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Der Große Rat
gedicht [ ]

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von [Delagiarmata ]

2007-06-05  |     | 



Aufgewacht vom Winterschlaf,
Ruft der Bär zum Großen Rat,
Um Beschlüsse neu zu fassen
Und sich huldigen zu lassen.
Es regt sich die Karpatenwelt,
Jedes Volk ’nen Redner wählt.
Erwerben will durch dessen Kunst
Ein jedes sich des Bären Gunst.
Wie es üblich ist seit Jahren,
Darf zum Großen Rat nur fahren,
Wer im Reden ist gewandt
Und seine Majestät gut loben kann.
Um die Weichen klarzustellen,
Werden alle Unmutsquellen
Wirkungsvoll im Keim erstickt
Und Lobkleider ganz neu gestrickt.
Mit fertig abgefassten Reden
Ziehen dann auf Waldeswegen
Zu des Bären großer Burg
Auch Hase, Wolf und Fuchs.

Der Bär sitzt glücklich auf dem Thron
Und lauscht der brausenden Akklamation.
Sein Herz droht zu zerspringen,
Wenn die Lobeshymnen klingen.
Heuchler auf dem Rednerpult,
Ignorierend die Vernunft,
Ãœbertreffen sich im Eifer,
Dem Herrn sich dienlich zu erweisen.

Schon eine Hundertschaft ist abgetreten,
Als der Wolf beginnt zu reden:
„Sei gegrüßt, geliebter Sohn!
Ein ewig’ Leben sei dein Lohn,
Für alles Wildbrett aus den Wäldern,
Das du verkauft hast für die Gelder,
Mit welchen du erwarbst dann neue Saat,
Die balde sprießt zu frischem Gras.“

Der Hase ist dem Wolf gefolgt
Und spricht vor dem schon müden Volk:
„Sei gegrüßt Vaterlandsretter,
Deine Liebe ist Schönwetter!
Im Namen all meiner Genossen,
Die ihre Herzen aufgeschlossen,
Will ich deinen Rat gutheißen
Und statt Gras nur fressen Mäuse.“

Als letzter Redner dieser Kette
Spricht dann Genosse Reinecke:
„Sei gelobt du großer Könner
Und des Volks geliebter Gönner!
Du hast etwas verschlafen
Und leider nur gedacht an Wolf und Hase,
Mich aber dabei vergessen!
Muß ich weiter Hühner fressen?“

Ãœber den Tadel sehr erbost
Stürzt der Bär den Fuchs in Not
Und stempelt ihn zum Büßer:
„Dir gebührt nicht mehr als Hühner!“

[Temeswar, 1982]

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