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■ Gedanken am Abend
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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2004-05-11 | |
Nichts ist witziger als eine Ente, die im Wasser landet. Zuerst landet ihr Schwanz, ein Streifen plätschert, und dann kommt auch die Ente an, mit O-Beinchen.
Wenn eine Ente auf dem Asphalt landet, hört sich das an wie eine Autobremse. Aber natürlich viel leiser. In Bonn gibt es viele Enten. Sie schwimmen im Rhein, fliegen über Gärten und landen, wo sie nur wollen. Vor unserem Institut kam immer dasselbe Entenpaar. Er ging vor, und sie kam ihm brav hinterher. Sie kamen, um Gras zu picken. Unser Rasen ist Marke Evergreen - von denen, die gerollt verkauft werden und die auch im Winter grün bleiben. Die Naturschützer sagen, dass es ein Gras gegen die Natur ist. Es krümmt sich nicht, wenn man darauf tritt und bleibt frisch-grün wie der geschmacklose Apfel aus der Werbung für gesunde Zähne. Unser künstliches Paradies wird real, jedes Mal, wenn es von Enten gepickt wird. Aber diese Vögel verlieren ihre Glaubwürdigkeit, jedes Mal, wenn sie so witzig landen. Vielleicht wollte dieses Entenpaar allen Unglauben ausräumen, oder vielleicht hat es selber an das grüne Gras geglaubt... auf jeden Fall wurde es sesshaft. Es flog nicht mehr - es kam nur zu Fuß, so wie wir uns vorstellen, dass es die Enten tun. Wie jeder Institutsrasen ist auch unserer hochgewachsen, beschützt vom Fleiß der üblichen Hobbygärtner. Und die zwei Enten schaukelten friedlich im ständig grünen Gras. Bis sie eines Tages nicht mehr kamen. Am Abend habe ich ein ungewöhnliches Spektakel gesehen. Das Enten-Männchen saß verzweifelt in der Mitte der Strasse. Sein Weibchen war vom Auto überfahren worden. Es war ein warmer Tag, und der Brei war etwas ausgetrocknet. Aus ihren leeren Augen flossen Ameisen. Die Feder eines Flügels winkte bei jedem Auto, das vorbeifuhr. Das Männchen stand auf der Strasse und lauerte auf die Autos. Nach jedem Luftwirbel kam er schnell, um zu sehen, wie sich seine Ente bewegt. Dann richtete er sich auf und tat so, als würde er vorangehen. Nach einigen Schritten drehte er sich um. Und kam wieder zurück, um die Bewegung wiederzusehen. Er wartete aufgeregt. Er wartete und wartete, und wenn sich seine Ente nicht mehr bewegte, erstarrte auch er. ... Vielleicht wurden ihm seine Glieder zu starr, denn nach einiger Zeit begann er, sein kleines Gewicht von einem Füßchen auf das andere zu wechseln. Und wieder kam er mit dem witzigen Schaukeln in die Mitte der Straße. Ein guter Bürger hat die tote Ente in eine Zeitung gepackt und sie an den Straßenrand gelegt, neben dem Fahrradweg. Das Enten-Männchen hat sich etwas entfernt, aber ist dann wieder zu seiner Ente gekommen. Und neben der Ente hat er gelauert... mal auf Autos, mal auf Fahrräder. In der dritten Nacht hat eine verträumte Nachtigall einen Liedbeginn fallen lassen. Das Lied ist ausgerutscht und auf dem Boden gerollt. Die Bäuche der schlafenden Tauben wurden zu leuchtenden Laternen, und die Erde hat sich mit punktförmigen Lichtern gefüllt. Am Straßenrand quoll die zerquetschte Ente auf zu einem Vollmond. Die um sie verbreiteten Eingeweide glänzten wie eine Aura. Und dann drehte sich die Welt leicht um, und die Ente fiel in den Himmel. Ihr treues Enten-Männchen folgte ihr. Am folgenden Morgen saß eine hässliche Alte in ihrem Garten und mähte den Rasen. Wie alle Bio-Deutschen knabberte sie an einer rohen Möhre. -Warum sucht ihr den Vogel an meinem Tor? fragte sie mit vollem Mund. -Er wurde von den Müllmännern abgeholt.
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