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+ Das Leben der Nacht entrissen ... und trotzdem
Anton Potche
[21.Dec.20 23:12]
Sehr geehrte Frau Terchila,

die Tageszeitung DIE WELT hat am vergangenen Samstag die Reproduktion eines gemalten Bildes als Illustration eines Artikels mit der Überschrift „Was von der Nacht geblieben ist“ veröffentlicht. Das Bild zeigt zwei „ruhende“ Bierzapfhähne und ein Glas – eher ein Cognac- und kein Bierglas. Es ist dieses unscheinbare, aber immerhin im Licht stehende Glas, das die Gabe hat, die Phantasie anzuregen – halb voll oder halb leer.

Menschen mit der Kraft des Wortes, die auch Ihnen eigen ist, können auch in tagentleerten Nächten etwas mit dieser Kraft anfangen und am darauffolgenden Tag in Worte fassen, „was von der Nacht übriggeblieben ist“. Irgendwann waren solche Kraftäußerungen zu einem für alle Ewigkeit gedachten Schubladendasein verdammt. In der von Ihnen angesprochenen digitalen Welt, „die immun gegen menschliche Viren ist und die ihre eigene, neue Sprache besitzt“, haben solche aus tagentleerten Nächten kommende Schöpfungen, Kreationen in Wort, Farbe und Ton, reale Überlebenschancen. Sie sind sichtbar für andere Menschen und können so manchen müden Geist zur Teilnahme (aktiven oder passiven) ermuntern. Auch Jan Wagner macht nichts anderes: Er arbeitet mit der Kraft des Wortes. Und wie!

Vor 100 Jahren begannen die berühmt-berüchtigten „20er Jahre“, die den deutschen Geist explodieren ließen … für leider viel zu kurze Zeit. Auch sie sind aus einer Krise auferstanden … Und warum sollte dieses Mal die Explosion nicht länger wirken … um uns vielleicht sogar eine reale und nicht verklärte (wie 1920) Wiederauferstehung aus Angst, Zweifel, Resignation und Mutlosigkeit bescheren?

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein coronagezähmtes Jahr 2021!

Ingolstadt, 21. Dezember 2020
Anton Delagiarmata




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