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Kriegsrhetorik in der deutschen Wirtschaft
artikel [ Gesellschaft ]
Kolumne 15

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von [Delagiarmata ]

2004-12-05  |     | 



Irgendwann entdeckt ein Mitarbeiter mehr durch Zufall als durch Auffälligkeit einen Fehler am Zwischenprodukt, eindeutig ohne absehbare Folgen für das Endprodukt, in dem unser Zwischenprodukt a priori für immer und ewig verschwinden wird. Ein sogenannter Sichtfehler. Aber ein Fehler. Aufregung! Krisenmanagement! Der Rohteillieferant ist schuld. Klar! Alle gefertigten Teile sperren. Je mehr Ausschuss, je besser. Der Lieferant trägt sowieso die Kosten und wird so auch zum schnellen Reagieren gezwungen.

Die Qualitätsmanager des Zulieferers reisen an. Die Nachprüfungen vor Ort ergeben aber, dass die Ursachen des ausgemachten Sichtfehlers in der eigenen Planung und nicht beim Rohteilhersteller liegen. Wie viel Hunderttausend Teile seit Jahren so produziert wurden, weiß natürlich kein Mensch. Die Anordnung an die Mitarbeiter lautet ab sofort: Was einigermaßen in Ordnung ist, wird als einwandfreies Produkt geliefert, also je weniger Ausschussteile.

Woher kommt diese nicht die kleinsten erkennbaren Selbstzweifel oder gar Schuldgefühle freisetzende Geisteshaltung der Beteiligten, die in diesem Fall sofort einen Geschäftspartner – denn nicht mehr, aber auch nicht weniger sollte ein Zulieferer sein – zum Sündenbock abgestempelt und im Handumdrehen zum Feindbild erklärt haben.

Eine der Antworten könnte in der Kriegsrhetorik, die im deutschen Wirtschaftsleben auszumachen ist, liegen. Da werden Bastione verteidigt oder auch sturmreif geschossen, feindliche Übernahmen getätigt oder abgewehrt, Bedrohungen von Außen registriert, harte Kämpfe mit internationaler Konkurrenz ausgetragen, heftige Preiskämpfe toben, Schlammschlachten werden mediatisiert, Durchbrüche erzielt, David ist gegen Goliath dauernd irgendwo in der Republik im Einsatz, allerorts wird mit harten Bandagen gekämpft, an so mancher noch ruhigen Front droht unmittelbar Krawall, strategische Allianzen platzen, im Strudel der Gier entsteht dauernd neuer sozialer Sprengstoff, und wenn ich morgen die Tageszeitung auf der Wirtschaftsseite öffne, finde ich bestimmt noch andere Beispiele dieser Kriegsformulierungen.

Das alles sollte uns trotzdem nicht übermäßig wundern, denn die Universität Eichstätt sucht schon seit geraumer Zeit händeringend nach einem Professor für Wirtschaftsethik. Wie Sie richtig vermuten: erfolglos!

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