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Die Fliege
drehbuch [ ]

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von [NSD ]

2004-08-27  |     | 



Eine Küche auf dem Land in Rumänien. Schief, eng, Boden aus Lehm, Schüsseln aus Blech an allen Wänden. Auf den Herdplatten verbrennen Auberginen. Daneben – zwei Frauen, barfuss und mit Kopftuch. Die kleine, dürre Frau schaut böse in ein Wasserbecken, wo sie die verbrannten Auberginen schält. Die große, dicke Frau hängt Fliegenbänder an die Decke. Sie ist ganz durchgeschwitzt und spricht ununterbrochen:
- und ich sag`s Ihnen – ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan, denn er hat immer geschrien „ich sterbe, ich sterbe“, und er hatte violette Lippen, und sein Kopf ist hin und her gefallen wie bei den Puppen... und er hat geschrieen „nimm` mich nicht, nimm` mich nicht“... und er hat gesagt, es kommt ein Mann mit Bart und schwarzem T-Shirt und zieht ihn herab.
Die kleine, dürre Frau schaut weiterhin böse auf die Auberginen im Wasserbecken.
- und es ist nicht vom Trinken, weil er nicht so chemische Sachen gekauft hat – es waren unsere eigenen Mirabellen. Und er hat nur ein bisschen getrunken, zu Vatis Geburtstag. Oh weh, aber diese Bänder fangen nur die Asche von den Auberginen, denn die verfluchte Fliegen... Gott vergib...



In einem Dacia-Auto der Fahrschule. Bewegte Kamera. Man hört den lockeren Auspufftopf. Ein staubiger Weg führt über das Feld. Am Lenkrad – ein verkrampfter Junge mit Brille und eingedrückter Frisur. Neben ihm – der Lehrer, ein hektischer Zigeuner.
Eine Fliege setzt sich auf das Lenkrad.
Der Lehrer schlägt auf das Lenkrad, wobei der Junge erschrickt und die Hände vom Lenkrad nimmt. Der Lehrer schreit:
- Nimm` nicht die Hände vom Lenkrad!
Der Junge legt eingeschüchtert seine Hände zurück auf das Lenkrad.
Der Lehrer: - Und bück` dich nicht so in den Kurven! Du bist nicht auf dem Motorrad! Und was biegst du so um den toten Hund? Ist er etwa radioaktiv?
Der Lehrer versucht aufgeregt, die Fliege zu fangen.
- Zum Teufel mit dieser Fliege. Komm`, bieg hier rechts ab, durch dieses elende Dorf! Und gib` Gas, denn wer will, wird sich schon von selbst hüten!
Sie fahren durch das Dorf. Auf der Windschutzscheibe sieht man vorbeiflatternde Licht- und Schattenpunkte von den Bäumen... sie flattern immer schneller, der lockereAuspufftopf bebt, man hört Hühner gackern, Frauen schreien, Flüche...
Der Lehrer, halb aus dem Fenster herausgeklettert, schreit zurück: - Ihr seid selber Hurensöhne, lahme Ochsen! Die Fahrbahn ist für Kraftfahrzeuge!
Nach dem Dorf kommen sie auf einen rüttelnden Weg. Der Lehrer steigt zurück ins Auto und sagt bewegt:
-Schau`, hierher hab` ich die süße Magda gebracht! Und wir saßen dort auf der grünen Wiese, schau dort, oh, so nahe... du schau` auf deine Fahrbahn, sieh`, dass du gut fährst, ich werde schon alles beschreiben... oh, Kind, schau dort war sie, auf der grünen Wiese...



Grünes Gras, geschnitten in gleicher Höhe. Auf einem Fußballfeld steht die ganze Fußballmannschaft in Reih und Glied. Der Trainer spricht über jeden einzelnen Fußballspieler, von wo er kommt, wie viele Tore er geschossen hat, ob er Knieverletzungen hatte, oder Krämpfe... Der Priester nickt mit Güte: - So so, Kinder! Und lässt seine rechte Hand von den Fußballspielern, an denen er vorbeigeht, küssen.
Als er am Ende der Reihe ankommt, fragt er den Trainer: - Jetzt gleich?
Der Trainer: - Wollen Sie nicht erst sehen...?
Der Priester, höflich: - Doch, natürlich!
Der Trainer führt den Priester auf die Reservenbank, lässt ihm ein Glas Wasser bringen und beginnt ein Aufwärm-Match. Der Priester holt sich ein Taschentuch und versucht gütig, eine Fliege zu vertreiben. Er schaut auf die Uhr.



Eine verrauchte Küche. Die kleine, dürre Frau wäscht sich verbrannte Auberginenschalen von den Händen in einem Wasserbecken. Sie schaut auf die Uhr. Die große, dicke Frau versucht, die klebenden Fliegenbänder von den Händen abzulösen und spricht ununterbrochen:
- ... denn ich habe geträumt, eine Nacht zuvor, er war gestorben und da war auch der Priester, Ihr Mann, und er hat uns gefragt „Wo ist das Essen für den Toten“.... und es waren da alle Kinder, und Ihr Sohn auch, und irgendwelche Verwandte aus dem Ausland... es waren alle da – auch seine Geschwister und alle Nachbarn... und alle weinten... oh, wie sie alle weinten! Denn so schön ist es noch nie beim Toten gewesen! Und wir hatten so viel zu essen... denn in dem Jahr hatten wir gute Ernte... so viel Gutes... alles nur für den Toten!



Auf dem Fußballfeld beräuchert der Priester die knienden Fußballspieler mit Weihrauch: -...und ihr sollt das ganze Jahr hindurch nur gewinnen! Die Engel sollen euch über grüne Wiesen bis zum Tor begleiten! Ohne Knieverletzungen! Ohne Krämpfe! Ohne jegliche Kratzer! Sie sollen euch in höchster Geschwindigkeit zum richtigen Tor begleiten!
Er dreht sich zum Trainer um: - Und dir, Miron, sollen sie große Arbeitskraft geben! Du sollst Willen haben, um auf das Teufelsgetränk zu verzichten. Und Frau Magda soll wieder Liebe und Vertrauen zu dir haben!
Zufrieden: - So! Jetzt – Amin!
Er will gehen. Der Trainer läuft ihm in Demut nach:
- Herr Priester, Herr Priester: und das Foto...?
Die Fußballspieler nehmen Aufstellung für das Foto, der Priester kommt in die Mitte. Es wird ihm ein Fußball gereicht.
Der Fotograf kommt herbei. Kader: klick! Die Fußballspieler mit Fußballspielergesichten. Der Priester mit dem Ball in seiner linken Hand. Mit der rechten vertreibt er gütig eine Fliege.



In der verrauchten Küche klopft die kleine, dürre Frau auf die Auberginen. Die große dicke Frau versucht immer noch die Fliegenbänder von ihren Händen loszubekommen und immer noch spricht sie ununterbrochen:
-... und dann habe ich meiner Mutti gesagt: „Mutti, was soll ich tun, es kommt mir keine Träne!“ - und meine Mutti: „ja Magda, schau auf den Boden, dann merkt es keiner!“ Aber sehen sie – ich habe kaum Ihrem Mann für die Totenmesse bezahlt, da kommt mein Mann wieder mit so elektrischen Kabeln. –„Du“, sage ich, „oder bist du gestorben, oder bist du auferstanden!“
Sie kann endlich die Fliegenbänder von den Händen losbringen. Sie schlägt hart in die Töpfe, die auf dem Fußboden springen:
- Verfluchte Fliegen, wann wollt ihr einmal sterben!
Sie beruhigt sich plötzlich: - Gott vergib!
Sie kommt zu sich: - Soll dieser Traum ein Zeichen sein? Es waren noch viele Zeichen... Und jedes Mal, wo es ihm schlecht war, haben so Vögel auf dem Dach gesungen...
Die kleine, dürre Frau hebt plötzlich ihren Kopf. Ihr Kopftuch fällt. Ihre Augen schauen groß und entsetzt.



Das Auto knattert, der Lehrer schreit:
-Bremsen! Sofort bremseeen!
Das Auto wird beschleunigt.
Der Lehrer entsetzt:
- Nicht auf das Gas, du Ochse...
Sie fahren in einen Graben. Staub, schwarz, Ruhe. Pause.
Der Staub setzt sich. Irgendwo in der Ecke etwas Zerbrochenes.
Die Stimme des Lehrers, heiser: - ich kann nichts mehr hören...
Bewegt sich im Auto herum: - Ha, die Fliege ist tot!
Glücklich, mit Schwung: - Komm Lieber, gib den Rückwärtsgang hinein und lass uns fahren!

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