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■ Eine Krone von Veilchen
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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2007-01-05 | |
Servus Miroslav!
Es ist ja nichts Alltägliches, sich in einem Gedicht – mehr denn je sogar im Titel, als wie manchmal üblich in einer Widmung – wiederzufinden. Herzlichen Dank! Ich kenne und schätze diese Lyrik, und nicht nur weil ich in ihr eine Fortsetzung der deutschen Exilliteratur sehe. Sie scheint mir auch mehr als ein Kometenschweif einer schmerzhaften, aber literarisch umso produktiveren Zeit der deutschen Literatur zu sein. Dazu sind diese Verse zu tiefgehend. Der von ihnen verkörperte Schmerz kann nur als Resultat seelischer Konvulsionen, aber nie als künstlerischer Gegenstand empfunden werden. Ich wage einfach die Behauptung, dass auch Menschen ohne Exilerfahrung beim Lesen dieser Gedichte – nicht nur des einen - so oder zumindest so ähnlich empfinden könnten. Wir befinden uns schlicht und einfach im „weiten Feld“ der deutschen Gegenwartslyrik, hier speziell jener „von den Rändern“, wie sich ein ZEIT-Kolumnist kürzlich ausdrückte. Bei mir tritt im Beisein dieser Verse das Verständnis in den Vordergrund. Als Aussiedler kann ich intuitiv die Beweggründe für eine solche Lyrik begreifen, obwohl ich zum Mitfühlen meine Phantasie schon ein wenig bemühen muss, wobei ich die Verse eines Miroslav Dusanic von jeder billigen Gefühlsduselei freigesprochen wissen will. Begründbar ist dieses „nur bedingte“ Mitschwingen im sentimentalen Bodensatz einer solchen Lyrik – worin eigentlich ihre Andersartigkeit ruht – einfach durch den Unterschied der Realitätswahrnehmung eines Aussiedlers (zu denen ich mich rechne, wobei ich auch hier unter den Nostalgikern und den Realisten unterscheiden will) und eines Exilanten. Tod, Himmel, Lyrik und Schweigen können durch wenige Verbindungswörter nur dann zu einer Gefühle auslösenden Symbiose gedeihen, wenn sie einem tiefen Schmerz des Verlustes entspringen. Man darf mir das wirklich glauben, ich kann das ohne besondere Anstrengung (mit dem erwähnten Phantasieimpuls) nachempfinden. Es ist ein ehrliches Tangieren eines Gefühls, das ich besonders bei älteren Menschen aus meinem Verwandten- und Bekanntenkreis kenne: die bis ins Verklärte steigerbare Sehnsucht nach einer verlustig gegangenen Heimat. Nein, nicht der Ort oder im weiteren Sinn der Raum, ob Bukowina oder Bosnien, brachte eine Rose Ausländer zum Schreiben und treibt einen Miroslav Dusanic zur Feder; es ist der Verlust des Raumes, der Lyrik gebärt. Europa, die alte Dame, ist an den Grenzen der Bukowina und an jenen Bosniens angekommen und wird auch diese Regionen eines Tages zu ihrem Völkerreichtum zählen. Die deutsche Literatur könnte dann aber um einen gefühlsbetonten Themenkomplex ärmer werden.
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