. Wie im Heute; denn irgendwo ist ein maskierter Passant dabei, eilig die Straße bei Nacht zu überqueren, um wichtige Besorgungen zu machen. Er weiß dass er, sobald er draußen ist, sich in Gefahr begibt. Es ist eine unsichtbare Gefahr, die die Proportionen eines Krieges angenommen hat. „die telefonzellen am ende der straßen hier, in mitteleuropa – nachts kannst du sie leuchten sehen, voller erwartung.“ Dies klingt wie eine Frage, die aber Hoffnung vermuten lässt, in der existentialistischen Behauptung des Nicht-allein-Seins. Wir haben eine digitale Welt erschaffen, die immun gegen menschliche Viren ist und die ihre eigene, neue Sprache besitzt. Kann uns diese zweite Welt, diese Über-Welt, retten?... In diesen „telefonzellen am ende der straßen“ und eines Jahres, das uns und der Erde Zeit geschenkt hat, mögen wir über Poesie sprechen und nicht über Leere, über Licht und nicht über Dunkelheit, über Zusammenhalt und Geduld. Denn egal wie weit wir voneinander entfernt sind, werden wir uns eines Tages wieder in die Arme nehmen können.
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