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■ Eine Krone von Veilchen
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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2006-06-23 | |
Die Verwandlung wurde vollzogen.
Die Raupe hatte sich mit dem seidenen Faden ihrer verschworenen Träume eingewickelt, in einem Kokon dunklen Fragen verkrochen und war schließlich in einem Dämmerzustand eingetaucht. Sie schwebte darin, ohne genau zu wissen ob sie schlief, ob sie lebte oder ob sie schon gestorben war. Dunkelheit und Licht drangen vage abwechselnd zu ihr genauso wie Kälte und Wärme. Sie nahm nur kaum den Verlauf der Zeit wahr. Tage und Nächte, Jahreszeiten sickerten nacheinander ohne von ihr bemerkt und beachtet zu werden. Sie lebte. Sie lebte aber in einer Welt, die mit der ihr bisher bekannten, vertrauten nichts mehr zu tun hatte. Manchmal drehte sie sich in ihrem Schweben um und vernahm ihren Zustand als eine bedrohliche, befremdliche, beschwerliche Empfindung ihres Selbst, ihres Körpers, ihrer Vergeistlichung und besonders ihrer selbsterlegten Abgrenzung. Es gaben aber auch selten Momente der Erleichterung, des Vertrautem und des Schönen. In diesen Augenblicke, die sie zur Unendlichkeit ausdehnen versuchte, drangen zu ihr Ansätze einer Musik, die sie trug, genau wie das Wasser, damals, als sie noch da draußen weilte. Sich so tragen zu lassen tat ihr gut. Die Schwingung umhüllte und bettete sie ein, füllte den ganzen Raum um sie herum. Drang in sie ein bis in den abgelegensten Ecken ihres Daseins und fing an sie zu verwandeln. Ihr Körper wurde schmaler und obwohl viel Zeit vergangen war, jünger. Ihr Geist klärte sich auf, genau so wie die Dunkelheit, die sie umgab. Sie spürte ein Aufwachen in einem endlosen Vertrauen, das ihr alle Ängste wegnahm. Die Schwingung fokussierte sich und gebar ein Stimme, die tief in ihr eine Erinnerung aufstiegen ließ, die ganz entfernte, verschwommene Erinnerung an Geliebtem. Sie spürte die Aufregung in ihr und das Aufwachsen von Flügeln. Die Stimme wurde immer klarer und ihr Lächeln rührte sie schließlich wach. Eine zarte Berührung öffnete den Kokon und sie schlüpfte daraus. Breitete die Flügel aus und stürzte sich in dem berauschendsten Flug ihres neuen Lebens. „ Wie schön, wie jung, wie zart du bist! Und fein und weich wie Samt…“ Sie konnte das nicht ganz verstehen. Sie war doch immer noch sie. Ein wenig Farbe und das Strahlen ihres Wesens haben sie so verwandelt, dass keiner mehr sie wieder erkennen wollte? „Ich bin`s, ich bin`s, dieselbe“…schrie sie lautlos, aber sie wusste, dass sie anders geworden war: Ein anderes, neues Wesen in einem anderen, neueren Leben. Sie wusste, dass nicht nur die Farbe und die Form sie so verändert haben, sie wusste, dass es die Schwingung war, die ihr Wesen zum Strahlen brachte. Die Stimme, die Berührung, die Schwingung, die brachten sie zum Strahlen und zum Fliegen. Sie schufen aus der Raupe den Schmetterling.
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