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■ Eine Krone von Veilchen
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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2008-12-19 | |
Rückschau nennt der 68-jährige Reiseschriftsteller Albert Müller aus Schwäbisch Hall seine 300 Seiten umfassende Lebensgeschichte. Der Autor pflegt einen einfachen Erzählstil. Man stelle sich eine Frauen- oder Männerrunde im Rentenalter vor, in der Eine/r seine schon etwas verklärten Erinnerungen zum Besten gibt. Die Sätze reihen sich in schier nie enden wollendem Wortschwall aneinander.
Wer eine Reise macht ... Albert Müller hat schon darum viel zu erzählen, weil er deren 14 durch 4 Kontinente und 30 Länder auf dem Fahrrad absolviert hat. Und weil Unruhe im Geist sich nicht allein in unstillbarem Fernweh, sondern auch in immer wieder verspürten und erwiderten Musenküssen artikuliert, mussten diese Fahrradtouren natürlich irgendwann zwischen Buchdeckel, um dort der Ewigkeit entgegenzuharren. „Radspuren“ und „Perlen auf dem Jakobsweg“ sind 2003 bzw. 2005 erschienen. Jetzt liegt Albert Müllers drittes Buch vor: „Entlang eines bewegten Lebens“. Die Frage, die sich schnell stellt, ist die nach der Form dieses Erinnerungsbuches. Gedacht ist es als Autobiographie. Nun weiß man ja wie viel Subjektivität, oft sogar schwer erträgliche Selbstbeweihraucherung in solchen Retrospektivwerken – es muss ja nicht immer gleich ein Alterswerk sein – liegt. Und warum sollte gerade Albert Müller dieser Versuchung widerstehen? Schließlich und endlich betrachtet man in einem solchen Buch doch sein eigenes Leben, wird mehr oder weniger unbewusst, aber mit vollem Genuss zum Mittelpunkt des jeweiligen Mikrouniversums. Der Verfasser des vorliegenden Buches hat versucht dieses gefährliche Selbstdarstellungsriff zu umschiffen. Er ist das Wagnis eingegangen, eine Autobiographie in der 3. Person zu schreiben. Ein heroisch gescheitertes Unterfangen, weil er es nicht geschafft hat, seine Person dem Erlebten zu unterstellen. Mehr noch: Damit ein unbedarfter Leser nicht vielleicht doch irgendwie auf die Idee kommt, die Hauptfigur Anton Tilhauer als das Produkt schriftstellerischer Fiktion zu begreifen, klärt Albert Müller noch vor dem ersten Satz der „ersten Erinnerungen“ auf: „Der Name stammt von Vater und Bruder des Autors und der Familienname aus der Ahnenreihe der Aussiedlergeneration im Banat (lt. Ahnentafel).“ Und so kam es, dass hier ein Mann, der durchaus das Zeug zum Erzählen hat, nicht nur „entlang eines bewegten Lebens“ geschrieben hat, sondern leider auch entlang seiner eigenen Person. Bedauerlich, denn diese Unentschlossenheit, zwischen dem Ich und einer fiktiven Gestalt klar zu trennen – das misslingt in der Literatur öfter -, entleibt gerade die Orte, die der Autor stellenweise regelrecht verherrlicht. Es klingt auf die unangenehmste Art gekünstelt, wenn aus Traunau im Banat plötzlich Traundorf wird und Schöndorf zu Schönhof mutiert. Warum bleibt dann Arad nur Arad oder Radna Gott sei’s Dank Radna? Ja, sogar Schwäbisch Hall wird zu Schwabenstadt. Völlig unnötig. „Das mündliche oder geschriebene Wort darf und soll gesagt werden“, philosophiert Albert Müller irgendwo in diesem Buch. Es fällt aber schwer, das über Menschen Gelesene weiterzuerzählen, wenn deren wahre Identität völlig grundlos verschleiert wird. An anderer Stelle nennt der Autor die Erinnerungen seines gekünstelten Ichs, des Anton Tilhauer, eine „Rückblende“. Der Leser fühlt sich auch des Öfteren geblendet. Als Jahrmarkter bleibt mir nur die Vermutung, dass mit Wes Marijan die Heimatdichterin Marianne Ebner alias Kaschpersch Mrian gemeint ist. Und meister Josef? Was spricht dagegen, ihn als realen Menschen in Erinnerung zu behalten, als einen der vielen Banater Schwaben, die das Wirtschaftsleben im damals noch deutsch gefärbten Banat des 20. Jahrhunderts geprägt haben? Schade. Dieses Buch hätte eine so gute Autobiographie werden können. Albert Müller: Entlang eines bewegten Lebens; Cosmopolitan Art Verlag, Temeswar 2008, ISBN: 978-973-8903-44-9; Bestelladresse: Albert Müller, Grundwiesenweg 57, 74523 Schwäbisch Hall, Tel. 0791/3714 |
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