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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2011-11-06 | |
Zum 8. Geburtstag der deutschen Site von agonia.net / poezie.ro
Die deutsche Site von poezie.ro wird heute acht Jahre alt. In dieser Zeit haben 97 Autorinnen und Autoren mindestens je einen Text veröffentlicht. Nur wenige sind der Site treu geblieben. Das Internet ist seine Inhalte betreffend nun mal ein sehr schnell- und kurzlebiges Medium. Von dieser Sprunghaftigkeit bleiben auch Literatur-Websites nicht verschont. Das soll aber nicht heißen, dass alle Ferngebliebenen der Literatur untreu geworden sind. Einer von ihnen ist Manfred H. Freude. Er war von März 2005 bis Dezember 2009 auch auf poezie.ro aktiv. Sein Gedichtband Vom Hörensagen und Draufsätzen stand seit längerem unberührt in meinem Bücherregal - ein eher normales Schicksal für ein Buch mit Gedichten. Warum das eigentlich so war? . . . Der Dichter Manfred H. Freude versucht das Wesen des Gedichts im Vorwort dieses Bandes zu ergründen. Das mag ihm persönlich hier zwar gelungen sein, so mancher Leser wird aber mit dieser schwer verdaulichen Essaykost seine Probleme haben. Dabei hat der Autor doch alles wesentliche in Sachen Gedicht in einem kurzen, kommalosen Satz zusammengefasst: „Das Gedicht ist Ausdruck und ein sich selber Denken.“ Es ist vor allem dieses „sich selber Denken“, das den Unterhaltungswert eines Gedichtbandes doch sehr einschränkt. Zum Glück steigt Manfred H. Freude, zumindest ab und zu, aus sich heraus und sieht sich dabei mit den sozialen Brandherden der Gesellschaft konfrontiert. Zum Glück? Eingeschränkt natürlich, und zwar dann, wenn aus dieser Begegnung Lyrik entsteht, auch wenn „Brandherde“ nichts anderes als „[...] Schlagzeit / immer in die Fresse“ bedeuten können. Andernorts, in roten Bussen, werden „Klassenkämpfe und Repressionen“ anvisiert. Ideologien haben schon immer eine Heimstätte in der Poesie gefunden, auch wenn sie wie bei Manfred H. Freude „[...] noch immer / Die gleichen Inhalte [kotzen]“. Man darf einen Gedichtband eben nicht zu schnell aus der Hand legen. Und wenn schon, dann bitte aufs Nachtkastl. Schon am nächsten Abend könnte es sich vielleicht lohnen. Da kann plötzlich ein Bruder im Geist (?) und Schicksal (!) auftauchen. Schreibt hier gar ein Arbeiter, oder ein gewesener, wie du und ich, und darob lyrische „Tränen der Arbeit“ vergießt? Etwa so: „das Brot wird schlecht verteilt / an einem leeren Tisch / und standen wir soeben / noch Hand in Hand am Band / so ist der Job geflohen“. Ist die Poesie ein eitles Literaturgenre? Man könnte es fast meinen, wenn Manfred H. Freude einen „Tänzer im Dunkel“ feststellen lässt: „In der Luft trägt ein Gedicht / praktisch selber kein Gewicht / weil es sich dann selbst gefällt / sieht’s von außen in die Welt“. Auf jeden Fall hat sie, die Poesie, oder besser gesagt, haben ihre unzähligen Schöpfer ein gesundes Selbstbewusstsein. So auch der Autor dieses Bandes, der so manches „sagen hört“ und „darauf Sätze“ und Verse setzt, die sich auch schon mal selbst genügen. Es bedarf schon einer gewissen Standhaftigkeit, um einer Kunst zu frönen, deren Produkt man selbst nicht immer versteht. Andererseits ist diese Einstellung vergleichbar mit vorbehaltloser Götzenanbetung. Dazu muss man aber vor allem das Gedicht lieben, ganz allgemein als Gattung. Nur dann kann man Manfred H. Freude auch uneingeschränkt zustimmen, wenn er gesteht: „Ich sage nicht, dass ich ein Gedicht verstehe, es ist viel größer als ich!“ Wie viele Exemplare dieses Buches werden wohl verkauft worden sein? Man spricht bei Gedichtbänden von Erstauflagen á 200 Stück. Manfred H. Freudes meist angeklicktes Gedicht auf poezie.ro ist „Kälte“ mit 1553 Aufrufen (Stand 04.11.2011). Vielen Dichtern würde es bei solchen Absatzzahlen für ihre Bücher warm ums Herz werden. Uns stellt sich aber unweigerlich die Frage nach dem gedichtfreundlicheren Medium? Manfred H. Freude scheint für sich eine Antwort gefunden zu haben. Wie anders sollte man sonst seine Blogaktivität deuten? DIE GEDICHTE POST & GEDICHTE - FREUDE Manfred H. Freude: Vom Hörensagen und Draufsätzen – Gedichte; Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2008, 146 Seiten, ISBN 3-86703-709-4; (D) 10,70 Euro |
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