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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2004-04-25 | |
Die Freiheitsbewegung der Salpeterer unterscheidet sich von vielen Volkserhebungen dadurch, dass sie kein zeitlich kurz begrenztes Aufbegehren war, sondern eine wahre Menschenrechtsbewegung, die Generationen von Hotzenwäldern beschäftigt hat. Thomas Lehner hat auf alle zugänglichen Quellen – literarische, archivierte und mündlich überlieferte – zurückgegriffen, um hinter die Besonderheit des Salpeterer-Phänomens zu kommen.
Lehner zitiert in seinem broschürten Büchlein (10 x 17,5 cm) reichlich aus zeitgenössischen Quellen und bietet uns auch die Möglichkeit das eine oder andere Faksimile selbst zu entziffern. (Natürlich wird auch die Druckschrift nachgeliefert.) So erfahren wir, dass am 9. Oktober 1755 „eine Menschenjagd begann“ und die „Haupträdelsführer einer neuen Salpeterer-Verschwörung“ samt ihren Angehörigen verhaftet wurden. Während die Männer im Kerker saßen, mussten „20 Weiber, 34 Söhne und 31 Töchter“ sich im Waldshuter Waldvogteihof ihr und ihrer Männer Verbannungsurteil anhören: „ ...zur vollverdienten Straf und damit in dem Land der Gott dem Allmächtigen gefällige Fried und Einigkeit, auch der Ihre kaiserliche Majestät als allerhöchsten Erblandsfürstin schuldige Gehorsam wieder hergestellt und fortgepflanzt werde, mit ihren Weibern und Kindern zur Emigration aus dem Land angehalten und nach beschworener Uhrfed, daß sie nicht mehr in das Hauensteinische zurückkehren wollen, zur Transaktion nach Siebenbürgen verurteilt werden, ...“ Dass es dann doch nur bis in das etwas näher liegende Banat ging, erfahren wir aus einer weiteren Schilderung Thomas Lehners: „ Von den 112 Hotzenwäldern, die im Oktober 1755 aus Waldshut hinausgekarrt worden waren, kamen nur 105 im Banat an; sechs kleine Kinder und ein Mann starben auf der Reise. Ins Banat hatte man die Verbannten gebracht, weil sie katholisch waren und dort vorwiegend katholische Siedler aus der Pfalz, Baden und Bayern lebten. Da man den Salpeterer-Familien selbst in der Verbannung nicht traute, wurden sie auf verschiedene weit auseinanderliegende Dörfer verteilt. Sie konnten also keine Schwarzwälder Kolonie bilden. Viele starben gleich zu Beginn der Verbannung am Sumpffieber.“ Das Schizophrene an genau dieser Salpeterer-Episode ist, dass die Hauensteiner sich eigentlich nie gegen die Wiener Krone auflehnten. Im Gegenteil, sie riefen diese immer als Helfer und Schutzmacht ihres Unabhängigkeitskampfes gegen die Äbte des Klosters St. Blasien auf. In einer „Chronik der Südschwarzwälder Befreiungsbewegung in Synchronopse mit revolutionären und politischen Ereignissen anderwärts“ wird deutlich, wie alt diese Fehde eigentlich schon war: 1245 – Die Habsburger werden die Herrscher über den Hotzenwald mit dem Kloster St. Blasien einerseits und andererseits mit Frei- und Königsbauern auf dem „Wald“, sogenannte Rodungssiedler, ausgestattet mit uralten Sonderrechten. „Von Anfang an gibt es Streitigkeiten zwischen den Bauern und dem Kloster, das seine Rechte erweitern will.“ 1934 – Todesjahr des letzten sich zu den Freiheitsidealen der Salpeterer bekennenden Hotzenwälder. Thomas Lehner hat die 680-jährige Unruhezeit des südlichen Schwarzwaldes, mit dem Schwerpunkt auf dem Wirken der Salpeterer liegend, aufschlussreich, kurzweilig und phantasieanregend aufbereitet. Für interessierte Leser aus Südosteuropa ist der Stoff umso interessanter, als mehrere Salpeterer-Anführer nach Belgrad, ins Banat und nach Siebenbürgen verbannt wurden. Thomas Lehner: Die Salpeterer – Wie Schwarzwälder für ihre Freiheit stritten und litten; Schillinger Verlag Freiburg, 2000; ISBN 3-89155-252-1
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