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Hommage an einen mutigen Journalisten
artikel [ Bücher ]
Buchrezension

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von [word2go ]

2004-02-08  |     | 



Buchrezension zu Bernard-Henry Lévy: „Wer hat Daniel Pearl ermordet? Der Tod eines Journalisten und die Verstrickungen des pakistanischen Geheimdienstes mit al-Qaida“, Econ, München 2003, 431 Seiten.



„Wer hat Daniel Pearl ermordet?“ - Beweist die Übersetzung des Titels nicht unbedingt Feingefühl für die deutsche Sprache, so unterstreicht zumindest sein Sinn das doppelte Anliegen des französischen Autors Bernard-Henry Lévy. Das Profil des Täters, sein Psychogramm, die Faszination und der Abscheu, die einen in seiner Gegenwart befallen, die Detailsucht, die mit fortschreitenden Recherchen zunimmt... Dies ist die eine Seite seiner Untersuchung. Das Netzwerk, der politische Hintergrund der Tat, die Verstrickungen, die den Autor immer tiefer in die Abgründe des heutigen Pakistans führen, die andere. Und nicht zuletzt das Opfer, Daniel Pearl selbst und damit die Frage warum er sterben musste, ist Hauptperson dieses, wie ihn Lévy selbst beschreibt, „Untersuchungsromans“.

Seine Methode ist riskant. Lévy will dort der Phantasie freien Lauf lassen, wo Details und Fakten nicht dicht genug sind. Und seine Methode ist egozentrisch. Er baut auf den Vertrauensvorschuss, dem ihm der Leser aufgrund seiner Person gibt: Lévy der Regisseur von „Bosna!“, Lévy der Sondergesandte von Mitterand, Lévy der gute Freund von Izetbegovic, Lévy der „Mit-Architekt“ von Bangladesch. Zweifellos ein tagträumerischer, selbstverliebter, französischer Bonvivant, der über die Schönheit des Nackens der Witwe Pearl genauso philosophieren kann, wie über den Hass, der sich um das Kinn des armdrückenden Terroristenführers legt.

Genau hier liegen die Stärken des Buches. Es gelingt Lévy, den Leser im Strom der Erzählung fortzutragen, ihn mitzureißen in die bunte aber dennoch triste Alltagswelt pakistanischer Polizisten, unabhängiger Untersuchungskommissionen und nicht gerade gesprächiger Bürokraten, ohne den – fraglos unzähligen – Fakten, Eindrücken, Wendungen, Desinformationen und Heimlichtuereien zu erlauben, den Bericht zu erdrücken. Der Leser liest ein Sachbuch, doch er merkt es nicht. Persönlich habe ich seit Philip Gourevitch’s „Wir möchten Ihnen mitteilen, dass wir morgen mit unseren Familien umgebracht werden“, dieser tiefstmöglichen Auseinandersetzung mit der Seele des ruandischen Volkes, keinen intensiveren Tatsachenbericht mehr gelesen. Dass das Buch, trotz aller Phantasie, vor allem ein Tatsachenbericht bleibt, dafür sorgt Lévy’s journalistische Rigorosität in der Behandlung seiner Quellen. Soviel er auch an eigener Interpretation zulässt, um die Ästhetik des Textes zu schonen, so wenig interpretiert er, wenn es um die Findung der Wahrheit geht.

Und die ist Sprengstoff genug. Nicht, weil seine Erkenntnisse so neu wären. Es geht nicht darum, dass es sich bei den Attentätern meistens ausgerechnet um im Westen aufgewachsene und erzogene, gut ausgebildete junge Männer handelt. Es geht nicht darum, dass Lévy uns zeigt, dass der pakistanische Geheimdienst an den Anschlägen des 11. Septembers beteiligt war und Beziehungen zu Al Qaida unterhält. Es geht auch nicht darum, dass das pakistanische Atomwaffenprojekt mit dem Projekt der „islamischen Bombe“ gleichzusetzen ist, dass Pakistan Nuklearwaffentechnik an Nordkorea und andere sogenannte „Schurkenstaaten“ weitergibt, dass die CIA und die amerikanische Regierung all das wissen und doch nicht einschreiten, vielmehr Pakistan weiterhin als wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen den Terror ansehen. Dass es so ist, weiß der informierte Beobachter schon lange. Entscheidend ist, wie Lévy’s Erkenntnisse uns die Qualität dieser Verbindungen vor Augen führen.

Zuerst dieses monströse Gebilde Pakistan, das bis vor wenigen Jahren seine Identität noch aus der Ablehnung Indiens gewonnen hat und sie heute aus der Ablehnung des Westens, dem Hass gegen die Juden, gegen Indien, aber vor allem aus dem Stolz der gesamten muslimischen Welt auf die Bombe gewinnt. Ihre Bombe! Eine Bombe, die nie eine pakistanische Bombe war, sondern schon in ihrer Planung eine „islamische“. Pakistan, ein Land, das so vom islamischen Fundamentalismus unterwandert zu sein scheint, dass es selbst die USA nicht wagen, mehr als nur Kritik zu üben, aus Angst Musharraf könne stürzen. So unterwandert, dass Bin Laden guten Gewissens behaupten kann, er habe die A-Bombe, weil er in der Tat jederzeit Zugriff haben kann wenn er will.

Und dann die Agonie des Westens. Man glaubt richtig zu spüren, wie Amerika im Irak einen Stellvertreterkrieg anfängt, um die Aufmerksamkeit noch ein einziges Mal von diesem Schauplatz zu nehmen. Weg von Kaschmir, weg von diesem strategischen nuklearen Dreieck zwischen Indien, China und Pakistan, von denen die ersten Zwei nicht nur die sicherheitspolitische Zukunft der Welt, sondern auch ihre wirtschaftliche bestimmen werden. Eine letzte Kraftanstrengung, um sich, mittels der Sicherung der wenigen verbleibenden Ressourcen, wenigstens noch für einige Zeit über Wasser zu halten. Und mittendrin die „islamische Bombe“, die laut den Experten der IAEA dafür gesorgt hat, dass die Gefahr eines umfassenden, vernichtenden Atomkriegs heute größer ist, als sie im Kalten Krieg je war.

Von alledem sagt Lévy natürlich nichts. Seine Recherchen sprechen für sich. Indem er den Weg Daniel Pearls nachzeichnet, ja Schritt für Schritt nachgeht und sich in die gleichen Gefahren begibt wie Pearl selbst, malt er automatisch das Gesicht des Terrors. Und war das Gesicht Bin Ladens und seiner Al Qaida bisher nur eine Maske mit undeutlichen Konturen, so gewinnt dieses Bild nun an Schärfe, an Tiefe. Während der Leser Bernard Lévy durch die Straßen von Karatschi und die Ämter von Islamabad begleitet, während er erfährt, warum Daniel Pearl sterben musste, hinter welches Geheimnis er gekommen war, beginnt er langsam zu verstehen, dass Al Qaida keine lose Organisation von Terrorzellen mehr ist. Dass sie sich bereits institutionalisiert hat. Al Qaida ist keine Organisation auf der Suche mehr! Die Basis ist angekommen. Lévy formuliert es gegen Ende des Buches ganz ohne Umschweife: „ich möchte hier und jetzt behaupten, dass Pakistan zur Zeit der größte aller Schurkenstaaten ist!“

Er hat damit fast recht. Fast deshalb, weil noch Musharraf an der Macht ist. Noch strampelt er. Noch scheint er eine gewisse Autorität und Kontrolle zu besitzen. Aber wer weiß das schon genau.

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