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Die Habsburger
artikel [ Presse ]
GESCHICHTE –Sonderausgabe des SPIEGEL

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von [Delagiarmata ]

2010-01-16  |     | 



Das letzte Heft der Sonderreihe GESCHICHTE, die das Wochenmagazin DER SPIEGEL herausbringt, beschäftigt sich mit dem Hause Habsburg. Ein geschichtsbewusster Südosteuropäer greift da natürlich spontan zu. Und die dafür ausgegebenen 6,80 Euro sind es wert, mal kurz abzutauchen in eine Welt, die man so nie kannte, aber sie jetzt im Nachhinein sogar dort vermutet, wo sie vielleicht gar nicht war, aber vor allem dort, wo die eigenen Vorfahren begraben liegen. So etwas passiert einem allerdings nur, wenn man die entsprechende hedonistische Ader besitzt. Darin wallt das Blut eben anders, unterliegt eigenartigen sinneslustigen Schwankungen.

Man könnte gegen solche Themenhefte allgemein argumentieren, dass Interessierte sowieso die wesentlich ausführlicheren Bücher zu der Thematik kennen und einige davon sogar im eigenen Bücherregal stehen haben. Ganz belanglos ist diese Argumentation zwar nicht, aber auch kein Grund, dieses Heft nicht zu kaufen. Im Gegenteil.

Diese Art von Geschichtsjournalismus hat etwas zu bieten, was kein noch so leger verfasstes Geschichtskompendium oder eine Biographie gewähren kann: die Gegenwartsbezogenheit des behandelten Stoffes. K. u. k. ist Vergangenheit. Aber ihre Hinterlassenschaft ist Gegenwart, quer durch Europa. Und die wird in dieser Nummer dargestellt, mit viel Phantasie, Subjektivität, einer flotten Sprache und anderem mehr, was eine gute Essayistik ausmacht.

Wer sich angesprochen fühlt, darf hier wirklich miterleben, auch neue Zusammenhänge knüpfen und sie auf das eigene Erleben wirken lassen. Wenn er dann schmunzelnd feststellt, dass sein geistiges Empfinden hie und da etwas mit... „Kakanien“ (Robert Musil) oder gar einem unbewusst empfundenen „Herkunftskomplex“ (Thomas Bernhard) zu tun hat, darf sich seiner in ehrwürdigem, mythengetränkten k. u. k.-Boden wurzelnder Identität sicher sein. Dazu muss man allerdings lesen, betrachten, fühlen, sich sentimentaler Anwallungen nicht schämen und selbstbewusst zu seinem Ursprung (soweit bekannt) stehen.

Die Autoren dieser fesselnden und lehrreichen Chroniken sowie bezaubernden Reportagen und besinnlichen Essays sind: Johannes Saltzwedel, Christoph Gunkel, Hans-Ulrich Stoldt, Manfred Ertel, Georg Bönisch, Mathias Schreiber, Thorsten Oltmer, Markus Grill, Eva-Maria Schnurr, Helene Zuber, Jan Puhl, Uwe Klussmann, Brigitte Hamann, Hans Hoyng, Susanne Beyer, Jan Friedmann, Frank Thadeusz, Sebastian Knauer, Karen Andresen, Tobias Becker, Joachim Kronsbein, Sigrid Löffler, Eberhard Straub.

Und als Geschmacksanreger ein kurzer Ausschnitt aus Walter Mayrs berührender Reportage Frei unter erloschener Sonne – Vom Sumpfland am Rand des Zarenreichs bis zur Adriaküste reichte Habsburgs Herrschaftsgebiet. In den seither entstandenen Nationalstaaten dient das Erbe Österreich-Ungarns vor allem als Kulisse. [...] Das Streckennetz aus Zeiten der Monarchie wird bis heute bedient. Hellblaue, gusseiserne Ungetüme aus sowjetischen Werkstätten donnern nun durch Galizien; Waggons der rumänischen Staatsbahn, mit blinden Leselampen und schadhaften Fauteuils in den Abteils, werden durch Siebenbürgen geschleppt; und im serbischen Banat patrouillieren auf Provinzbahnhöfen weiter Gleiswart wie Wagenmeister mit Ölkanne und langstieligem Hammer. Eine Reise entlang der Peripherie des untergegangenen Reichs dauert heute länger als vor hundert Jahren. Wer mit der Bahn von Brody an der alten Grenze zum zaristischen Russland über das siebenbürgische Hermannstadt bis vor die Tore Belgrads fahren will, und weiter über Sarajewo nach Triest an der Adria, ist 74 Stunden und 11 Minuten auf Schienen. [...]


DER SPIEGEL – GESCHICHTE – Nr. 6/2009; SPIEGEL-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG, November 2009, ISSN 3632-603; 6,80 Euro


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