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■ Eine Krone von Veilchen
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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2008-07-05 | |
Heidelberg, eine Stadt die man liebt, oder man hasst, oder beides...
Sie blieb mit zitternden Knien stehen, fühlte die Ohnmacht, die sie lähmte und den Schmerz, der ihr Herz zu zerdrücken drohte. Hier, genau hier, an diesem Parkplatz waren sie zum letzten Mal gemeinsam gelaufen. Zum Gebäude da drüben. Wo sie jetzt unbedingt laufen wollte, ihre Füße und Beine aber ihr den Dienst verweigerten. Und trotzdem musste sie das schaffen. Sie wusste, wenn sie das jetzt nicht machen würde, wird in ihrem Herzen eine Wunde verbleiben, die nie heilen würde. Und Heidelberg für immer hassen. Und sie würde so gerne Heidelberg lieben... Sie zwang sich zum nächsten Schritt. Sie sah ihn neben ihr laufen, sah die Qual in seinen Augen, aber auch die Entschlossenheit, es alleine zu schaffen. Damals wusste sie nicht, dass dieser, ihr letzter gemeinsamer Weg sein würde. Sie hatte gehofft, es würde alles wieder in Ordnung kommen, sie hatten sich immer gefreut über die Zeit später, die man zusammen mit den Enkelkindern verbringen würde, über die Länder, die man noch bereisen wollte, über so viele Sachen und Dingen, die noch zu tun wären... Und noch einen Schritt... der Schmerz bohrte immer und immer tiefer und wurde immer und immer schwerer... Ich muss diesen Weg gehen, und auch wenn ich auf alle Vieren kriechen werde… Die Tür... Diese Tür hatte ihn verschluckt und ihn nicht mehr freigegeben. Aber jetzt stand an dieser Tür ein Schild, das etwas Neues anzeigte: Akademie für wissenschaftliche Weiterbildung. Weiterbildung. Das Wort klang in ihrem Kopf wie ein Signal, der ihr die Aufmerksamkeit von ihrem unerträglichen Schmerz der Erinnerungen auf was Neues lenkte. Also keine Kranken mehr hier. Kein Leiden und keine Schmerzen mehr, sondern Wissen und Weiterbildung. Blick für die Zukunft. Sie atmete tief ein und aus. Ihre Gefühle wurden etwas erträglicher, sie wusste aber, dass es nicht zu Ende war. Denn sie musste weiter. Zum nächsten Gebäude. Dort wo sie ihn zum letzten Mal lebend gesehen hatte, mit ihm gesprochen hatte, ihm zugelächelt hatte und ihm geglaubt hatte, als er ihr versicherte, es ginge ihm gut. Das Gebäude, das ihm das Leben aussaugte und ihn ihr nur als leere Hülle zurück gab. Das Gebäude, in das sie mitten in der Nacht eintrat, und wo sie erkannte was Hoffnungslosigkeit ist, was bittere Verzweiflung, was Unverständnis und Angst bedeuten. Sie näherte sich dem Gebäude und spürte wieder mal, wie der Mut sie verlässt. Die Magengrube fühlte sich an wie ein Gefäß voller bitterem Gift, ihr Herz nur ein Lavastein, der ihren Brustkorb zu zersprengen drohte. In ihrem Kopf hämmerten tausend Hämmer aus schwerem Stahl und ihre Beine konnten ihr Gewicht nicht mehr aushalten. Du musst weiter, bis zu Türe. Und auf einmal vernahm sie das ganze Treiben vor und in dem Gebäude, das eine riesige Baustelle war. Auch hier gar keine Kranke mehr, das Gebäude hatte das Leiden satt, konnte es nicht mehr ertragen, und ließ sich erneuern. Wollte Frische atmen, und Farbe bekennen, ein neues Gesicht und vielleicht auch ein neues Herz. Sie schaute herum, und sah, dass auch das alte Gebäude daneben einem neuen Platz gemacht hatte. Die Neugier ließ sie näher kommen und bei Betrachtung des farbfrohen, rosa Bauwerkes, bemerkte sie ein Schild, auf dem stand, dass dieses, das neue Medizin Kongresszentrum sein wird. Sie sah schon die vielen Menschen, die dort ihre Forschungsergebnisse der Welt publik machen würden, die versuchen werden durch Wissen und Forschen die Leiden anderer Menschen zu verringern, oder sie davon zu heilen. Sie wusste, es wird immer Menschen geben, die leiden, und einige die mit ihren Leiden sterben, aber auch die Menschen, die alles versuchen, um anderen zu helfen. Sie drehte sich um, und in diesem Augenblick erkannte sie auch die Baustelle in ihrer Seele: Altes abzuschließen, Manches abzureißen, Einiges zu stärken und Neues aufzubauen. Der Regen setze ein und die fallenden Tropfen auf ihren Körper klärten ihre Gedanken, spülten die Schwere ihrer Gefühle weg und spalteten den Stein in ihrem Herzen in tausende und abertausende Stücke, die sich im Wasser auflösten. Ihre Schritte wurden leichter und schneller, sie lief nochmal zum Ausgangpunkt zurück, und schloss mit sich und der Welt Frieden. Sie schloss mit Heidelberg Frieden. Jetzt konnte sie die Stadt, die sie gehasst hat, wieder lieben... |
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