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EU am Mittagstisch
artikel [ Gesellschaft ]
Kolumne 32

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von [Delagiarmata ]

2006-05-05  |     | 



Morgen ist wieder volles Haus, sagt meine Frau, bevor ich zur Samstagnachmittagsspätschicht aufbreche. Kein Problem. Das macht ihr Spaß, auch wenn sie den ganzen Sonntagmorgen in der Küche verbringen muss.

Um der Sache jeden Schreck zu nehmen, muss jetzt allerdings erst mal eingeräumt werden, dass „volles Haus“ eigentlich nicht mehr heißt, als dass statt wie üblich vier morgen sechs Personen am Mittagstisch sitzen werden. Die Freundin und der Freund unseres Sohnes und seiner Schwester sind auch mal wieder da.

Das heißt, und das ist das Schöne an der Sache, da sitzt ein vereintes Europa am Tisch, ohne dass sich jemand irgendwelche Gedanken darüber macht. Darauf kam ich allerdings auch erst mit der Zeit. Und meine Feststellung hat auch nur Gültigkeit, wenn man in historischen Dimensionen denkt.

Zeitliche und geographische Räume stehen in direktem Verhältnis. Je weiter ich in der Zeit zurückgehe, je größere geographische Gebiete erschließen sich mir.

Der Junge ist hier aus der Stadt. Alteingesessene Familie. Nur, dann meinte er mal, seine Oma spräche einen sehr ähnlichen Dialekt wie meine Frau und ich. Also folgte das gebührende Nachhacken. Aha. Sie stammt aus dem ehemaligen Jugoslawien; ist also eine vertriebene oder geflüchtete Donauschwäbin.

Das Mädchen schwäbelt munter drauflos. Dieser Zungenschlag kommt unverkennbar aus dem Ländle. Und als wir mal bei ihr zu Hause weilten, war da beim Kaffee & Kuchen auch ihre „Omi“ zugegen. Und wie eben ein Wort das andere bei so einem Bekanntschaftstermin ergibt, fand die betagte Dame im (hoffentlich) zukünftigen Schwiegervater ihrer Enkelin schnell einen interessierten Zuhörer. Was ich vernahm, war eine der Millionen Vertriebenengeschichten, die in Schlesien ihren Ursprung hatte.

Die Großmutter meiner Frau erblickte in Tarutino, in Bessarabien, das Licht der Welt. Meine Frau und ich stammen aus dem gleichen Dorf im rumänischen Banat.

Aber wenn ich jetzt den noch lebenden oder persönlich gekannten Personenkreis verlasse und mich in die Kirchenbücher unseres Geburtsortes vertiefe, so stoße ich auf Herstammungsortschaften unserer Vorfahren, die links und rechts des Rheins liegen. In Conclusio heißt also meiner Frau ihr geliebtes „volles Haus“ nicht mehr als das Resultat geballter europäischer Geschichte aus gut drei Jahrhunderten, die den Aufstieg und Untergang großer Imperien beinhaltet und sich auf einer Schaubühne zwischen Rhein und Dnjester abspielte.

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