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Aus der Distanz betrachtet, scheinen sie ihren Frieden gefunden zu haben
artikel [ Gesellschaft ]
Kolumne 88

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von [Delagiarmata ]

2012-05-10  |     | 



Der Temeswarer Rundfunk hat in seiner deutschsprachigen Sendung berichtet, ebenso die Deutsche Welle, die rumänischen Zeitungen aus der Stadt an der Bega haben Notiz von der Sache genommen und die BANATER ZEITUNG vom 5. Mai 2012 hat dem Ereignis einen guten und umfangreichen Leitartikel gewidmet, der den melancholischen Titel trägt Wenn sie nicht gestorben sind, schreiben sie noch heute – Die Aktionsgruppe Banat kehrte nach Temeswar zurück.

Das war’s dann auch schon so gut wie gewesen. In Deutschland blieb das Treffen der Aktionsgrüppler an alter Wirkungsstätte weitgehend unbeachtet. Nur die Schweizer mit ihrer etwas ausgeprägteren Sensibilität für den südosteuropäischen Raum haben im Vorfeld des 40. Gründungsjubiläums dieser nie zu wahrer Dissidentschaft gereiften Gruppe von neun Jungautoren deutscher Sprache aus Rumänien zur Zeit der Diktatur einen Bericht von Markus Bauer in der NEUE ZÜRCHER ZEITUNG (24.04.2012) lesen können.

Die deutsche Literatur aus Rumänien wird im deutschen Sprachraum fast ausschließlich durch Herta Müller und Richard Wagner wahrgenommen. Das heißt, die ehemalige rumäniendeutsche Literatur. Denn sowohl das Gros der Aktionsgruppe Banat, als auch die große Mehrheit der dieser Generation angehörenden und deutsch schreibenden Autoren haben Rumänien lange verlassen und leben, mehr oder weniger literarisch aktiv, in Deutschland. Die deutsche Gegenwartsliteratur aus Rumänien kommt in den Spalten des deutschen Feuilletons so gut wie nicht vor.

Für literarische Retrospektiven bleibt die Aktionsgruppe Banat dann doch viel zu sehr eine unbeachtete Randgruppe, die ohne den Höhenflug Herta Müllers selbst die bescheidene Aufmerksamkeit, der sie sich kurzfristig erfreute, nie erlangt hätte. Und das trotz einiger beherzter Veröffentlichungen mit der Handschrift Ernest Wichners. Dass es aber letztendlich doch zu einiger Aufmerksamkeit im deutschen Feuilleton reichte, ist nicht dem literarischen, sondern ausschließlich dem politischen Aspekt dieser in ihrem Babyalter von der Securitate zerschlagenen Gruppe zu verdanken.

Das sieht auch der Temeswarer Journalist Robert Tari so ähnlich, wenn er aus rumäniendeutscher Sicht über das Jubiläumstreffen in der West-Universität Temeswar berichtet: „Heute machen sie als bedeutende Dissidenten-Gruppe Schlagzeilen. Sie enttarnten ehemalige Spitzel und bemühen sich um eine Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit.“ Er schreibt in seinem Beitrag von „drei ehemaligen Securitate-Spitzel“, erwähnt namentlich aber nur Peter Grosz, der neben Werner Söllner zu den wenigen gehört, die wenigstens soviel Arsch in der Hose hatten, ihre Securitatemitarbeit zuzugeben. Es sind natürlich mehr als drei Schnüffler aus der damaligen rumäniendeutschen Kulturszene, die durch die Öffnung der Aktenbestände längst bekannt sind. Nur wollen die von ihrer Vergangenheit nichts wissen und wehren sich sogar mit juristischen Mitteln gegen ihre Erwähnung in den Medien. Ein Niemand bleibt halt gerne ein Niemand.

Mittlerweile sehen auch die Betroffenen von damals, also die Bespitzelten, die ganze Geschichte etwas gelassener. Man ist halt 60 und keine 40 mehr. Da hat einer gleich mit beiden Augen lustvoll gezwinkert, wenn er in der gleichen BANATER ZEITUNG in einer Glosse mit der Überschrift Mäßiger bis starker Wind schreibt: „Gewissermaßen sollte es, uneingestandenermaßen, eine Festschreibung dessen sein, was man selber möchte, dass die sogenannte Nachwelt über die Aktionsgruppe Banat weiß, denkt, schreibt.“

Das wird sie, die Nachwelt, hie und da schon, wenn auch nicht so oft wie über die Gruppe 47. Das war nun mal eine andere Dimension. Das weiß auch Werner Kremm, der diese Wind-Glosse verfasst hat. Und er weiß auch, wie es zu bewerkstelligen wäre, dass die Aktionsgruppe Banat in den ewigen Jagdgründen der Literatur einen angemessenen Platz bekommt. Da nach der Tischrede von Herta Müller bei der Nobelpreisverleihung ausreichend „Kenner der Aktionsgruppe“ unterwegs waren, „die nicht nur Gescheites geschrieben haben“, kommen seit geraumer Zeit alle Mitglieder der Gruppe in der BANATER ZEITUNG, die er als Chefredakteur leitet, zu Wort (soweit sie es natürlich wünschen) und dabei wird auch in Zukunft der eine und andere „brisante Beitrag“ sein.

Also BANATER ZEITUNG/Temeswar, erscheint als Beilage der ALLGEMEINE DEUTSCHE ZEITUNG FÜR RUMÄNIEN, lesen (in vielen deutschen Bahnhofsbuchhandlungen kann man sie kaufen) und drauf vertrauen, dass auch wir Banater als Gruppe einen Platz in den ehrwürdigen Lexikons der Literatur – falls das seit Wikipedia überhaupt noch erstrebenswert ist – finden, sollte unser aller Anliegen sein. Zumindest für den Augenblick, denn selbst der scheint immer kürzer zu werden.

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