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Pygmalion
gedicht [ ]

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
von [elienne ]

2006-09-04  |     | 



Er hatte schon immer nach ihr gesucht,
nach dem wahrgewordenen Bildnis
seiner nächtelang gesponnenen Träume,
nach der Verkörperung, in Fleisch und Blut
gemeißelte Gestalt seiner jahrelang
schmerzhaft empfundenen und ertragenen Sehnsüchte.

Sie war immer da gewesen,
in den Abgründen seiner Vorstellung,
in der Tiefen seines Herzens…
Nur wusste er noch nicht,
wie er sie daraus holen sollte,
um sie wahr zu machen.

Aber eines Tages erinnerte er sich,
dass er sie aus seinen Träumen
herausziehen sollte durch irgendeine Tat:
Sie erspüren, ihr Gestalt geben,
und ihr Leben einhauchen.
Nur so konnte sie, nur so würde sie
in sein Leben eintreten.

- Denn nur die wenigsten wissen,
dass Träume nur dann wahr werden,
wenn sie wahr gemacht werden.
Meistens träumt man seinen Traum
Und wartet darauf, um wahr zu werden…
Nächtelang und jahrelang
Und manches lebenslang…

Man sollte aber seinen Traum beschwören,
ihn rüber in die wirklichen Welt bringen…
…an ihn glauben…
Ein Stück Papier nehmen und ihn aufschreiben,
ihn auf eine Leinwand mit Farben malen,
an ihn glauben und ihn MACHEN -.

Er nahm eine Handvoll Ton
und schuf sie wie einst Gottvater
aus der unbelebten Erde.
Er konnte Ihr Geruch, das er so lange
in sich trug, tief in sich einatmen.
Und er konnte die Kälte der nackten Erde
unter der Hitze seiner Hände erwärmen.

Er konnte das Bittere, das Salzige und das Säure
vergangener Versuche von ihr aufschlecken,
und die Süße seiner durstigen Küsse ihr schenken,
die Härte und die Starrheit von ihr nehmen
und die Weichheit und das Fließen
der Bewegung auf sie streicheln…

Sie mit den Händen erschaffen
und sie mit der Liebe zum Leben erwecken…
Sie aus der Dunkelheit holen
und in das Licht eintauchen lassen…

Nachtnächtlicher Traum jedermanns…

Tagtägliche Tat einiger Wissender…

… Pygmalion… Er… oder Sie…

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