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■ Eine Krone von Veilchen
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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2008-02-27 | |
Die Gedanken kommen und gehen. Ich möchte sie niederschreiben, festhalten, einen klaren Kopf bewahren. Nur ein Tag zurück in der Großstadt und ich tendiere zum alten Muster zurückzukehren. Oder auch nicht. Etwas hat sich verändert. Mein Kugelschreiber gleitet über das weiße Papier, ich möchte schnell schreiben, die Gedanken rauschen wie ein Bergbach. Ich habe die Bilder der Berge im Kopf, so imposant und unerreichbar und trotzdem so nah an meiner Seele… In meiner Mittagspause fahre ich nach oben, auf die Terrasse, damit ich den Bergen näher sein kann: man sieht die verschneiten Alpen sehr gut von oben, sie rufen mich zurück…
Etwas hat sich in mir verändert, es ist vielleicht die Gemütlichkeit die verschwunden ist, es ist wie eine neue Kraft, die ich verspüre, von der physischen Fitness zur geistigen. Die Bewegung befreit auch den Geist, heißt es. Wenn man Ski fahren kann, kann man alles. Dort auf der Piste ist man dem Schnee und seiner eigenen Angst ausgesetzt; der Angst zu fallen oder die Geschwindigkeit nicht beherrschen zu können, von einem anderen verletzt zu werden, die Kontrolle zu verlieren… Man IST, im Schnee, wie in einem Hauptelement der Natur. Da kommt mir Bachelard in den Sinn, Luft, Erde, Wasser und Feuer - all das ist man im Schnee. Ob Angst oder Mut, Überwindung und Befreiung - was für ein Gefühl! Man kann davon süchtig werden, man will wieder hoch und runter, die Kurven werden immer eleganter, die Geschwindigkeit steigt… Etwas hat sich in mir verändert und ich glaube zu wissen, was es ist. Die Tatsache, dass mir die Treppen, die mir vor einem Jahr so einen Schrecken eingejagt hatten, jetzt wie ein Kinderspiel vorkommen, dass die Fortbewegung im Großstadtjungel mit einer unglaublichen Leichtigkeit erfolgt, zeigen, wie sich alles relativiert hat. Ich träume und gehe durch die Strassen, Männerblicke verfolgen mich, was mich gar nicht beeindruckt. Denn ich weiß wer ich bin. Dieses vollkommene Gefühl bringt mich zum Schweben, Berge und Bäche, Schnee und Augenblicke, so blau wie der Himmel über mir. Ich bin verliebt, so verliebt wie seit langem nicht mehr, wie ein Teenager der es in die Welt hinausschreien möchte. Die Spuren dieser sonnigen Tage sind inzwischen geschmolzen, jetzt spriessen Schneeglöckchen aus dem Boden, wo einst die Piste war. Mein neues Ich ist bei mir, mit Muskelkater, schmerzenden Schienbeinen, einer Flasche Almdudler und ein paar Fotos im Gepäck. Zwar fahre ich noch nicht wie ein Champion Ski, aber irgendwie fühle ich mich wie einer.
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