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Drei Nobelpreisträger in einem Buch
artikel [ Bücher ]
Anatole France, Romain Rolland, Sully Prudhomme

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von [Delagiarmata ]

2006-02-18  |     | 



Sie kann so bedrückend sein, unsere Gegenwart. Der Zwang auf Verzicht löst sie (die Bedrückung) meistens aus. Was würde man nicht gerne alles lesen? Dabei sind selbst die Schlagzeilen schon zuviel. Ab und zu mal liegen lassen, weg aus der Hektik des Augenblicks und hinein in die Zeiten von gestern, vorgestern und davor, das wäre vielleicht mal ein Versuch wert. Ein Griff in das Bücherregal könnte dabei behilflich sein.

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Anatole France: Der Aufruhr der Engel (Deutsch von Rudolf Leonhard)

In einem Lexikon der Weltliteratur lese ich, dass die Bücher von Anatole France auf dem Index der katholischen Kirche stünden. Das ist nicht verwunderlich, wenn man „Der Aufruhr der Engel“ ließt. Ein total antichristliches Buch, würde ich sagen, aber brillant und spannend geschrieben.

Von Gott abgewandte Engel planen auf der Erde, in Paris, einen Aufstand gegen den Herrn. Sie wollen den Teufel auf den Himmelsthron heben. Dabei geht es sehr menschlich zu. Intrigen, Sex, Nebenbuhlerschaft, unausgelebte Sehnsüchte, Generationenkonflikte und alle möglichen menschlichen Schwächen machen die Engel von gestern zu Menschen von heute. Die Handlung spielt 1914, also zu Beginn des 2. Weltkrieges. Sie könnte aber auch genauso gut heute und nicht nur in Paris spielen.

Zum Schluss des Romans löst die Verschwörung sich in einem philosophischen Antikriegsplädoyer des Satans auf: „Gefährten“, sagte der große Erzengel, „nein, erobern wir den Himmel nicht. Es genügt, daß wir es können. Denn Krieg erzeugt wiederum Krieg und Sieg Niederlage. Der besiegte Gott wird Satan und der siegreiche Satan wird Gott. Möge mir das Geschick dieses furchtbare Los ersparen!“

Utopie! Satanische Einsichten gibt es nicht. Anatole France hat diesen Roman 1918 geschrieben. Es ist ihm damit nicht nur ein Abgesang auf den 1. Weltkrieg gelungen, sondern auch eine Mahnung vor dem kommenden 2ten.

Anatole France (1844-1924) erhielt 1921 den Nobelpreis für Literatur.

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Romain Rolland: Antoinette (Deutsch von Erna und Otto Grautoff)

Dieses ergreifende Stück Prosa (Novelle) gehört nicht zu den Titeln, die Rollands literarischen Ruhm begründen. Es kann aber trotzdem als Beispiel für des Dichters dominierendes Werkmotiv herangezogen werden: die Menschenliebe.

Antoinette war ein halbwüchsiges Mädchen, das in ihrer Opferbereitschaft für ihren kleineren Bruder eine todbringende Selbstverleugnung an den Tag legte. Antoinette und Olivier hat das Leben nach unbarmherzigen Schicksalsschlägen allein ins Gewühl des Pariser Vorstadtlebens verschlagen: zwei Waisenkinder, die der Sturm des Alltags (wohl im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts) wie lose Herbstblätter durch die Novembertrübnis trieb.

Romain Rolland ist zweifellos ein Meister der Schilderung von Seelenleben. Was im Inneren seiner Helden vorgeht, wird langsam nach außen getragen, mündet in Handeln und führt meist zu neuen Leiden und viel seltener auch zu der ein- oder anderen Freude. Der unermüdlich schuftenden Antoinette gelang es schließlich, den labilen und kränkelnden Olivier in einem staatlich geförderten Seminar unterzubringen, was ihm aus materieller Sicht eine relative Zukunftsperspektive verschaffte.

Das Mädchen benötigte diese allerdings nicht mehr, denn „dann fiel sie in ihre Betäubung zurück. Und verschied.“

Romain Rolland (1866-1944) wurde 1915 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

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Sully Prudhomme: Gedichte (Deutsch von Sidonie Peter)

Dieser Band enthält folgende Gedichte: Der Schwan, Wär ich Gott, Grundlose Freuden, Die Vase und der Vogel, Auf der Reise, Das Gedächtnis I, Erinnerung II, An meine Schwester, Die Wahnsinnige, Homo Sum.

Man greift natürlich erst mal zu einem Lexikon, um diesen französischen Dichter kennen zu lernen. Sein bürgerlicher Name war René François Armand Prudhomme, geboren 1839 und gestorben 1907. Im Jahre 1901 wurde er mit dem ersten Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Er war ein philosophischer Dichter und stand als solcher dem Parnasse nahe. Die Parnasse-Autoren pflegten einen symbolistischen Lyrikstil.

Will man einen Gedichtband oder eine Auslese besprechen, hat man immer das Problem, allen nicht erwähnten Gedichten Unrecht zu tun. Man müsste normaler Weise jedes einzelne besprechen, weil jedes eine selbstständige, ganz eigene Botschaft vermittelt. Weil das aber den Rahmen einer Rezension sprengen würde und auch des Aufwands einer literarischen Analyse bedürfte, sei bloß ein Beispiel gegeben.

Die „Vase und der Vogel“ ist eher eine Parabel, die wohl das Ende einer Zeit verkündet, das zu erwartende Neue aber noch nicht erkennen kann. „Heut geflügelt ein Genius schwebt, / wo man sah die Bastille thronen; / auf seiner Stirn ließ ich wohnen / die Meinen, - doch das Asyl hat gebebt.“

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Ausgewählte Werke der Nobelpreisträger Anatole France, Romain Rolland, Sully Prudhomme; Paul Franke Verlag, Berlin (ohne Jahresangabe);...


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