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Blick aus dem Orchestergraben
artikel [ Internet ]
Kolumne 62

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von [Delagiarmata ]

2008-11-06  |     | 



Zum 5. Geburtstag von http://deutsch.agonia.net/index.php

Im September nahm ich an einer sehr professionellen Führung, informativ & humorvoll, durch das berühmte Wagner-Festspielhaus in Bayreuth teil. Ernüchterung und bei dem Einen und Anderen wohl auch Enttäuschung machten sich breit, als wir nach etlichen Stufen abwärts im Orchestergraben standen. Tief und schwarz, das vorhandene Licht eher irrlichternd als leuchtend, wirkte er auf die Besucher.

Das ist die Unterwelt in ihrer furchterregenden Wahrhaftigkeit. Die Menschen, die hier der Tonkunst in all ihrer Vollkommenheit frönen – es muss ihnen bei allem finanziellen Verdienst und professioneller Anerkennung auch um ein gehöriges Maß Liebhaberei gehen -, haben keine Sicht in den Saal und schon längst keine auf die Bühne. Sie zaubern die genialen Melodien und Harmonien des großen Meisters Richard Wagner aus ihren Instrumenten und entlassen sie in den Raum, hinaus aus der Unterwelt, hin zu den Menschen. Wie diese reagieren, bleibt ihnen weitgehend verborgen.

Andererseits kann es in den Seelen der Musiker dort unten so düster nicht sein. Der Zauber ihrer Musik könnte sonst die Herzen über ihnen nie erreichen und die Menschen dazu veranlassen, Sommer für Sommer auf den Bayreuther Hügel zu pilgern, Prominentensteg hin oder her. Es liegt Inbrunst in ihrem Tun.

Geht es uns vielleicht anders oder auch ähnlich, die wir zu Hause im Stillen Kämmerlein, möglicherweise sogar leicht abgedunkelt, oder gar im Hobbyraum, sprich Keller, sitzen und jeweils unseren PC mit Buchstaben, Wörtern und Sätzen füttern, die Tastatur als Instrument benutzend und uns auf den Bildschirm wie auf ein Notenblatt konzentrierend? Schlummert in unserem meist so einsamen Wirken nicht gleichsam Inbrunst? Wohnt unserem oft mühsamen Verseschmieden nicht die gleiche Hingabe inne wie den Tonkünstlern aller möglichen und unmöglichen Couleurs?

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Der Dichter ist meist einsam und sitzt oft zwischen allen Stühlen.

So wie die Musiker in der weltentrückten Tiefe des Orchestergrabens nicht wissen, ob der Applaus nach dem Fall des Vorhangs auch immer ihnen – zumindest ein Bruchteil davon – gilt oder nur den Künstlern auf der Bühne, so werden auch wir nie erfahren, ob die Anklickung unserer Texte auch Anerkennung, Lob & Tadel, für unser Schreiben bedeuten oder nur anonymem, gelangweiltem Surfen in der Unendlichkeit der virtuellen Welt zu verdanken sind. Dabei ist die Sehnsucht nach Wahrgenommenwerden immanent, im Hobbyraum wie im Orchestergraben.

Anni-Lorei Mainka schreibt in einer ihrer Anmerkungen: „Vielleicht unterhalten wir uns über eine zukünftige Lesung, im nächsten Frühjahr bei dir unten? Du mit deinem Werk ich mit meinem, Miroslav mit seinem?“ Die Sehnsucht nach Kommunikation mit Gleichgesinnten gehört zu unseren ureigensten Gefühlen. Besonders bei sensiblen Dichternaturen scheint sie stark ausgeprägt zu sein. Anni-Lorei ist so eine Natur. Ihre Gedichte sind der schlagende Beweis dafür. Sie entspringen nachempfindbarer Einsamkeit und einem steten Kommunikationsbedürfnis. Trifft ihre Anfrage aber auf eine zwar nicht angeborene, aber mit fortschreitendem Alter bei manchen Menschen immer stärker werdende Öffentlichkeitsscheu (zumindest körperlich), so ist ihrem zweifellos ehrbaren Ansinnen kaum ein Erfolg beschieden. Auch das gehört zu einem nicht immer erhebenden Dichterdasein.

Niemand sieht in den Orchestergraben, in die Gesichter und schon längst nicht in die Herzen der Musiker. Niemand sieht in die Schreibstätten, in die Gesichter und schon längst nicht in die Herzen der Autoren. Aber ihr Fühlen drängt trotzdem ans Licht, in Ton und Schrift, für jeden Liebhaber in irgendeiner Form – Konzert, CD, Buch, Personal Computer – erreichbar.

Durch diese deutsche Site von agonia/net treten Texte, aus einsamem Kämmerlein kommend, gleichsam den Tönen aus dem Orchestergraben, ihren Weg in die unendlichen Weidengründe der Wortsphären an, und das nun schon seit fünf Jahren. Wenn auch nur hie und da jemand aus dem virtuellen Raum die eine oder andere Seite anklickt, liest, zustimmt, ablehnt, sich freut oder ärgert, dann ist die immerwährende Sprachsuche des einsamen Schreibers in seinem stillen Kämmerlein auch weiterhin alle Mühe wert.

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