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Nikolaus Berwanger[Nikolaus_Berwanger]

 
 ich häng mei gsicht net an de nagel Nikolaus_Berwanger

Wohnort: *5.7.1935, Freidorf; +1.4.1989, Ludwigsburg
Muttersprache Muttersprache


Biographie Nikolaus Berwanger

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sei abschied vum elternhaus : in banatschwäbischer Mundart
Gedicht 2005-07-11 (7594 Erfolge)


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Biographie Nikolaus Berwanger

Nikolaus Berwanger (*5.7.1935, Freidorf/Banat/Rumänien; +1.4.1989 Ludwigsburg/Baden-Württemberg/Deutschland) hat wie kein anderer das Kulturleben der Banater Schwaben in der Nachkriegszeit geprägt und sich dabei nicht nur Freunde gemacht.
Er kam in Freidorf, der gleichen, heute zu Temeswar gehörenden Ortschaft, zur Welt, in der auch Johnny Weissmüller, Schwimmweltrekordler und Tarzan-Interpret, geboren wurde.
Die politische Gesinnung in seiner Arbeiterfamilie hat ihn schon als Kind geprägt. Nach dem Besuch der Volksschule machte er auf Baustellen und in einer Ziegelei erste Erfahrungen mit dem Leben und der sozialistischen Weltanschauung des Proletariats. Die Folge war, dass Nikolaus Berwanger mit 15 Jahren das jüngste Mitglied des „Deutschen Antifaschistischen Komitees“ wurde.
Er absolvierte eine Textilfachschule und arbeitete in einem der zahlreichen Temeswarer Betriebe dieser Leichtindustriebranche.
Schon 1952 ging er nach Bukarest und wurde Mitarbeiter des Tagesblattes „Neuer Weg“. Gleichzeitig schrieb er sich am deutschen Lyzeum der rumänischen Hauptstadt ein.
Im Jahre 1957 wurde er Mitglied der „Rumänischen Arbeiterpartei“, die spätere berüchtigte, dem Diktator Ceaușescu hörige „RKP – Rumänische Kommunistische Partei“. Schon früh begann sich also auch ein politischer Lebensweg des Freidorfer Arbeitersohnes abzuzeichnen.
1958 übernahm er in Temeswar die Korrespondentenstelle der Zeitung „Neuer Weg“.
In Heimatgefilde zurückgekehrt, inskribierte er an der hiesigen Universität und studierte Germanistik. Seine Diplomarbeit trug den Titel „Die Anfänge des Buchdrucks im Banat und die erste Zeitung in Temeswar“.
Am 21 Februar 1969 änderte die bis dahin dreimal wöchentlich erscheinende Temeswarer deutschsprachige Zeitung „Die Wahrheit“ ihren Namen in „Neue Banater Zeitung“ und wandelte sich zur Tageszeitung. Der neue Chefredakteur hieß Nikolaus Berwanger.
Eine beispiellose politische, journalistische und schriftstellerische Laufbahn eines Mitgliedes der deutschen Minderheit in Rumänien (offizieller sozialistischer Sprachgebrauch) nahm ihren Anfang.
Berwanger begleitete bis 1984 folgende politische Ämter: Mitglied des Büros des Kreiskomitees Temesch der RKP, stellvertretender Vorsitzender des Rates der Werktätigen deutscher Nationalität in Rumänien, Vorsitzender der deutschen Minderheit im Banat, Abgeordneter des Kreisvolkrates.
Als Journalist engagierte er sich neben seiner Tätigkeit als Chefredakteur auch als stellvertretender Vorsitzender des rumänischen Journalistenrates.
Er war Mitglied im Leitungsrat des rumänischen Schriftstellerverbandes, Mitglied im Leitungskomitee der Temeswarer Schriftstellervereinigung, Mitbegründer und Leiter des Literaturkreises „Adam Müller-Guttenbrunn“.
Zu seinen kulturellen Verdiensten gehören neben der Förderung junger Schriftsteller auch seine maßgeblichen Anteile bei der Errichtung von Kulturstätten wie das schwäbische Heimatkundemuseum in Lenauheim, der Stefan-Jäger-Gedenkstätte in Hatzfeld/Jimbolia, der Adam-Müller-Guttenbrunn-Gedenkstätte in Guttenbrunn/Zăbrani oder seine Unterstützung für die Eröffnung des Dorfmuseums in Jahrmarkt/Giarmata.
Die publizistische und schriftstellerische Tätigkeit Nikolaus Berwangers ist immens. Er hat in deutscher und rumänischer Sprache sowie im banatschwäbischen Dialekt geschrieben (Pseudonyme: Vetter Sepp Zornich aus Unseck und 'm Berwanger sei Niklos). Lyrik, Prosa, Theater, literaturwissenschaftliche und kulturhistorische Arbeiten sind in zahlreichen Einzel- und Sammelbänden erschienen.
Nur einige Beispiele: Schwäbisches (Prosa, 1971), Zwei Jahrzehnte im Rampenlicht. Eine Geschichte des Deutschen Staatstheaters Temeswar (1974), Adam Müller-Guttenbrunn (Bildband, 1977), Geschichten über Seppi und Peppi (Prosa für Kinder, 1979), Schneewittchen öffne deine Augen (Lyrik, 1980), Hallo, mein Knecht (Theater, 1981), Der Dichter Nikolaus Lenau und das Banat (Dokumentarfilmtext) u.v.a..
Berwanger war auch der Urheber der bei den Deutschen im Banat sehr beliebten Mundartbeilage „Pipatsch“ und des ebenfalls sehr geschätzten „NBZ - Volkskalenders“. Viele Anthologien der Banater Literaturszene gehen ebenfalls auf sein Konto.

1984, der Ausverkauf der Deutschen in Rumänien hatte stammesbedrohende Ausmaße angenommen, kehrte Nikolaus Berwanger von einer Auslandsreise nicht mehr nach Rumänien zurück. Er ließ sich in Ludwigsburg nieder und setzte auch in Deutschland seine schriftstellerische Tätigkeit fort.
Im Olms Verlag, Hildesheim, sind die Lyrikbände „In Liebe und Haß“, „Offene Milieuschilderung“, „Steingeflüster“ und „Du hast nicht Dein Leben Du hast Deine Zeit gelebt. Gedichte aus dem Nachlaß“ erschienen. Im Peter Schlack Verlag, Stuttgart, veröffentlichte er 1978 „Ich möchte mich verabschieden. Dialektgedichte mit Tuschzeichnungen von Gert Fabritius“ und im Hartman Verlag, Sersheim, „Meine Oma und andere Erzählungen“.
In Deutschland war Berwanger wissenschaftlicher Mitarbeiter beim „Deutschen Literaturarchiv“ in Marbach am Neckar tätig. Er war Mitglied des Verbandes Deutscher Schriftsteller (VS) und des Deutschen Journalistenverbandes (DJV), aber auch stellvertretender Vorsitzender des Internationalen Instituts für Regionalsprachen und Dialekte in Wien, Mitglied der Internationalen Lenau-Gesellschaft (Wien), des Josef-Reichel-Bundes (Güssing) und Literaturvereins „Turmbund“ (Innsbruck).
Gedichte von Berwanger wurden übersetzt ins Rumänische, Ungarische, Russische, Ukrainische, Serbische, Makedonische, Englische, Französische, Bulgarische, Slowakische, Spanische.
Für seine Veröffentlichungen wurde er sowohl in Rumänien (Landesfestival Cântarea României & Rumänischer Schriftstellerverband) als auch in Österreich („Goldener Ring“ der Internationalen Lenau-Gesellschaft) mit Preisen bedacht.
Nur seine ausgewanderten Landsleute haben Nikolaus Berwanger weitgehend totgeschwiegen. Seine kommunistische Gesinnung und besonders seine kritische Haltung zur Auswanderung war und bleibt ihnen ein Dorn im Auge, der eine differenzierte Sicht auf sein literarisches und gesellschaftliches Werk nicht ermöglicht.

In einem von Margit Pflagner verfassten Essay "Dichtung aus dem Banat: Nikolaus Berwanger" heißt es: „Der Banater Dichter Nikolaus Berwanger hat sich mit seiner engagierten Lyrik voll Kraft und Zorn gegen dieses Schicksal (Auswanderung, A.d.V.) gestemmt und ist doch , trotz Mut und Beharrlichkeit, im Grunde eine tragische Gestalt. Seine Verse werden aber historische Bedeutung gewinnen als getreuer Spiegel eines Zeitabschnitts, in dem ein großartiges Kolonisationswerk des alten Österreich zugrunde ging, und persönlich gesehen, als Bekenntnis eines Mannes, der die Wende erkannt hat und sie dennoch mit Einsatz aller seiner Kräfte aufhalten möchte.“ (Steingeflüster – Lyrische Bekenntnisse eines Rumäniendeutschen; Olms Presse, Hildesheim, New York, 1985)

Seit 2009 gibt es in der Innenstadt von Temeswar eine Straße, die den Namen "Nikolaus Berwanger" trägt.


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