Humanentsorgung
Einmal weich

Es tut mir so leid und so weh, dass es solche Einrichtungen überhaupt gibt. Wie viel Schmerz und wie viel Leid muss deine Mutter erfahren haben, um sich zu so einem Schritt zu entschließen.
Noch hält sie dich im Arm, noch bist du in trügerischer Geborgenheit, aber gleich schiebt sie die Plexiglasscheibe zur Seite und legt dich in den winzigen Behälter.
Vielleicht streichelt sie noch einmal sanft dein Gesicht und vielleicht hat sie ein paar Tränen in den Augen, aber mit dem Zuschieben der Scheibe trennt sie alle Mutterbänder durch.
Nach einer Weile werden dich fürsorgliche Hände da wieder herausholen und weiter für deinen kleinen Körper Sorge tragen.
Ich wünsche dir von Herzen, dass du auch jemanden findest, der dir mit Geduld und Liebe später einmal die Sache mit den Bienen und den Schmetterlingen erklärt.

Zynisch
oder anders gesagt

Meine Güte, hast du ein Glück! Du musst deswegen nicht traurig sein. Wer weiß, was dir alles erspart bleibt. Im Drogenmilieu aufzuwachsen ist nicht lustig, weißt du, und ein ständig betrunkener Vater auch nicht.
Sie hätten dich vernachlässigt und wenn du dann geweint hättest, dann hätte dich ein völlig überforderter Vater geschlagen, dir deine kleinen Rippen gebrochen oder noch viel Schlimmeres mit dir angerichtet.
Vielleicht kommst du zusammen mit vielen anderen in ein Heim und findest eine Hand, die dich ins Leben begleitet.
Wie gesagt, du hast Glück gehabt, manche deiner Kollegen landen nämlich auf dem Müll.