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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2004-06-20 | |
Der Kapitalismus stößt zur Zeit an seine Systemgrenzen. Das wurde schon bald nach dem Durchschneiden der Stacheldrahtgrenzen und dem Fall der Berliner Mauer erkennbar.
Was bisher als Wohlstandssegen unter dem Namen „Soziale Marktwirtschaft“ firmierte und schon kurz nach 1989 zur „Freien Marktwirtschaft“ mutierte, entpuppt sich täglich als ein Gesellschaftssystem, das seine Verkündigungen nur so lange wahrmachen konnte, als es einem konträren (übrigens auch Wohlstand verkündenden) System gegenüber stand. Mit dem Sieg des Kapitalismus über den Kommunismus war ein historischer Schlussstrich fällig. Sollte darunter eine Welt ohne Gegensätze stehen? Nein! Das bleibt so unvorstellbar wie unrealistisch. Der Gegensatz hat lediglich ein neues Outfit bekommen und ist noch krasser als vorher und vor allem ist er neuerlich weltweit dimensioniert. Natürlich haben sich die zwei Systemkontrahenten auch neue Namen zugelegt: Niedriglohnländer und Hochlohnländer. Hatten die Beiden vorher bloß ein Sufix (-ismus) als Gemeinsamkeit aufzuweisen, so haben sie jetzt immerhin schon ein Wort (-länder) mit in die Namensvetternschaft eingebracht. Und wenn wir schon mal (eher zufällig) bei den Gemeinsamkeiten sind, so sei noch eine entsprechend „gewürdigt“: die Korruption. Die nimmt da wie dort immer verrücktere Ausmaße an. Damit wäre dieses Feld aber auch schon beackert. Der Rest ist Himmel und Erde, Wohlstand und Armut. Sie stehen sich gegenüber und keineswegs nebeneinander, die zwei neuen alten Systeme, wie das so mancher gutmeinende EU-Befürworter – zu denen ich mich auch rechne – allzu gerne sieht. Die Schuld am Gegen- statt Neben- oder gar Miteinander ist eindeutig im Mangel an Arbeit zu erkennen. Die vorhandene Arbeit wandert unter der Befehlshoheit nur dem share holder value (Aktienwert) verpflichteter Manager aus den Hoch- in die Billiglohnländer. Was daraus wird, ist noch kaum abzusehen. Das nur eines der Systeme auch diesmal überleben wird, ist aber sicher. Ob allerdings wieder rund 80 Jahre bis zum Ende dieser Auseinandersetzung – hoffentlich bleibt es bei einer ökonomischen – vergehen müssen, wird die Geschichte uns in ihrer unbestechlichen Irreversibilität früh genug zeigen. Wofür es sich in dieser Auseinandersetzung der kommenden Jahre lohnt zu kämpfen, ist die soziale Komponente der Globalisierung. Sie wird von Tag zu Tag brisanter und wenn selbst Forscher im Dienste von DaimlerChrysler sich darüber Gedanken machen, unterstreicht das ihre enorme Bedeutung für eine noch weitgehend vernebelte Zeit. In der Berliner taz (die tageszeitung, 5.April.2004)) haben Eckard Minx und Harald Preissler einige ihrer Ideen veröffentlicht und folgendes Fazit gezogen: „In jedem Fall sollten Zukunftsplanung und -gestaltung als diskursiver Prozess organisiert werden, in dem soziale Innovationen einen festen Platz haben. Dabei geht es nicht um altes oder neues, sondern um anderes Denken, in dem drei Elemente zusammenfinden müssen: Abkehr von Schlagwortgefechten und gedankliche Erweiterung und Vertiefung der Diskurse; Akzeptanz von Alternativen statt des Glaubens an Sachzwänge; Mut zu sozialutopischen Geschichten, in denen nicht nur Abstraktionen, sondern Vorstellungen über reale Lebensbedingungen von Menschen einen wesentlichen Platz haben.“
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