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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2006-02-23 | | Anzeige Über Gallileus | Hilfe | Suche | Kontakt | abmelden Bookmark | Druckformat | Empfehlung | Feedback Alle Quellen Neue Bücher Gebrauchte Bücher E-Books Dissertationen Artikel Erweitert Literatur Metasuche Literatur Alerts Literaturmanagement Literatur Forum Wissenschaften Studium & Lehre Events & Dossiers myGallileus Bookmarks Seitentools Bookmark Druckformat Empfehlung Feedback sponsored by Anzeige Long, A.A.; Sedley, D.N. Die hellenistischen Philosophen 1999, J.B. Metzler, EUR 24,95 Ein Standardwerk: Die umfassende Quellensammlung zu den hellenistischen Philosophen. Gegliedert nach Philosophenschulen und deren jeweiligen Hauptthemen. Projektförderung im Rahmen des Programms PRO INNO des BMWA Heimatlos-Roman, Vorwort Roland Erb Octavian Mihaescu, der Autor dieses Buches, ist ein Rumäne, der seit rund fünfzehn Jahren in Deutschland lebt. Er wurde 1963 im südrumänischen Städtchen Caracal in der Region Oltenien geboren, wo er die letzten, höchst deprimierenden Jahre der Ceausescu-Diktatur erlebte, einen Fluchtversuch unternahm und im Dezember 1989 an den revolutionären Kämpfen gegen das faschistoide, nationalistische Schreckensregime der Parteiclique um die Familie Ceausescu teilnahm, das sich immer noch sozialistisch genannt hatte. Der junge Octavian Mihaescu wurde nach den Dezemberereignissen und dem Sturz der alten Regierung Mitglied der neugegründeten Christdemokratischen Nationalen Bauernpartei und protestierte zusammen mit vielen anderen engagierten Demokraten im Juni 1990 gegen die antidemokratischen, restaurativen Maßnahmen des Iliescu-Regimes, das mehrmals Tausende Bergleute aus den siebenbürgischen Bergwerken in den Karpaten um Brasov herbeigerufen hatte, um die wochenlangen Protestbewegungen auf dem Bukarester Universitätsplatz niederzuknüppeln. Angesichts der danach in ganz Rumänien entfesselten Gewalt gegen die Protestierenden, die er schmerzlich am eigenen Leib zu spüren bekam, verließ Mihaescu sein Heimatland auf dem Weg über Ungarn und Oesterreich und suchte schließlich Asyl in der Bundesrepublik Deutschland, wo er heute mit seiner deutschen Frau und mit einem Paß der Bundesrepublik Deutschland in einer bayrischen Kleinstadt bei Schweinfurt ansässig ist. Das weitgehend autobiographische Buch „Caminul" („Das Heim") hat Octavian Mihaescu in den neunziger Jahren bis 1997 verfaßt, es wurde 1999 im Jassyer Verlag Ars Longa in der rumänischen Originalsprache verlegt und danach von der Leipziger Runänistin Sabine Krause ins Deutsche übersetzt. In der Sammlung archenoah des Münchner Verlages Radu Barbulescu erschien im Jahr 2004 der zweisprachige Band „Singuratate / Einsamkeit", der Gedichte und Prosa Mihaescus enthält und den Lesern seines autobiographischen Buches beweist, dass der Autor ein genuiner Schriftsteller ist, der nicht nur wie viele andere einen singulären Bericht über den eigenen Lebensgang vorlegt, sondern der weiterhin literarisch tätig ist, sich auch in anderen Genres beweist und eine existentiell orientierte, mit religiösen und politischen Akzenten versehene Lyrik schafft,Doch dass es sich bei Octavian Mihaescu um einen sehr talentierten, weitgehend autodidaktisch gebildeten Autor handelt, konnte dem des Rumänischen kundigen Leser schon bei Erscheinen seines ersten Buches bewusst werden, das nun in deutscher Übersetzung vorgelegt wird. Der Wert dieses autobiographischen Prosawerkes, das sich über weite Strecken wie ein echter Entwicklungsroman liest, liegt vor allem darin, dass dem Leser auf unpathetische Weise ein eindrückliches Bild vom Leben des einfachen Volkes in der rumänischen Gesellschaft vor 1989 und bis in die Anfänge der enttäuschenden Iliescu-Zeit vermittelt wird. Im Gegensatz zu einigen anderen, eher intellektuellen Autoren autobiographischer Bücher, die in Rumänien verblieben oder schon vor 1989 aus dem Land emigrierten, zeichnet sich „Das Heim" durch den plebejischen Blick von tief unten aus. Immer wieder beschreibt Octavian Mihaescu das Leben der sehr armen arbeitenden oder arbeitslosen, mitunter auch der kleinbürgerlichen Bevölkerung der Vorstädte Bukarests oder der Provinzstädte. Wir erfahren viel über die Verelendung und moralische Zerrüttung seiner und anderer Familien, über die Versorgungsschwierigkeiten der fehlgelenkten, immer mehr zusammenbrechenden Wirtschaft, über den latenten Rassismus gegen Juden, Sinti und Roma und andere Minderheiten Rumäniens, über die Angst angesichts der Verfolgung durch die Organe der spätstalinistischen Partei, die Securitate und die gehorsam und oftmals grausam administrierenden und strafenden Diener der Macht. Wir erhalten Einblick in das immer noch stalinistisch eingerichtete rumänische Schulwesen der siebziger, achtziger Jahre und lesen Episoden, die das Erwachen der Sexualität bei den Jugendlichen und die damit einhergehende Zeit der Orientierungslosigkeit bezeugen. Wir bekommen Auskunft über die Schwächen der unerfahrenen rumänischen Oppositionsbewegungen, das Chaos der Revolutionszeit und die schweren Anfänge der neuen demokratischen Parteien und Institutionen des Landes. Octavian Mihaescu ist bei all dem kein pedantischer, auf hunderttausend Kleinigkeiten versessener Berichterstatter. Er schreibt mit Gefühl, Temperament und Leidenschaft, oftmals integriert er typische Gesprächssituationen in die zahlreichen Dialoge seines romanähnlichen Prosawerkes. Immer wieder wendet sich der Autor dabei gegen Gewalt und Ungerechtigkeit und es wird deutlich, dass er das Herz auf dem richtigen Fleck trägt, dass er sich trotz zahlreicher Rückschläge und vorübergehender Resignation niemals unterkriegen lässt. Natürlich hegt Octavian Mihaescu aufgrund seiner oftmals absolut niederschmetternden Erlebnisse auch Vorbehalte einigen seiner Gestalten gegenüber und sieht sich am Ende seines Buches von gehöriger Skepsis erfasst, was das Verständnis von Teilen der rumänischen Bevölkerung für die von der Revolution angestrebten neuen demokratischen Werte betrifft, so dass er der künftigen Entwicklung seines Heimatlandes zunächst keine besonders positive Prognose gibt. Dabei muss man sich vor Augen halten, dass dieses Buch weitgehend in den bitteren Zeiten der restaurativen Iliescu-Zeit der ersten Hälfte der neunziger Jahre geschrieben worden ist, als viele Zukunftshoffungen der rumänischen Revolutionäre und jungen Demokraten von 1989/90 wieder zunichte gemacht wurden. In den ersten Jahren des neuen Jahrtausends zeigt sich die rumänische Gesellschaft trotz mancher Rückschläge aber schon merklich gewandelt und weiterentwickelt und sucht mittels Reformen, weiterer Unternehmensprivatisierung und Versuchen fortschreitender Demokratisierung der Institutionen und des öffentlichen Lebens spürbar danach, Anschluss an die Länder West- und Mitteleuropas zu gewinnen und die Aufnahme in die Europäische Union zu erreichen. Für die europäische Kultur und Geistigkeit hatte das Herz der besten rumänischen Schriftsteller und Denker in allen Landesteilen spätestens seit dem neunzehnten Jahrhundert geschlagen, die sich, wie der große Prosadichter Mateiu Caragiale in den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts schrieb, immer als letzte Bastion Europas an den Pforten des Orients betrachtet hatten. Octavian Mihaescu, dieser hochbegabte autodidaktische Schriftsteller, auf dessen weiteres Werk man durchaus gespannt sein darf, stellt sich mit seinem autobiographischen Buch „Das Heim" in die Reihe eindrucksvoller, wirklichkeitsversessener Bücher rumänischer Autoren, die uns ein Land besser verstehen lehren, von dem wir in Deutschland leider immer noch viel zu wenig wissen. Roland Erb (Dezember 2005) |
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