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Gewitterzeit
prosa [ ]

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von [elienne ]

2009-07-28  |     | 



Der Tag fing verhangen an. Wolken bedeckten fast den ganzen Himmel, aber in weniger als zwei Stunden erschien die Sonne durch eine Wolkenlücke und in Kürze lösten sich auch die übrigen Wolken. Der Tag wurde immer strahlender und heißer. Die 30°C Marke wurde schon in den Mittagsstunden erreicht und sogar überschritten. Aber dann wechselte das Blaue am Himmel in immer mehr werdendes Grau und Dunkelblau, entfernter Donner kündigte eine immer schneller näherkommende Gewitterfront. Die entlud ihre Wassermassen aber irgendwo in der Nähe, trieb dann weiter und kreiste um uns herum. Aber schien uns verschonen zu wollen. Ich ging noch Johannisbeeren ernten. Die reifen, dunkelroten Beeren lächelten mich schon seit zwei Tagen an, ich hatte nur keine Zeit für sie. Aber jetzt wollte ich ein paar pflücken. Die Luft war nicht mehr so heiß, aber irgendwie bedrückend und klebend. Mokili, mein Schlappohrkaninchen hoppelte vor sich hin in meiner Nähe.

„Jetzt ist Zeit, ins Haus zu gehen“, flüsterte mir ein schleichendes Gefühl zu, aber ich widersprach: „Noch nicht, es ist noch Zeit.“ Und so machte ich meine Arbeit weiter. Ein näher kommender Donner ließ ein paar Minuten später mein Gefühl noch stärker zu Sprache kommen: „Jetzt aber, ins Haus mit dir!“ „Ja, ja, gleich!“ Ich wollte mein Eimerchen noch voll kriegen, aber irgendwie spürte ich, dass es doch die höchste Zeit war. Mokili in einer Hand, den Eimer in der anderen lief ich unter den ersten Regentropfen ins Haus.
Blitze erhellten den Himmel und die Donner waren immer näher und stärker zu hören. Meinen PC ausschalten, dachte ich und ein mächtiger Krach zeigte mir, dass nur noch Zeit, um den Stecker aus der Steckdose zu ziehen, war. Genau das Gleiche mit dem Notebook und dem Fernseher und dann schnell nach oben, zu überprüfen, ob alle Fenster und Türen zu sind. Ich stieg in großer Eile die Treppe hinauf, kaum angekommen, hörte ich den gewaltsamsten Donner meines Lebens: In dem Augenblick taten mir meine Ohren weh und ich bewegte meine beiden Hände, um damit meine Ohren zu schützen. Im selben Moment duckte ich mich unter der Tür in das Zimmer rechts von mir, in der Gewissheit, dass die Dachfenstergläser gleich in tausende und abertausende Scherben zerbrechen werden. Ich war wie betäubt, dachte, das Haus wird einstürzen. Meine Ohren taten weh und meine Knie zitterten. Aber ich fasste mich rasch, sah, dass alles in Ordnung war, kein zerbrochenes Fenster, kein einstürzendes Haus, so lief ich die Treppe hinunter, um weiter Geräte aus den Steckdosen auszuziehen.

Die Stille im Haus wurde durch Happy-birthday-Musik unterbrochen. Da ich gestern meinen Geburtstag hatte, dachte ich, jemand hätte heute noch angerufen und auf dem Anrufbeantworter mir die Musik vorgespielt. Aber die Musik entstammte nicht der Telefonanlage, sie kam aus meinem Schlafzimmer. Und da war gar nichts, woher diese Musik kommen konnte. Höchst neugierig, aber auch ein wenig beunruhigt, betrat ich das Schlafzimmer. Und dann wusste ich gleich, was los war. Vor genau drei Jahren hatte ich meinen Geburtstag bei meiner Cousine in Genua gefeiert. Von ihr bekam ich eine schöne Sonnenblume, die einen Chip mit Batterie enthielt und beim Knopfdruck die Geburtstagsmusik strömen ließ. Nur in der Zwischenzeit hatte ich einmal versucht, die Musik anzuhören, aber die Batterie schien leer zu sein. Doch heute, heute brachte der Blitzeinschlag sie wieder zum spielen. „Happy birthday!"

Das Schmunzeln im Gesicht verging mir aber rasch, als ich ins Wohnzimmer ging und irgendetwas nach Verbrannt roch. Dem Geruch nach entdeckte ich, dass der Router, der die Kabelverbindung zu meinem PC für Internet und Telefon herstellt, tot war. Und nicht nur tot, sondern verbrutzelt. Der Strom war im ganzen Haus weg. Ich ließ mich auf einen Sessel nieder und hörte dem Heulen des Windes, dem Wassergeplätscher, den Donnern zu.

Irgendwie fühlte ich mich klein und unbedeutend, den Übermächten da draußen ausgeliefert. Es wurde mir augenblicklich klar, wie arrogant wir Menschen sind, wenn wir glauben, wissend und mächtig zu sein. Wenn wir uns in Sicherheit wiegen. Wenn wir denken, unsere Häuser könnten uns Schutz bieten. Nun, sie können das. Bis zu einem bestimmten Grad. Aber eins sollten wir nicht vergessen. Die 100%e Sicherheit, nach der wir uns so sehnen und die wir so sehnsüchtig anstreben, die gibt es nicht. Wir sind nicht ausweglos ausgeliefert, aber unsere Sicherheit ist etwas Fragiles und Zartes, etwas, das schnell zerbrechen kann. Unsere Leben können von einem Moment auf den anderen sich ändern, manchmal so dramatisch, dass nichts mehr ist, so wie es war. Und unser Leben kann von Schön und Ruhig so schnell in einen Sturm geraten, aus dem nur schwer rauszukommen ist. Und trotz allem. Nach Sturm kommt wieder Sonnenschein, genauso wie nach heiterem Himmel ein Gewitter kommen kann. Ein Auf und Ab, ein Hoch und Tief, ein Hin und Her. Immer werdend, sich immer ändernd.
Das Wetter.
Das Leben

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