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Ein \"schönes\" Gedicht
artikel [ Kreativ ]

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von [Freude ]

2005-07-25  |     | 



Text Manfred Freude
20.07.2005

Ein „schönes“ Gedicht
Philosophie, Lyrik, Ästhetik und Ethik
Anhand des Gedichtes Todtnauberg von Paul Celan
werde ich versuchen mein Verständnis
von Philosophie, Lyrik, Ästhetik und Ethik zu erklären.

Dies soll keine wissenschaftliche Bearbeitung des Textes werden, noch werde ich eine Interpretation des Textes liefern (dies ist bereits: siehe Reclam Interpretationen Gedichte von Paul Celan durch Professor Gellhaus RWTH Aachen geschehen, auch aus diesem Grund habe ich dieses Gedicht als Beispiel gewählt ) ich bin hier an einer Meditation über den Text hinaus interessiert.

Es geht hier um die Wahrnehmung des Gedichtes mit der dieser verbundenen Ethik
und der Ästhetik dieses Gedichtes.

Die Sprache eines Gedichtes ist auf die Wahrnehmung angewiesen.
Wird ein Gedicht nur als eine Abweichung der Sprachnorm verstanden so verfehlt das spezifische der Dichtung seine Absicht.
Im freien Spiel des Dichters gelingt eine menschliche Selbstüberschreitung.
Ein Spiel kann wie im Kinderspiel heucheln, es kann andererseits aber auch zu Lernen führen.
Wahrnehmung und Vernunft verändern hierbei ihr Verhältnis bei der Suche nach einer Ethik.
Bereits aus ethischen Gründen verwarf Platon die Künstler, die Dichter.
Kant: Die Natur ist die Grenze, der Ort der Krise. Die Freiheit (Moral) ist das Schöne das Erhabene. Der Mensch aber ist frei dank seiner Vernunft Theorie-Urteilskraft-Praxis. Kant forderte auf selbst zu denken: "habe den Mut dich des eigenen Verstandes zu bedienen".
Wie sollte man dies besser beherzigen oder anwenden als bei einem Gedicht?

Ein Gedicht zu lesen (ein Gedichtsurteil) ist ein ästhetisches Urteil.
Die Bildung eines reinen Geschmacksurteils – ob ein Gedicht schön ist oder nicht; das Wohlgefallen (Interesse) das wir an einem Gedicht finden ist ohne alles Interesse.
Wenn ich ein Gedicht herstellte, von dem ich wüsste, das es niemand liest oder wüsste, es gäbe gar keine Menschen die es lesen könnten, um hier zu sagen, das Gedicht sei schön, oder ich müsste meinen Geschmack beweisen; dies alles wäre nicht logisch.

Dies bedeutet ich habe zunächst kein Interesse ein schönes Gedicht zu schreiben, noch hat mein Erstleser ein Interesse ein Geschmacksurteil zu bestimmen.
Er steht in den meisten Fällen dem Gedicht zunächst gleichgültig gegenüber.
Das Gefühl einer Lust oder Unlust am Gedicht ist rein subjektiv ästhetisch ohne logische Erkenntnis über Sinn und Form und Inhalt.
Es sieht schön aus, es scheint ein schönes Gedicht.

Nirgendwo spricht ein Mensch so konzentriert wie in der Dichtung.
Aller Ballast der allgemeinen Verständigungssprache ist entfernt.
Das Gedicht ist auf seine Zeichen (Ampel) reduziert. Die sofort oder auch erst durch Nachforschungen erkannt werden.
Hilfen sind hierzu das sprachliche klanghafte Zeichensystem, das über den Rhythmus, Bilder, Metaphern, Bedeutungen bis zu konstanten Mustern reicht.

Unterschiede finden wir im Gedicht dessen Aussage wir gleich erkennen, wie den verrätselten, hermetischen Gedichten (Benn, Celan) die weitere Lektüren wie Lexiken, Pchyremble, Botanikbücher, etc. verlangen.

Wichtig ist bereits beim Dichten der Anfang: Karl Mickel: „Hier ist der erste Satz so wichtig wie die Startbahn für das Flugzeug: es erhebt sich dort. Dann aber hat es den Boden verlassen...“ Es startet in die verschiedenen Welten der Ideen.
Jeder individuelle Leser interpretiert das Gedicht in seiner Welt.

Einbildungskraft führt uns bei einem Gedicht weiter.
Die Einbildungskraft besitzt eine ethisch Verpflichtung gegenüber dem Anderen.
Produktive Einbildungskraft und sittliche Verantwortung sind keine Gegensätze.

Wir erkennen die Form, die schöne Form, nicht beim ersten Mal des Lesens oder hören auch nicht die Struktur des Gedichtes.
Die Einbildungskraft hilft uns weiter beim Wiedererkennen (Mimesis) Sie stellt etwas her. Ein neues Gedicht
Wir kommen den Dingen näher, wenn wir näher und öfter und länger hinsehen, apprehendieren. - Wie ist der Gedanke des Dichters dargestellt? Durch die Einbildungskraft und einem Sehen von bildhaften Flecken erkennen wir ein Schema.
Dieses ist jedoch ebenso hart zu erarbeiten wie dem Dichter das Gedicht.

Beispiel: Ein Urlaubskatalog, alles schön und schöne Bilder und schöne Beschreibungen, sehr wahr, aber wenn ich dieses sehr Wahre nicht ganz genau lese, habe ich ein großes Problem.

Das gleiche gilt, wenn ich Platon oder Kant nicht sehr genau lese, soweit dies überhaupt möglich ist.
Dieses Problem habe ich bei den Dichtern.
Es beginnt damit, wenn ich annehme, der Dichter meint mit diesem „ich“ sich selbst.

Der Dichter ist kreativ und schöpferisch, nicht nach vorgegebenen sondern durch eigenen Genius schaffend.
Kant: „ das Genie, das der Kunst die Regel gibt“.

Die Form eines Gedichtes (als Begriff) vermag nicht der Einbildungskraft, der Sinnlichkeit zu entsprechen, wenn die Sprache nicht dem Individuellen entflieht.

Ist ein Gedicht zunächst schön, hässlich oder verwirrend – das ist nur ohne Interesse.
Es verlangt nach der Reflexion, der Einbildungskraft.
Ich muss zunächst lesen, sortieren – für Benn-Gedichte benötige ich einen Pchyremple, für andere ein Botaniklexikon usw. und dann erkenne ich vielleicht einige Bildflecken, die ich zusammenführen kann zu etwas, das mir Sinn zu geben scheint.

Den Zusammenhang von Ethik und Ästhetik verbürgt die „freie“ Tätigkeit der Einbildungskraft.
Hierbei ist der ästhetische Blick auch auf Dinge der äußeren Welt zu richten.
Wechsel von Ich und Nicht-Ich, Subjekt und Objekt, Innere und Äußere Welt. Der Mensch, kraft seiner schöpferischen Einbildungskraft erzeugt eine Vielfalt, durch die er zum Genie wird.

Das Schöne an dem/einem Gedicht ist zunächst einmal die Abweichung.
Abweichung, die es von normaler Sprache abhebt – das hört sich gut an – oder es erzeugt Verwirrung.
Hier muss man sich intensiv mit dem Gedicht befassen.
Poetisches Sprechen ist unschuldig, frei pragmatisch.
Deshalb kann der Dichter schreiben wie es seine Kreativität zulässt. Das normale Sprechen verlangt Ethik – ich meine es gibt keine Moral für das poetische Sprechen.
Das Gedicht ist nicht nur Literatur und Unterhaltung, es dient in erster Linie der Erkenntnis.
Das Gedicht unterliegt qualitativen Kriterien wie auch dem Geschmacksurteil.
Es bietet dem Konsumenten eine intersubjektive Erfahrung.

Dichtung als Darstellung kopiert nicht.
Dichtung dient als Erkenntnis (Bezug) zur Wirklichkeit.
Dichtung ist Darstellung von Handlungen.

Wenn das Gedicht nur schön ist. Die Worte bannen. Was ist noch verborgen, was ist noch ungeweckt in diesem Bann?
Auch dieses Unverständnis kann Leidenschaft wecken, wenn das Gedicht nur schön genug ist.
Der Anblick des Gedichtes ist ohne Interesse, wenn ein Symbol oder ein Weg erkannt ist, beginnt das Arbeitsgedächtnis.
Wenn aber etwas sofort oder über die Interpretation neu erkannt ist, beginnt das Feuerwerk im Gehirn.

Ästhetische Gesichtspunkte spielen für die Ethik keine Rolle.

Die Lust teilt sich entweder den Sinnen oder den Reflexionsgeschmack.

Die ästhetischen Gesichtspunkte zu dem Gedicht
"Todnauburg" von Paul Celan:

Wir werden beim Lesen feststellen, das wir beim Eindringen in diesen Text in ein Labyrinth eindringen und uns verfangen.
Erkennen zunächst das es ein Gedicht ist, an seinem Verstext.

Es geht um die ästhetische Aspekte in diesem Gedicht stellvertretend für alle Gedichte.
Bei dem Lesen oder bloßen Ansehen der Versform kann es einem ergehen wie beim Anblick einer Informatikformel an der Tafel.
Zunächst empfindet man etwas Schönes ohne einen Sinn zu erkennen.
Um dieser Formel näher zu kommen muss man sich damit beschäftigen.
Dies ist auch die Aufgabe beim Gedicht.
Manchmal kann ein sinnvolles Erfassen ein komplettes Studium erfordern.
Es ist nicht zu leugnen, das damit das Gedicht gegenüber der Kunst seine Aufgabe erfüllt hat.

Die Frage lautet weiter, handelt es sich hier um ein Gedicht oder um Lyrik?
Die Verskunst besteht aus Vers und Sprache.
Die Bildung eines Gedichtes ist zunächst unabhängig von Regeln.
Die Abgrenzung = "Definition" von Begriffen klärt durch ihre Abgrenzung von den anderen Begriffen auf.
Hierbei wird sich zeigen, ob sich ein/dieses Gedicht gegen eine/die Definition/Abgrenzung, Klärung von Begriffen sträubt.
Dies stellt sich als äußerst schwierig dar, da sich das Gedicht nicht so ohne weiteres auf den einen Begriff bringen lässt.

Allein die erforderlichen Botanikkenntnisse erleichtern nicht den Einstieg in die Interpretation.

Es ist wie die Entschlüsselung einer Geheimsprache.
Wie bei der Entschlüsselung von Hieroglyphen steigt man tiefer in die Archäologie, in die Schichten des Gedichtes ein.

Wenn einem ein Gedicht gefällt, dann muss dieses einem anderen deshalb nicht automatisch auch gefallen.
Interesse, das wir dem Gedicht nun entgegenbringen, wird Wohlgefallen genannt. Wir erkennen es mit der Vorstellung, die wir einem Gedicht zumessen.

Angenehm ist, was den Sinnen in der Empfindung an diesem Gedicht gefällt. Auch angenehm ist jedem dieses Gedicht, wenn es uns vergnügt.

Gut ist das, was über die Vernunft, durch den bloßen Begriff, gefällt. Das Gedicht empfinden wir als das Nützliche, sobald es nur als Quelle gefällt; empfinden es aber an sich gut, weil es für sich selbst gefällt. Gut ist das Gedicht ebenfalls, wenn es vom Leser geschätzt, angenommen, gutgeheißen wird.

Schön ist das Gedicht, wenn es bloß gefällt.
Geschmack ist subjektiv und oft eine Frage der jeweiligen Stimmung.
Wenn wir ein Wohlgefallen oder Missfallen an diesem Gedicht finden, ohne alles Interesse und dieses Gedicht so beurteilen, nennen wir dies Geschmack.

Für Kant gibt es, wie er betont, keine Geschmacksregel, die durch Begriffe bestimmen würde, was schön wäre.
Wenn uns das Gedicht ohne Begriff gefällt und erkannt wird als Gedicht, so nennen wir es schön.


Literatur: Ethik der Ästhetik Akademie Verlag Christoph Wulf,
Kant: Kritik der Urteilskraft Analytik des Schönen




TODTNAUBERG

Arnika, Augentrost, der
Trunk aus dem Brunnen mit dem
Sternwürfel drauf,

in der
Hütte,

die in das Buch
- wessen Namen nahms auf
vor dem meinen? -,
die in dies Buch
geschriebene Zeile von
einer Hoffnung, heute,
auf eines Denkenden
kommendes
Wort
im Herzen,

Waldwasen, uneingeebnet,
Orchis und Orchis, einzeln,

Krudes, später, im Fahren,
deutlich,

der uns fährt, der Mensch,
der's mit anhört,

die halb-
beschrittenen Knüppel-
pfade im Hochmoor,

Feuchtes,
viel.




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