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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2004-09-22 | |
Die Warschauer Familie Szpilman setzte sich aus sechs Personen zusammen: Vater, Mutter, zwei Töchter und zwei Söhne. Eine normale, glückliche Familie... bis zu dem Tag, an dem die Deutschen kamen.
„Euch ist der Weg verboten. In die Gosse mit dir“, schnauzte ein uniformierter Besatzer den mit einer Armbinde gekennzeichneten Juden Szpilman, ehrbarer Familienvater, der immerhin vier Kinder großgezogen hat, an. Das war aber erst der Anfang. Was folgte, waren unvorstellbare Demütigungen im Warschauer Ghetto, die erst in den Gaskammern von Treblinka enden sollten. Nur für Wladyslaw, einen der Szpilman-Söhne, hatte das Schicksal anderes vorgesehen. Er entkam durch die Hilfe eines jüdischen Kollaborateurs aus der Reihe der zu den Viehwaggons getriebenen Juden. Das war am 16. August 1942. Der einzige Übriggebliebene der Szpilman-Sippe schuftete als Lastenträger auf einer Baustelle im Ghetto, bis ihm mit Hilfe polnischer Untergrundkämpfer die Flucht ins andere, besetzte Warschau gelang. Er war zuerst in einer Wohnung mit Blick auf die Ghetto-Mauer versteckt und musste die Niederschlagung des Aufstandes der wenigen noch verbliebenen Juden mitansehen. Er selbst hatte an den konspirativen Vorbereitungen zum Aufruhr noch mitgearbeitet. Man schrieb den 16. Mai 1943. Wladyslaw Szpilmans Odysse durch das zur Trümmerstadt zerbombte Warschau sollte ihn auch den Aufstand der Polen mit- und überleben lassen. Seit jenem 1. August 1944 war er allerdings auf sich allein angewiesen. Die polnischen Kontaktpersonen mussten sich ab sofort um ihre eigene Haut und Organisation kümmern. Ziellos, von Hunger- und Fluchtinstinkten geleitet irrte der physisch und psychisch total heruntergekommene Mann durch die leblose Steinwüste, bis zu dem weit und breit noch einzigen einigermaßen bewohnbaren Haus, das sich zufällig gerade auch ein deutscher Offizier auf der Suche nach einem brauchbaren Koordinierungsunterstand für die Rückzugsgefechte seiner Einheit anschaute. Und der war nicht wenig erstaunt, als er in dem Haus auf einen bärtigen, ausgehungerten und völlig entkräfteten Mann stieß, der ihm erzählte das er Pianist wäre. Dann spielte er, der jüdische Pianist des einstigen Polnischen Rundfunks, Wladyslaw Szpilman, und der junge deutsche Hauptmann lauschte ergriffen. Zwischen endlosem Leid und Tod waren sich zwei Menschen im Reich der Musik begegnet. Des Hauptmanns Kommandostab zog ins Haus ein und der Pianist zog sich in sein Versteck auf dem Dachboden zurück. Für den Nahrungsnachschub sorgte ersterer. Der Film endet mit dem konzertierenden Pianisten in einem vollbesetzten Konzertsaal. Unterbrochen wird das Bild des Konzertmitschnitts von vier weiß auf Schwarz geschriebenen Sätzen: - Wladyslaw Szpilman lebte bis zu seinem Tod am 6. Juli 2000 in Warschau. – Er wurde 88 Jahre alt. – Der deutsche Offizier war Hauptmann Wilm Hosenfeld. – Man weiß nur, dass er 1952 in einem sowjetischen Kriegsgefangenenlager starb. Erzählt ist er schnell, dieser Film von Roman Polanski. Aber um ihn zu verarbeiten, braucht man Zeit, denn das Geschehen ist so dicht und von so viel Unheil belastet, dass es einen noch Tage verfolgt. Es ist nicht nur der Einzelkämpfer, das Heldenhafte in seiner zerbrechlichen Künstlernatur, seine zur Unmöglichkeit verdammte Jugendliebe und das spätere Zusammentreffen mit ihr in den Wirren seiner schier unendlichen Flucht vor den deutschen Schergen, der Schmerz und die gewaltsame Trennung von den Menschen, die ihn umgaben; es sind auch die Masseninszenierungen des oft in Wahn und Todesangst mündenden Ghettoalltags. So war es also. Schrecklich! Hoffentlich bleibt das hier Geschilderte Vergangenheit. Um diese unerhörten Ereignisse aber glaubhaft für die Zukunft erhalten zu können, benötigte Roman Polanski hervorragende Schauspieler und ein in allen Belangen professionell agierendes Filmteam. Auch wenn sie sich im Film nur zum Schluss begegnen, sollen zwei Namen stellvertretend für die Leistungen aller, die dieses beeindruckende Filmepos geschaffen haben, genannt werden: Adrien Brody als Wladyslaw Szpilman und Thomas Kretschmann als Wilm Hosenfeld. „Der Pianist“ basiert auf der Autobiographie des polnisch-jüdischen Konzertpianisten und Komponisten Wladyslaw Szpilman, deren deutsche Fassung unter dem Titel „Das wunderbare Überleben“ beim Econ Verlag, München/Düsseldorf 1998 erschienen ist. Roman Polanski, einer der besten Regisseure unserer Zeit, hat für diesen Film in Warschau und Berlin gedreht. Im Jahre 2002 wurde der Streifen bei den Filmfestspielen in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet und ein Jahr später erzielte er bei sieben Nominierungen gleich drei Oscars. |
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