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Eine Bilderbuchkarriere zugunsten Bedürftiger
artikel [ Bücher ]
Bewegend, Merk & More – Reportagen und autobiographische Texte von Oliver Trust und Markus Merk

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von [Delagiarmata ]

2009-05-30  |     | 



„Es macht keinen Sinn, Fußballer auf eine höhere Ebene zu heben, damit sie es auf dem Platz wiedergeben.“ Das sagt Fußballtraineropa Hans Mayer (66) und meint damit, dass es eigentlich schon sinnvoll sein könnte, für Fußballspieler „Möglichkeiten zu schaffen“, damit sie „zwischen zwei Trainingseinheiten ein Buch lesen“. Nur sei so etwas „den meisten Spielern lästig“, wie Klinsmann es beim FC Bayern leidvoll erfahren musste. Und doch gibt es unter den Fußballstars immer wieder welche, die sogar Bücher schreiben (oder schreiben lassen), meistens zum Hohn & Spott oder im besten Fall zur Belustigung des Feuilletons, aber wohl doch letztendlich zur wirtschaftlichen Zufriedenheit des einen oder anderen Verlags.

Ob die bücherscheuen Treter des runden Leders zumindest die Werke der eigenen Zunftvertreter lesen, ist noch nicht eruiert. Eins könnte man ihnen auf jeden Fall empfehlen: Bewegend, Merk und More ist tatsächlich ein bewegendes Beispiel von Maßhaltigkeit, ja gar Bescheidenheit aus der Glitzerwelt des hochklassigen Fußballs – auf die Spielklasse und nicht immer auf die Klasse des Spiels bezogen. Geschrieben hat es allerdings kein Spieler, sondern ein Sportjournalist und ein Schiedsrichter a. D.: Oliver Trust (*1961) und Markus Merk.

Oliver Trusts Texte sind Reportagen. Sie berichten, nicht unbedingt streng chronologisch, vom Weg eines Mannes, der in die Schiedsrichterwelt hineinwuchs. Ja, das ist eine Welt für sich, eigentlich eine Parallelwelt zum Fußballbetrieb. Die drei Unparteischen sind immer präsent und werden in der Regel nur wahrgenommen, wenn sie Fehler machen. Und doch ist ihr Tun und Lassen vergleichbar mit einer Sucht. Immer wieder ist man auch mit der Versuchung konfrontiert, alles liegen zu lassen und tut es dann doch immer weiter: pfeifen, pfeifen, pfeifen. So ist das auch in Markus Merks Schiedsrichterkarriere zu beobachten.

„Hier in der Küche, da fing für Markus Merk, geboren am 15. März 1962 in Kaiserslautern, alles an“, schreibt der Journalist und malt ein aussagekräftiges Fußballbild rund um den „Betze“, den Berg aus der Pfalz, der „als Hort von Mythen, Märchen und Wahrheiten“ gilt. In dieser Küche des Elternhauses trafen sich Vaters (Rudi Merk, geb. 1933) Schiedsrichterkollegen und der kleine Markus war oft dabei. Wen wundert’s da, dass der Junge mit 12 Jahren als wohl jüngstes Mitglied der Schiedsrichterzunft ein E-Jugend-Spiel leitete und mit gerade mal 22 Jahren als Linienrichter in der Bundesliga debütierte. Dass er dann in der Saison 1988/89 als jüngster Bundesligaschiedsrichter in die Fußballgeschichte dieses Landes einging, darf man schon als folgerichtige Normalität bezeichnen.

Und er blieb auf dem Rasen, hob nicht ab, der junge Schiedsrichter Markus Merk. Er kommt in diesem Buch selbst oft zu Wort. Seine in Kursivschrift verfassten Texte begleiten Oliver Trusts Reportagen mit einer sehr persönlichen Sicht der Fußball-Dinge. Da spürt man die Seriosität und menschliche Wärme, aber auch die von Amts wegen gebotene Distanz, mit der er Stars wie Zidane, Beckham, Figo, Ballack, Kahn u.v.a. begegnete: „Ich bin kein Herrscher auf diesem Rasen, kein Diktator in diesem Stadion. Das ist nicht mein Reich. Schiedsrichter sein heißt nicht, Macht ausüben. [...] Wenn ich es schaffe, dass wir alle gemeinsam an einem Tisch Platz nehmen, dann bin ich am Ziel.“

Das ist eine enorme Zielvorgabe im eigenen Umgang mit oft launenhaften, übermotivierten Toppleuten aus der Fußballszene. Im Setzen der eigenen Ziele hat Markus Merk es sich wahrlich nie einfach gemacht. Aber Konsequenz ist eine Tugend, von der er wirklich gesegnet zu sein scheint. Und er baut auf sie in allen Lebensphasen, nicht nur in seiner Schiedsrichterlaufbahn.

2004 ist Markus Merk Weltschiedsrichter des Jahres und lebt im pfälzerischen Otterbach, „im alten Fachwerkhaus“. Ein eingefleischter Pfälzer verlässt seine Heimat eben nicht und dazu passt die Lebensphilosophie eines Rastlosen in Sachen Fußball, der immer wieder zurückkehrt aus den Stadien der Welt an den Hort seiner Kindheit: „Einen Beruf zu haben bedeutet für mich Unabhängigkeit, materielle und geistige Unabhängigkeit.“ Fußballschiedsrichter ist kein Beruf. Er ist und bleibt ein Hobby. Auch oder gerade für Merk, was ihn darin bestärkte, einen Beruf zu ergreifen, und nicht irgendeinen, sondern einen sehr verantwortungsgeschwängerten, einen am Menschen, dem einfachen, leidenden, nicht unbedingt dem Star. Markus Merk hat Zahnmedizin studiert und bis 2005 eine eigene Praxis geführt.

So konsequent wie er im Aufbauen war, konnte der Mann in Schwarz, der als erster in der Bundesliga in Grün pfiff, auch im Neuorientieren sein. Er gibt die Praxis auf und legt ein Jahr später (2006) die Schiedsrichterpfeife zu den ausgedienten Lebensutensilien. Der gläubige Christ – „Glaube spielt in meinem Leben eine große Rolle“ – gibt alles auf, um mehr, viel mehr zu gewinnen. Als Dozierender zum Thema „Sicher entscheiden“ schafft er sich ein neues Berufsfeld, während er mit Hilfsaktionen in Indien das Lächeln, den Dank und die Liebe unzähliger Kinder und Erwachsener gewinnt.

Markus Merk scheint am Ziel zu sein: Mehr als sportlicher Ruhm und Ehre, ein Leben im Flutlicht der großen Arenen dieser Welt und im Blitzlicht der Pressefotografen bedeutet ihm das Leuchten in den Augen der Armen der Ärmsten.

Markus Merk, leuchtendes Vorbild für nachkommende Schiedsrichtergenerationen, baut heute in Indien mit an Kinderheimen, Waisenhäusern sowie Schulen und beteiligt sich an diversen Ausbildungsprojekten. Und er tut mehr, viel mehr. In einem „Protokoll eines Tages“ hält er fest: „Gearbeitet von acht Uhr bis kurz nach 23 Uhr, mit vielen Kindern gespielt, mit ihnen gegessen und gelacht und ihre fröhlichen Lieder gehört.“ Oliver Trust schreibt mehr über das Wirken des Zahnarztes Merk in Indien: „Drei, vier Tage dauern seine Rundreisen zu den Heimen. [...] Einwegspritzen, Betäubungsmittel und ein großer Topf, um die gebrauchten Spritzen auszukochen, das Gepäck des Reisenden in Sachen Zahnpflege sieht immer gleich aus.“

Das ist nicht nur „Bewegend“, das ist „Merk & More“, der Schiedsrichter vom „Betze“ wie er leibt und lebt. Was vor uns liegt ist mehr als eine Pflege nostalgischer Sporterinnerungen, es ist eine wahrhaftige Samaritergeschichte.

Markus Merk mit Oliver Trust: Bewegend – Merk & More; Bombus-Verlag, München, 2005; ISBN 3-936261-38-5; gebunden, 223 Seiten; 17,90 EUR

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