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Es war einmal im Zug -
prosa [ ]
Über die Liebe zu Bahnhöfen im Leben der Nelly Mann (vierter Teil)

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von [Almalo ]

2004-11-30  |     | 




"A, so, was wir noch sagen wollten, hier ist jemand, der sie gerne sprechen möchte...." Hoffentlich ist es Paul, der mit dem Hasen und dem Eichhörnchen und dem bösen Hund...Und ich verspreche auch nicht festzuhalten, nicht zu weinen oder über die Vergangenheit zu sprechen.

Ich hielt mein Versprechen. Der Bahnhof wurde jene Brücke, auf der ich mich aufhalten konnte, um Ausschau zu halten zwischen den Zeiten, ohne sie aus dem Griff zu verlieren.

Ja, das Leben hat eine Antwort für alles....Ein kurzer Satz mit tiefsten Wurzeln, die mich bis heute umarmen. Fragen überfallen einen, können zermürben, Antworten jedoch sind leise, zaghaft, werden oft überhört.So wie ich am Anfang meiner Reise die Gitarrenmusik unerklärlicherweise mit den Geräuschen der Lautsprecher verwechselt hatte...Verdrängung oder Angst oder Sehnsucht? Diese Anwort würde vielleicht zu weh tun, jene zwischen Realität und Wirklichkeit und ihre Kraken....

"Ah, Nelly, ich freue mich dir wieder zu begegnen....Alleine, das ist unglaublich..."
"Ich bin es , Paul, ich....

Und eine Gitarre spielte sich in meine Ohren ein. Paar Akkorde, ein kurzes Spiel und ein lautes, herzhaftes Lachen. Es war Paul.

Ich war höflich, versuchte die Schüchterheit zu schlucken.
Wo kommst du denn her, hast du mich verfolgt? Eine Frage die sich verselbständigte, ich glüte.

Seine Antwort hörte ich nicht. Das sind die Augenblicke die das Leben zählt.

Dann erklang leise ein Lied, Pauls Gitarre. Seine Hand griff endlich nach meinem Koffer. An die ersten Sätze erinnere ich mich auch nicht mehr. Nach paar Schritten standen wir vor dem Bahnhof und er suchte ein Café. Die Luft wurde dünner, der Bahnhof gab uns frei aus seiner Umarmung. Machmal brauche ich eine Art Untertitel für gewisse Lebensabschnitte , um sie in mir sortieren zu können. Vermutlich ging es heute über die Schwelle ,des was ich "Damals" nennen würde.

Paul , der Nachbarsjunge, spielte Gitarre am Bahnhof, da er in seiner Dachwohnung nicht üben durfte. Er studierte Musik. Vielleicht hatte Mutter mir seine Liebe zur Musik verschwiegen...Sie wollte ja immer das Beste für mich. So vieles, was uns gut tät, versickert in den Absichten anderer...

Unerklärlich schmerzhaft und trotzdem schön wie Musik und Bahnhöfe mir den Weg so lange verschwiegen und nun als Erfüllung anboten.

Heute kenne ich mich auf Bahnhöfen so gut aus, dass es mir, der kleinen blinden Nelly Mann, gut tut, wenn ich vor dem Bahnhof stehe, dem Lautsprecher, den Türen und den Wortfetzen lausche...Und wenn ich es eilig habe, weil ich verspätet habe und ich zu einem Konzert in eine andere Stadt fahren muss, ziehe ich meine elegenten Schuhe einfach aus, halte meine Gitarre fest unterm Arm und laufe dem Zug nach....Und bis heute ließ mich nicht einer alleine zurück....so wie damals, als der dicke Lederhandschuh meines Vaters aus meiner kleinen Hand wegrutschte.

Das Leben muss sich nicht wiederholen, wir dürfen nur nicht zurückblättern, ihm zuhören und sein Demutsangebot annehmen. Geachtet habe ich jdoch auch auf Pauls Schritte, Musikrhythmen, seinem Duft, ob er mri zu oft die Zeit angesagt. Oder manchmal die Absichten entstehen können, dass Harmonie sich in meiner Blindheit verstricken könnte...

"Trinkt nicht aus einem Glas, esst nicht aus einem Teller, seid den Saiten einer Gitarre ähnlich, liebevoll nebeneinander , da Harmonie nur zwischen den Saiten eintsteht und nicht wenn sie ineinander verschmelzen"....schrieb Khalil Gibran in seine Gedicht "Über die Liebenden". Es war ein kleines Bändchen, das Vater mir irgendwann geschenkt hatte. Er hatt es bestimmt nicht selbst gewählt. Er ließ sich gerne von Verkäufern beraten. Spät hatte ich es gelesen, ohne Grund, ohne Absicht.
Es wurde ein Teil der Lösung, die das Leben für mich bereithielt.

Danke Papa!

Aug.2004 // Köln.

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