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Wie Strudi gestorben ist
persönlich [ ]
Eine Hundegeschichte

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von [franziskus ]

2005-07-10  |     | 



Meine Nichte wuchs mit unserem Hund „Strudi“ auf. Sobald sie sprechen konnte, bat sie immer wieder: „Erzähl, wie ihr Strudi aus dem Tierheim geholt habt“.
Nach elf Jahren starb der Hund. Meine Nichte bat mich aufzuschreiben, wie Strudi gestorben ist...


Wie Strudi gestorben ist ...

Freitag

In der Woche vor dem Muttertag hat Strudi immer viel Durst gehabt, aber wenig gefressen. Er war aber immer fröhlich und ist in der Früh mit mir gelaufen, durch den Park. Und dann hinunter zum Tennisplatz. Er suchte sich einen blütengelben,
neuen Ball und trug ihn stolz im Maul. Mit listigen, aufmerksamen Augen wartete er, bis ich den Ball weit hinaus in das tiefe Gras warf. Dort, wo sich die Grashalme bewegten, dort, so wusste ich, zottelt Strudi und sucht den Ball.
Am Abend wurde ihm schlecht und er musste brechen. Jeden Tag in der Woche war er fröhlich und sauste mit mir zur Donau. Aber jeden Abend war ihm schlecht, und er musste brechen. Am Freitag in der Früh lief er nicht mehr gerne. Er blieb nach der Brücke stehen, mit gesenktem Kopf, und schaute mir nach. Ich lockte ihn, aber er blieb stehen. Wir kehrten um. Zu Hause wurde ihm schlecht.
Barbara sagte:”Wir müssen ihn zum Tierarzt bringen. Er ist sicher schwer krank.“
Aber er war doch immer so munter gesaust. Ich rief in der Firma an, dass ich später komme.
Frau Dr. Hoffmann vom Tierärzteteam war sehr lieb zu Strudi und sagte, wie schön er ist und brav. Ich hob ihn auf den Behandlungstisch. Die Ärztin sah in Strudis Augen und sagte: ”Oje, er hat Gelbsucht. Meistens kommt das von der Leber.
Wir müssen ihm Blut abnehmen.“
Sie holte uns später aus dem Warteraum und sagte: ”Seine Leberwerte sind sehr hoch. Das kann ein Virus sein, aber auch eine Vergiftung. Aber das erklärt nicht, dass er alles bricht.“
”Vielleicht ist sein Darm verschlossen“, sagte Barbara, ”und es geht nichts durch.“
”Wir machen ein Röntgen“, sagte Frau Dr. Hoffmann. Auf dem Röntgenbild war nicht Schlimmes zu entdecken. ”Er muss da bleiben, wenigstens bis Mittag, er braucht eine Infusion. Die darf aber nur langsam tröpfeln.“
Barbara legte ihre Jacke neben Strudi auf den Boden. Am Vormittag rief ich an. Er ist sehr brav, sagte sie. Wir können ihn am Nachmittag holen. Aber er gehört am Wochenende überwacht. Zu Mittag war sie mit ihm spazieren, und er war sehr lebendig und hat gespielt.
Als wir ihn holten, hatte er um das Vorderbein eine weißen Druckverband angelegt.
Damit war die Kanüle befestigt, durch die er die Infusion bekommen hatte.
”Du schaust aber gar nicht schwer krank aus“, sagte Dr. Hoffmann, als Strudi uns begrüßte und vor Freude an uns hochsprang und aus seinem Zimmer sauste, in dem er die Infusion bekommen hatte.
”Na, du hast ja einen weißen Socken an“, sagte eine Frau, die Strudi kannte, als wir durch den Park gingen. Strudi zottelte brav. Den Tennisball nahm er nur ins Maul. Ich sagte: ”Lass liegen, Strudi.“
Da ließ er den Ball fallen.

Samstag
Am Samstagmorgen musste er wieder in die Tierarztpraxis. Er bekam wieder eine Infusion. Seine Leberwerte waren gestiegen. Barbara legte sich zu Strudi ins Zimmer auf den Boden und schlief ein, während er zwei Stunden an der Infusionsflasche hing.
”Wir können ihn selbstverständlich weiterbehandeln“, sagte Frau Dr. Hoffmann, ”aber in der Tierklinik Hollabrunn können sie ihn spezieller untersuchen.“
Zu Mittag wurde ihm wieder schlecht.Wir holten die Röntgenbilder von der Tierärztin.
Sie schrieb einen Brief an ihre Freundin in der Tierklinik, Frau Dr. Peham.
Wir fuhren an diesem Samstagnachmittag nach Hollabrunn. Während Strudi mit dem Ultraschall untersucht wurde, mussten wir ihn an allen vier Haxeln festhalten. Frau Dr. Peham hatte ihm den Bauch rasiert. Er war sehr brav. ”Die Leber hat ein paar Flecken, das sieht nicht so schlimm aus. Aber die Leberwerte sind horrend“, sagte Dr. Peham. ”Lassen Sie ihn bei uns, er muss weiter Infusionen bekommen.“
Eine Assistentin brachte eine eigene Tierklinik-Leine und sagte: ”Sie müssen im Raum bleiben, und er muss von ihnen weggehen, nicht umgekehrt. Das ist psychologisch wichtig.“
Strudi drehte seinen Kopf zu uns herum und spreizte sich mit den Vorderpfoten, aber dann folgte er doch der Assistentin und zottelte mit.
Am Sonntag rief ich an. ”Er ist sehr lebendig“, sagte Dr. Peham, ”aber die Werte sind gestiegen. Am Montag Vormittag wird er noch einmal untersucht. Rufen Sie um halb elf an.“

Montag
Am Montag um neun Uhr früh klingelte mein Mobiltelefon.
”Es tut mir leid“, sagte Frau Dr. Peham, ”ich habe keine gute Nachricht. Strudi geht es sehr schlecht. Er hat ein totales Leberversagen gehabt und einen schweren Krampfanfall. Das ist, weil das Gift bereits in das Hirn gekommen ist. Wir haben ihm Valium gespritzt, damit er ruhig wird. Aber es geht ihm sehr schlecht. Ich weiß nicht, ob er die nächsten drei Stunden überlebt.“
Ich rief Barbara an. Ob wir schnell nach Hollabrunn fahren können. Damit wir ihn noch sehen. Barbara konnte nicht weg. ”Er soll nicht leiden“, sagte sie weinend am Telefon.
Noch einmal rief ich die Tierärztin an.
”Wir haben Verständnis“, sagte sie, ”wenn sie sagen, dass er erlöst sein soll. Dann lassen wir ihn einschlafen. Es geht ihm sehr, sehr schlecht.“
”Er bekommt gar nichts mehr mit?“ fragte ich.
”Nein, es geht ihm ganz schlecht.“
”Dann möchte ich Sie bitten“, sagte ich, ”dass Sie ihn einschlafen lassen.“
”Sie können ihn selbstverständlich am Abend abholen kommen“, sagte Frau Dr. Peham, ”wenn Sie ihn begraben wollen.“
Barbara wollte mich um siebzehn Uhr von der Firma abholen. Sie verspätete sich.
Ich hielt es im Büro nicht mehr aus und ging los, Barbara entgegen. Es war ein goldener Nachmittag. Leichter Wind wehte mir ständig entgegen. Ich stellte mir immer die Tierklinik vor, und wie Strudi dort liegt. Ruhig, aber tot. Und dann sah ich ihn immer vor mir, wie wir ihn am Samstag verlassen hatten, und wie er sich gespreizt hatte. Und wir hatten ihn dann nicht mehr lebendig gesehen.
”Ich möchte noch heute in die Steiermark fahren“, sagte Barbara. Das war auch mein Wunsch. Wir wollten ihn auf unserem Bauernhof begraben. Das hatte sich unser Strudi verdient. Ein schönes Platzl irgendwo ober dem Haus, wo eine schöne Aussicht ist.

Lang und schmerzvoll war die Fahrt nach Hollabrunn. Vor zwei Tagen war er auf dieser Fahrt noch bei uns im Auto. Barbara hatte eine schöne alte Decke mitgebracht.
Darin wollten wir ihn einwickeln. Ich sagte der Assistentin im Empfangsraum der Tierklinik meinen Namen. Und ich sagte, dass wir unseren Hund abholen möchten. Vor mir hatte ein Mann gesagt, dass er seinen Hund abholen will. Seine Frau weinte dabei.
”Warten Sie einen Moment. Frau Dr. Peham ruft sie dann“,
sagte die Assistentin.
Wir saßen im großen Warteraum. Eine Familie hatte schon vor uns gewartet. Eine Assistentin führte einen schwarz-weißen Spaniel an der Leine heraus. Er sprang an Vater, Mutter und den zwei Kindern hoch und bellte. Sie konnten ihn mit nach
Hause nehmen.
Barbara hielt die alte Decke zusammengerollt auf dem Schoß. Mit zusammengepressten Lippen weinte sie leise.
”Es tut mir so leid, dass wir ihm nicht mehr helfen haben können“, sagte Frau Dr. Peham. ”Es war besser, dass wir ihn haben einschlafen lassen.“
Wir bedankten uns. Sie hatte alles für Strudi getan. Ich wollte genauer wissen, wie sie ihn eingeschläfert hat. über die Infusionsnadel hatte er eine besonders starke Narkose bekommen. Wie bei einer normalen Narkose schläft er ein und merkt nichts. Und er erwacht nicht mehr.
Barbara zeigte ihr die Decke. Frau Dr. Peham sagte, dass sie Strudi in eine Schachtel gelegt hat. Sie brachte die Schachtel auf einem Rollwagen aus dem Raum, in dem die toten Tiere auf das Abholen warten. Auf der Schachtel stand: ’Schlacher Strudi‘.
”Wir führen ihn beim hinteren Ausgang hinaus“, sagte sie. Ich war ganz sicher, dass Strudi in der Schachtel war. Das war genau das Gewicht, wie wenn man Strudi aufgehoben
hat. Ich ging noch einmal in den Empfangsraum. Die Behandlungskosten waren zu bezahlen. Den Zahlungsbeleg habe ich noch.

Tierklinik Hollabrunn
14. 5. 2001
Betrag: 2600,00 Schilling
Wir danken für Ihr Vertrauen

steht darauf.
Frau Dr. Peham tröstete uns zum Abschied noch einmal. Wir sagten ihr, dass er einen schönen Platz bekommt, auf dem Bauernhof.
Ich rief meine Mutter an. Damit sie nicht erschrickt, wenn mir mitten in der Nacht heimkommen.
”Wir bringen den Strudi heim“, sagte ich zu ihr.
”Ach so. Geht’s ihm wieder besser?“, fragte sie.
”Nein ... zum Eingraben ...“, antwortete ich. Dann konnte ich nicht mehr weiter sprechen.
”Nehmt’s es nicht so schwer“, sagte sie.
”Wir möchten ihn gern im alten Garten eingraben“, sagte ich.

Montag – Nacht
Der Nachthimmel war wunderschön auf dem Berg. Ich packte die Wiedehopf-Haue und einen Spaten in das Auto und fuhr bis zum Gartentor hinauf. Barbara kam mit zwei Fackeln nach. Unter dem weißen Flieder beim Gartentor war die Erde weich. Im Schein der Fackeln hob ich die Erde aus. Barbara schob sie mit bloßen Händen zur Seite.
Ich löste die Klebestreifen von der Schachtel. Barbara hielt die alte Decke über ihren Armen ausgebreitet. Strudi lag leicht zusammengerollt in der Schachtel. Wie beim
Schlafen. Er sah friedlich aus. Ich strich ihm über das Fell. Zum ersten Mal, seit wir ihn in der Klinik zurückgelassen hatten. Sein Fell war weich und flauschig wie
immer. Dass er so still war, als ich ihn in die Arme nahm, das war so traurig. Und dass er sich überhaupt nicht rührte. ”Na du, was machst du denn . . .“, sagte ich zu ihm.
Und dann legte ich ihn auf die Decke und schlug die Decke zu. Ich nahm Barbara das Bündel ab und trug es zum weißen Flieder.
”Schau, Strudi“, sagte ich, ”heute hat Herrli für dich ein Loch gegraben ...“.
Ich legte ihn in das Grab. Noch einmal öffnete ich die Decke und streichelte ihm lang über das Fell. Das Fell fühlte sich genau so an wie beim lebenden Strudi.
Barbara streute Blumen über die Decke und sagte: ”Schlaf gut, Strudi.“
Mit unseren bloßen Händen schoben wir die ausgehobene Erde in das Grab. Sie kollerte auf die Decke mit unserem Strudi drin. Wir drückten die Erde mit unseren Handflächen fest. Das Licht der Fackeln flackerte im leichten Wind.
”Er hat ein wunderschönes Platzl“, sagte ich, bevor wir gingen. ”Das hat er sich wirklich verdient. Er hat uns so viel Freude gemacht.“
Ganz früh am Morgen mussten wir wieder nach Niederösterreich zurückfahren.
Wir fuhren nicht die Strecke, die wir immer mit Strudi gefahren waren. Wo Strudi schon immer einen Kilometer vorher gewusst hatte, dass wir bald an einen Platz kommen, wo wir immer mit ihm stehen blieben.
Am Wochenende darauf kamen wir wieder auf den Bauernhof. Herbert, der Mann meiner Schwester, hatte noch Erde auf Strudis Grab geschaufelt. Auf den Hügel hatte er einen kreuzförmigen Christbaumständer gelegt. Und die Kinder brachten Strudi jeden Tag Blumen.

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Der Text ist im Original-Wortlaut erfasst und nicht für Publikation bearbeitet. Das erklärt die (z.T. dialektgefärbten) Austriazismen, wie z.B. brechen statt erbrechen.
Ich füge gerne Erklärungen/Übersetzungen an, wenn Bedarf danach ist. Sagt mir bitte Bescheid.

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