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3. LOVE - Eine weite Reise in drei Akten
prosa [ ]
Akt 3- Eine erste Nacht, oder wie man seinen Korper verlassen könnte

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von [NSD ]

2004-11-05  |     | 



Brüssel, Herbst 2001

Es kam wie ein Ende: Koens Trommel. Aber wenn man wach wird, merkt man, dass sie eigentlich gar nicht so apokalyptisch ist. Sie klingt vielmehr so als würde ein Raucher husten.
Da bin ich aufgestanden und habe ein paar Nüsse auf den Fliesen unter dem Waschbecken geknackt. Meine Arbeitsuniform war noch nass, also musste ich den Haartrockner einschalten. Es war mein letzter Arbeitstag, wo ich also diese Uniform abgab. Ich habe mir dann auch die Nägel lackiert. Und, da noch Zeit geblieben ist, habe ich die Möbel umhergeschoben.

In Kinepolis habe ich wieder bis nach Mitternacht gearbeitet. Ich habe Popcorntüten gefüllt, bis ich meine Hand nicht mehr gefühlt habe. Irgendwann habe ich gegen einen Chef rebelliert: „Also ich Mädchen soll Eissäcke herumschleppen, und du wedelst nur den Staub von den Schaufenstern? Ja, wasche du hier den Boden, denn ich habe lackierte Nagel!“
Da hat auch Abdullah rebelliert, denn auch für ihn war dies der letzte Tag. Er, mit seinem zarten Schmalzgesicht und den Pianistenhänden, ist stürmisch hinter die Theke herumgelaufen und hat durcheinander Zuckerpopcorn, Chips, Schokolade und Eiswürfel gegessen und hat den Mädchen in dem Hintern gekniffen. Und währenddessen lächelte er mir zu: „Allez, profite! Du bist jung, profitier!“ Also habe ich auch Abdullahs Arbeit gemacht.
Während ich die Popcorntüten füllte, sah ich um mich wiederum weiße Popcorn schneien. Als ich mich auf der Toilette umziehen wollte, bin ich auf dem Klodeckel eingeschlafen. Es war nicht der übliche Schlaf... In diesen Augenblicken glaube ich aus meinem Körper herauskommen zu können.
Soweit ich weiß, wird es mir am Anfang schwindlig, und ich weiss nicht, was mir geschieht. Doch dann sehe ich meinen Körper von oben, überquere ein paar Farbspiralen und das war's- ich kann über alle hinwegfliegen und durch Wande passieren. Schwerer ist es wenn ich zuruckkomme.

Als ich im Studentenheim ankam, gab es in unserer Etagenküche eine Sangriaparty. Ich denke, sie ging schon dem Ende zu, denn auf dem Boden im Aufzug hatte ich Daniel, den Engländer, gefunden: „Do you think there is something better than Stella Artois?“ Im dritten Stockwerk klopften schon die Spanierinnen an die Türen ihrer Nachbarn und riefen: „Kikerikki!“ Auf den Fliesen klebten versüßter Wein und Zigarettenasche. Ein schwerer Geruch nach Mango, Rauch, Alkoholschwaden und Schweiß. In unserer Küche konnte ich von den blonden Polinnen nur die Haare und die weissen Bauchnabel sehen.
M.'s intellektuelle Brille reflektierte mehrere Kerzenlichter: „Tarkan- special for you!“ Und er setzte den Kassettenrekorder auf den Herd. Aber ich kann nichts mehr hören. Um mich herum kreisen Löffel. Meine Haare schmerzen.
Ich bin gerade dabei, meinen Popcornkörper zu verlassen. Ich kann es nun sehen: mein gezuckerter Popcornkörper wird immer kleiner.
In der Dusche ist er dahingeschmolzen. Aber dann habe ich mich an M. erinnert. Er sagte, er will in meinem Zimmer schlafen, denn in seinem schläft schon sein schnurrbärtiger Gast.
Ich habe also meine Wäscheleine in den Schrank gelegt und habe die Fliesen gewaschen. Waschmittel, Spinatdosen und der Duschschwamm sind zu vulgär, um einfach so herumzustehen. Ich erinnerte mich an die weibliche Unordnung im Film „The Virgin suicides“. Da habe ich also mein Make-Up über das Waschbecken verteilt. Und auch meine Kopfschmerztabletten - denn das weist auf ein zartes Wesen. Da habe ich die Sardellenwerbung aus den „Satanischen Versen“ herausgezogen, und dann habe ich meinen grünen Schal: Grün passt zu meinem Parfum. Schade um das Bett, das krankenhausweiße Laken hat! Aber stimmt, im Dunkeln sieht man es nicht! Als ich im Dunkeln beten wollte, fiel es mir ein: „Woher glaubt er denn, dass ich ihn so einfach hereinlasse?“
Also habe ich meine Tür zugesperrt.

Gegen Morgen klagte irgendwo Curt Cobain seine unverstandene Qual. Da bin ich – noch schlaftrunken - aufgestanden und habe die Tür geoeffnet, um nicht unkollegial zu sein.
Ich bin erst wach geworden, als es auch richtig hell war. Ich hatte geträumt, dass ich die Treppen heruntergerutscht bin und mir dabei ein paar Knochen gebrochen habe. M. schlief zusammengekauert über meinen Füßen. Neben ihm, auf dem Kühlschrank, begegnen die Rosen, die ich aus einem Parkplatz gestohlen hatte. Er hat also redlich gut geschlafen. Viel anders als ein Freund der Thailanderin – auf dem Boden, zwischen den Plüschtieren der MacMenus.

EPILOG

Lieber Alexandru,

Gestern habe ich eine Ausstellung über den menschlichen Körper gesehen. Sie hieß: Körperwelten, die Faszination des Echten. Artistische Sezierungen, also ein enthaupteter Mann, der seine Haut hochhebt, ein Läufer, dessen Muskel vom Körper losgelost ist wie eine Feder, eine mumifizierte Frau mit einem Kind im Bauch, und dann menschliche Teile so dünn geschnitten wie Zwiebelblätter. Oder wie kristallenes Holz aus dem kanadischen Wunderwald.
Weißt du, wo das Risiko liegt, wenn man seinen Körper spendet? Sie können dich zu einem Musketier mit drei Füßen und sechs Händen machen, oder dich einfach als Verdauungsapparat mit Gastritis aufstellen.
Ich weiss nicht, inwieweit diese Ausstellung beeindruckt. Tatsache ist, dass anstatt der pornographischen Zeichnungen auf der Toilette, Schriften standen wie „Mehmet, I love you!“

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