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■ Eine Krone von Veilchen
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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2017-10-12 | |
Ich stand zuhause im Bad und sah in den Spiegel. Augenringe und Rötungen zierten meine einst strahlenden, blauen Augen. Meine blonden Haare waren zerzaust und der Ansatz war schon wieder braun. Ich hatte sichtlich abgenommen, da ich kaum noch etwas aß. Ich holte eine Rasierklinge aus dem Schrank und beäugte sie genau. Schon so oft hatte ich die Klinge in den Händen gehalten und jedes Mal lief es auf dasselbe hinaus. Ich schürzte meinen Ärmel hoch und setzte das Messer an meinem Unterarm an. Ich drückte leicht auf und zog eine Linie auf meiner Haut. Es tat weh, aber als das Blut aus der Wunde quoll, machte sich Erleichterung in mir breit. Ein zweites, ein drittes, ein viertes Mal... Ich hörte erst auf, als mein Unterarm mit Blut überströmt war. Ich wusch die Rasierklinge ab und auch meinen Arm ließ ich mit der klaren Flüssigkeit in Berührung kommen. Mein abgewaschenes Blut verschwand im Abfluss und ich starrte noch eine Weile ins Waschbecken. "Daniel, wo bist du?", fragte Ardy durch die ganze Wohnung. Ich rührte mich nicht, zeigte keine Reaktion, starrte einfach weiter auf den Punkt im Becken. "Daniel?!", rief mein bester Freund erneut. Seine Stimme ließ mich Schmerz fühlen. Seine Stimme riss die riesige Wunde auf. Die Wunde, die man nicht sah, nur spürte, wenn sie aufreißt. Die Wunde in meinem Herzen, die mir zeigte wie sehr ich ihn doch liebte. Ich keuchte schmerzerfüllt auf und musste mich am Waschbecken abstützen, um nicht umzukippen. Tränen stiegen mir in die Augen und rannten still an meinen Wangen hinab. Ich vernahm Schritte vor der Badezimmertür, die sogleich auch geöffnet wurde. Ich drehte mich um und sah in das Gesicht Ardians. Zuerst spiegelte sich Wut in seinen Augen wider, doch als er meinen Unterarm musterte machte sich schnell Schock in ihnen breit. "warum machst du das?", fragte der Ältere, doch ich sah ihn einfach nur stumm an. "Daniel, bitte rede mit mir.", flehte mein Gegenüber, was ich nur damit quittierte, dass ich meinen Blick zum Boden senkte. Meine Tränen vermehrten sich nur und ich musste stark schlucken. Der Brünetthaarige hob mein Kinn an und wischte mir die Tränen weg. Ich verlor mich in seinen grün-blauen Augen, die mich besorgt und liebevoll zugleich anfunkelten. "Ich hab lang genug mit angesehen, wie du dir selbst geschadet hast, in der Hoffnung es würde sich wieder legen. Aber jetzt kann ich nicht mehr tatenlos zu sehen.", sagte er und klang so ruhig: "Also sag mir endlich, was los ist." Ich öffnete meinen Mund, um etwas zu sagen, doch schloss ihn genauso schnell wieder. Ich begann zu schluchzen und die salzige Flüssigkeit schoss mir erneut in die Augen. Ich fiel auf die Knie, stützte mich mit der einen Hand am Boden ab und krallte mich mit der anderen in den Stoff seiner Hose. Ich fühlte mich so, als würde ich von meinem eigenen Gewicht erdrückt werden. "warum?", fragte ich leise. "Warum muss ich mich ausgerechnet in dich verlieben? Warum muss es mir mit jedem Wort, das du über jemand anderen verlierst so schlecht gehen? Warum tut es so weh, wenn du mich ansiehst? Und warum muss es mir so dreckig gehen? Warum? Warum? Warum?" Mit jedem Wort wurde ich lauter und verzweifelter. Ardy kniete sich zu mir und nahm mich in den Arm. Es tat gut den ganzen Frust raus zu lassen. Nach einem Jahr fühlte ich mich wieder lebendiger. Aber mir ist bewusst, dass es erst der Anfang war.
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