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Possenhaftes Spiel und sehr gute Musik
artikel [ Kultur ]
„Mir san mir“ am Theater Ingolstadt

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von [Delagiarmata ]

2008-10-24  |     | 



Die Ingolstädter Theatermacher haben sich für die Spielzeit 2008/2009 Demokratie auf die Fahne geschrieben. Eine ernste Sache. Der Präsidentschaftskandidat der Linken, Peter Sodann, behauptet sogar, wir hätten sie gar nicht in Deutschland. Also dann, jetzt gilt es, sie zu verteidigen. Immer und überall. Auch dort wo sie nicht ist oder wieder ist. In Bayern. Aber dazu benötigt man weder die Lehren eines Herodot, noch die eines Platon, oder gar der Herren Thomas Morus und Niccoló Machiavelli. Und schon längst nicht die eines Bundespräsidentenanwärters. Es genügen die eines Kabarettisten. Sollte man meinen. Also etwas mehr gehört schon noch dazu. Lehren sind meist schwer verdauliche Theorien, wenn sie rein als solche daherkommen. Aus dem Spiel lassen sie sich leichter vermitteln, dem Theaterspiel, falls man gewillt ist, etwas daraus zu lernen.

Demokratie als Posse über die Bretter, die die Welt – die Bayernwelt – bedeuten, rauschen lassen zu dürfen, ist bereits ein klarer Beleg für ihre ureigenste Existenzform. Mir san mir ist eine Posse, kein Lustspiel und kein Kabarett, aber auch keine Parodie. Dazu fehlt jeder geistreiche Dialog. Eine Posse: viel Gepolter, viel Hin-und-her-Rennerei, viel Sauferei, viel Geschrei, auch Grapscherei und, man höre und staune, ... viel, eigentlich nur gute und sehr gute Musik.

Tatort: Wirtshaus. Wo sonst? Heimstätte bayerischer Urwüchsigkeit. Aber nicht in Gerolfing bei Ingolstadt, sondern in Zeintling. Wo das liegt? Na überall in Bayern. Name der Wirtschaft: „Zum Schweinsbräu“. Da ist alles drin, vom Schweinshaxen bis zum Maß Bier. Auch Politik. Kommunalpolitik. Und jetzt entschwindet plötzlich die Alltäglichkeit. Das Unerhörliche tritt ins Rampenlicht. Unglaublich, aber wahr: Ein Ossi wurde in Zeintling zum Bürgermeister gewählt. Welch eine Schlappe für Schwarz und Rot. „Freibier für alle!“ Was denn sonst? Als das Feiern schier kein Ende mehr nehmen will, taucht der Banker auf, der Mann von der Reifeisenbank. Ein „Genosse“, meint Hans Krause, der bayerische Ossi-Bürgermeister, verschmitzt.

Zum Krausen kommt’s aber erst seiner Frau Lizzy, der Wirtin und Eigentümerin des Wirtshauses. Der Banker weiß Bescheid: Die Wirtschaft ist bankrott. Als das Stück entstand, war die Bank ’s noch nicht. Die Lösung heißt China. Genial, diese Bankmanageridee: „Zum Schweinsbräu“, Sack und Pack mit Wirtin, Bürgermeisterehegatte, der Musikkapelle „Die Donaubiesler“, Bedienung und Stammgäste wird nach China verkauft. Damit die Chinesen auch mal was von echter bayrischer Lebenskultur mitbekommen. Man kann ja nur lernen. Und tatsächlich, sie kommen, die chinesischen Geschäftsleute. Wer will denn schon die Katz im Sack kaufen?

Und es gefällt ihnen zunächst ganz gut. Bis, ja bis eine bayrische Spezialität aufgetischt wird, die den Gästen aus dem Reich der Mitte gewaltig auf den Magen schlägt: eine echte Rauferei. Der Deal kommt nicht zu Stande und wenn das Wirtshaus „Zum Schweinsbräu“ noch nicht vor Altersschwäche eingestürzt ist, dann steht es auch heute noch in der Mitte von Zeintling.

Die Posse endet mit einem Zuversicht verbreitenden Monolog des neuen Bürgermeisters. Reden kann er, der Ossi Hans Krause – ganz hervorragend gespielt von Matthias Winde -, das muss man ihm lassen. Er hatte es auch leicht im Vergleich zu seinen Mitstreitern auf der Bühne. Der gebürtige Sachse durfte Hochdeutsch reden, während die anderen, die Bayern halt, „ihren“ Dialekt pflegen mussten oder auch durften. Auf jeden Fall hat Regisseur Peter Rein, Intendant des Theaters Ingolstadt, in seiner Darstellerwahl eher Frauen und Männer aus dem süddeutschen Raum berücksichtigt. Zum Beispiel Adelheid Bräu, die anrührende, stets besorgte Lizzy, hat ihre Schauspielausbildung an der Neuen Münchner Schauspielschule erhalten. Biographische Bezüge zum Land der Bayern haben auf die eine oder andere Art fast alle Darsteller in Mir san mir aufzuweisen: Maria Helgath – als Maria, die Tochter von Hans & Lizzy Krause, Chris Nonnast – Carola, Peter Greif – Bene, Richard Putzinger – Ritschie, Peter Reisser – Sepp, Kathrin Wunderlich – Kathi, Michael Vogtmann – Fritz Thürauf, Renate Knollmann – Freifrau von Knollmann, Emil Ludwig Mayer – Emil und Johannes Werth – Hannes. Die drei Chinesen werden gespielt von Jing Chen, Ngoc Nguyen-Heinz und Purnomo, falls die Gaudi nicht sogar im Programmheft herumgeistert.

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Es fehlt natürlich kein Klischee. Der Kini (Peter Reisser) gehört einfach dazu, wenn eine chinesische Delegation empfangen wird. (Foto aus dem Programmheft)

Auf jeden Fall zeigt diese Namensvergabe, dass hier Autor - der Kabarettist, Liedermacher und Verleger Werner Meier - und Regisseur eng zusammengearbeitet haben. Man kann den Kabarettcharakter dieses „Stücks Bayern“ auch nicht leugnen. Besonders die vielen, von wachen Zeitgenossen leicht identifizierbaren Anspielungen auf lokale und regionale Ereignisse geben dem Stück den nötigen Aktualitätsbezug. Um diesen aber beizubehalten, sind wahrscheinliche Textänderungen für die Zukunft vorprogrammiert.

Wer einen bunten Abend mit leicht verdaulicher Possenkost und guter Musik quer durch alle an bayrische Volksmusik angelehnte Genres der U-Musik - interpretiert von Robert Bischoff, Johannes Czernik, Christof von Haniel, Stefan Pellmaier und Stefan Rosinger - miterleben will, kann das auch weiterhin am Theater Ingolstadt tun. Die nächsten Vorstellungen im Großen Haus des Theaters sind vorgesehen für den 26. und 31. Oktober, 8., 9., und 19. November sowie 15., 19. und 31. Dezember 2008.

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