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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2004-08-16 | |
Der Fall der Kunst
Der Alte am Tisch in der Ecke blickt ihnen wortlos zu. „Faxen, junge Frau, Faxen“, sagt er mit knirschenden Zähnen. „Sie wissen heute nicht mehr Kunst von Kram zu unterscheiden. Aber es ist alles sinnlos“, trinkt in einem Schluck sein Glas leer und geht. Eine Vernissage, eine neue Ausstellung im Cafè der Künstler. Das Klientel - alles Stammkunden, bewährte Angehörige einer Künstlergesellschaft, man sollte meinen Kenner und Könner von allem, was Kunst ist. Sie alle gratulieren dem Ausstellenden. Hohe Worte des Lobes und Preises werden ausgesprochen. Hohe...leere Worte. Hoch oben an der Decke hängt ein Rahmen, im Inneren dessen eine altmodische, getragene Herrenunterhose ausgespannt ist –‚Pseudo-Abstieg’. Ich versuche damit was anzufangen, nach Form und Komposition zu suchen, doch ehe ich weiter reflektieren kann, höre ich einen renommierten Kritiker meinen, „das Kunststück“ habe...(was?)...mit der Zeit vor ’89 zu tun. Ich gebe mich mit der Erklärung zufrieden und wende mich einem weiteren Exponat zu. Ein mit Spiritus gefülltes Einlegeglas und übereinander aufgespießt zwei Vogelköpfe. Unten, der einer Henne, oben, der von einem Hahn – ‚Cocos meior gallinae est’. Ich wende schnell meinen Blick davon ab, um eventuell sichere Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Dabei denke ich an die acht Jahre Lateinstudium in der Schule zurück und frage mich ob sie sinnlos waren...für den Künstler. Unerwarteter Weise mache ich mir Vorwürfe, ich bin zu hart zum Künstler und zweifle schon an meiner Flexibilität und Offenheit neuer Formen gegenüber. Also versuche ich den un-perfekten Titel mit dem ‚Werk’ an sich in Verbindung zu bringen. Und ich versuche es hart, beim besten Willen, dabei schreit mir eine innere Stimme zu: „Dafür hätte er nicht Jahre an der Belle Arte Uni verbringen müssen! Die Alte aus dem Dorfe, die zaubert, hat einmal so etwas in einem Ritual gebastelt um die Raubtiere, die nachts im Stall herumjagen los zu werden...und die Frau kann nicht einmal schreiben!“ Mir ist dabei klar...es ist sinnlos. Trotzdem fühle ich mich klein und überwältigt, ich verstehe, mein Verstand ist nicht in der Lage solche tiefgründigen Sachen zu verstehen. Das duplizitäre Wesen in mir sagt mal ’Kunst’, mal ’Kram’...umsonst...ich kann Kunst von Kram nicht unterscheiden. Ich steh auf und gehe. Mit knirschenden Zähnen. Ein hohles Gefühl. „Die Faxen“ der Kunst im Künstler-Cafè bleiben für mich verschlossen. Wahrscheinlich werde ich sie nie begreifen können. Ich ignoranter Kunstlaie. Eins aber weiß ich und das ist sicher...ich werde reich werden! Beim nächsten Besuch im Heimatdorf werde ich ein paar Enten schlachten und Hühner und vieleicht ein Schwein. Teile davon werde ich aufspießen und das den Leuten für teures Geld verkaufen und sagen: „ Nimmt hier. Das ist das Kunststück meiner schöpferischen Kraft.“ Und sie werden es alle kaufen und sich daran laben, und vieleicht werden sich manche noch kreuzigen und sagen „Diese Stadtmenschen haben keine Ahnung!“ Epilog: Wenn ein jeder von uns mit offenen Augen herungehen würde, gäbe es schon weniger ‚Pseudo- Künstler’ und wenn nur jeder Zweite dann auch den Mund öffnen würde, um zu sagen: „So ein Kram!“, gäbe es schon mehr Leben auf den Geflügelhöfen, und die Waschmittelfirmen und die Lenjerie-Industrie würden höhere Verkaufsbeträge erhalten und...und....
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