agonia
deutsch

v3
 

agonia.net | Richtlinien | Mission Kontakt | Konto erstellen
poezii poezii poezii poezii poezii
poezii
armana Poezii, Poezie deutsch Poezii, Poezie english Poezii, Poezie espanol Poezii, Poezie francais Poezii, Poezie italiano Poezii, Poezie japanese Poezii, Poezie portugues Poezii, Poezie romana Poezii, Poezie russkaia Poezii, Poezie

Artikel Gemeinschaften Wettbewerb Essay Multimedia Persönlich Gedicht Presse Prosa _QUOTE Drehbuch Spezial

Poezii Rom�nesti - Romanian Poetry

poezii


 
Weitere Texte dieses Autors


Übersetzung dieses Textes
0

 Kommentare der Mitglieder


print e-mail
Leser: 18 .



Umgeben von Schweigen
prosa [ Science-Fiction ]
Kapitel V

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
von [Szeren ]

2024-10-14  |     | 



Ein passiver Rückzug war mir sofern Tarnung als ich damit beschäftigt sein sollte, verschiedene Motive meiner Auslandsreise damit zu sichten, dass ich sie vor meinem Gewissen rekapitulierte, und meinem „Schützling“ in Distanz, heute, auch gewissermaßen eine anonyme Reisekarte meiner Verfolgung in die Hand geben möchte, falls wir uns irgendeinmal wieder begegnen. Daher war es – in dieser Weise sehe ich mein Verhalten damals – ein unbegehrter Einblick in ein Berufsebene, für die man welche eine Begabung braucht, um sie zur Berufung zu entwickeln!
Wir waren also in einer Kleinstadt großgeworden, die eine kümmerliche Einöde umgab, unfruchtbar insofern als sie nicht großflächig bestellt werden konnte. Da hatten sich mehrmals – und ich habe keine Interesse mehr daran, noch fühle ich den Anlass, Jägerlatein zu erproben – Spaziergänge unter dem freien, gütigen Himmel der Heimat ergeben. Das waren keine heiteren Begleitwege von der Schule oder wandernd Freundschaft Erkundungen, um Botengänge nicht ganz unauffällig zu belassen: Wir hatten die Gegebenheit gemeinsamen Austauschs und vielfältiger Beobachtung sei es von Strichen des Weidelandes mit Seggen und Malvenstauden, sei es von brachen Feldern stadteinwärts gesäumt von halblangem Heckenlaubwerk aus Kriechweiden und Binsenblumen oder großflächig wachsendem Haselstrauch, der feldwärts nur vom Lattich und von Plaur abgelöst wird oder abwärts aber in spröden, hohen Blattstauden endet.
Hier war ich lediglich Zeuge gewesen. Nicht Freund, nicht Begleiter, fraglich ob ich jeweils ein Interview oder auch ein Verhör als Niederschrift darüber abgeben können werde, sollte ich von den Gesprächen die Motive her ableiten. Mein Tagebuch enthält nicht mehr als ein notiertes Datum, versehen mit der Skizze einer Winde und dem Namen eines Ungeborenen, das ihre Eltern zu Grabe getragen hatten – wie sie mir mit tiefen Blicken und motononen Lauten, kaum zu ertragenden fahlen Wangenknochen zu verstehen gegeben hatte. Ihr Gesicht wirkte flach und ausdruckslos dabei. Sie hatten ihr das Grab nie gezeigt, was ihr eine Unerträglichkeit auch jetzt noch nach Jahren war, deswegen sie ihr viele Kontakte einfach ohne jede Begründnis verboten. Erstaunlicherweise – für Zia – erlaubten sie ihr nach der Schule Botengänge und genehmigten ihr graduierlich auch eine Annäherung zu mir, den sie kannten. Welches genau die Bewandnis dieser Spaziergänge waren, hatten sie nicht mitbekommen, denn sobald sie sich doch in einiger Frequenz gehäuft hatten, ohne dass ich es hatte kommen sehen oder darauf spekuliert hätte; trotzdem hatten sie sich zu ihrem inneren Ausgleich hingewendet, sobald die Reise zu ihrem Ziel gekommen sein würde.
Das Ungeborene warf den geraumen Schatten nicht nur auf die Freizeit der fleißigen Schülerin, die doch eine Entspannung hätte haben können, sei es in Naturbeschäftigungen oder auch in sozialen Treffen, welche das Stadtbild im besonderen nicht auszeichneten, dennoch nicht gänzlich daraus wegzudenken waren. Das Leben der Städterin, wie ich diese „steril lebende Freundin“ in meinem Inneren gerne aus Bewunderung gewohnt war zu nennen, wurzelte auch in anderen Hinsichten in lähmenden Schemata, so dass mir eine Flucht gewissermaßen erfreulich in ihrem Leben denkbar schien, wiewohl sie mich in derart trübselige Knobelei geworfen hatte, dass mir nichts blieb als Folgezuleisten einer Vorladung und deren geheimnisvollen Effekten, mitsamt einer gehörigen Portion unausgesprochener Müdigkeit.
Kompliziert wurden die Schattenspiele und vielen Wechsel derselben im Tagesablauf der gezeichneten Familie nur als freilich offen gelegt wurde, was dieser „Schützling“, wie ich es meinerseits sollte empfinden lernen, für meine Wenigkeit empfand. Sie hatte mit nahe gelegt, erst in tastenden Absprachen, dann aber wortgewaltig, wo und in welcher Weise wir uns denn noch hätten treffen können. Anlässlich dieser einen, eröffnete sie mir ihre gefühlsmäßig warme Zuneigung, die sie auch durch diverse Mitbringsel und einem immer herzlichen, erstaunlich witzigen Anflog an meinem Hals für ein paar Momente hängen zu bleiben, ergänzte. Keineswegs waren mir diese seelischen Bekundungen peinlich oder auch unangenehm, soviel muss ich zu meinen belastenden Ungunsten an dieser Stelle ausssagen. Sie gaben mir den Frieden, der von anderen Bedenken und Einsamkeiten verstört, mir manchmal klarerweise abhanden gekommen war. Das geschah nicht in Aussagen oder Beipflichtungen, geschweige denn in Versprechungen oder möglichen Annäherungen. Wie es genau geschah, hatte sich meiner sonst starken Beobachung damals entzogen.
Dann war der Abstand dadurch zwischen uns eingetreten, dass ich ja Freundinnen zur Genüge besaß. Sie war dieser Tatsache bewusst ´worden, jedoch hatte es eine kleine Zeit gedauert, bis sie sich derselben überzeugt hatte und es für wertlos erachtete, unsere Spaziergängen beizuhalten. So hatten wir einander zeitweilig aus den Augen verloren. In dieser Zeit fragte ich mich nur manchmal insgeheim, ob neben all ihrer Herzlichkeit nicht auch die Blässe ihrer warmen Gesichtszüge zugenommen haben musste, welche sie selbst in Animositäten oder Windstößen am Deich nie ganz verlor.

Unsere kleine Rückschau währte nicht die ganze Überfahrt, daher dass ich von einem spottenden Picken an die geräumige Glasluke meines Sitzplatzes im NAVROM aus dem Halbdunkel geweckt wurde; es versteht sich dass das Schifffahrtskommando des Staates dem Versanden entgegenwirkt, allerdings auch den Vögeln Nistplätze streitig macht. Ein Kauz? Eine zankende Möwe? Mir schien es kein üblicher Nachtfalke oder schon gar nicht eine Wasserstelze zu sein. Als Landratte war ich auf keinen grünen Zweig gekommen. Später sollte ich die Umrisse des Löffelreihers genau ausmachen lernen, nicht um ihn weiter zu beobachten, wie ich es damals nicht unterließ, sondern um seinen Nistplätzen ein Aufgebot zu sichern.
Ich nehme auch an, dass wir in der Nähe einer bewaldeten Düne gewartet hatten, jedoch hatten wir keinen Augenblick an Geschwindigkeit verloren. Es war so dass die Erinnerung an den gemeinsamen Spaziergang mir eine Einöde an Kümmernissen wieder vor Augen malt, dass ich – Jahre nachher – wünschen werde, ich könne das Segeln in diesm Landstrich nochmals lebendig wieder erfahren, west-landeinwärts, näher nach Galatz und bis Brăila, in deren Richtung ich die Sonne in einem rosigen Nimbus hatte untergehen gesehen, sodass nur der Mast im Backbordbug der gleißenden Bestrahlung eine kühne, schmale, hohe Gestalt entgegen setzte.
Ich sehe durch die Beine des Reihers hindurch auf das Kielwasser und werde eine fabelhaften Geschwindigkeit gewahr – fasziniert grabe ich mein Gesicht wieder in die flauschige Decke, versichert der Tatsache, dass das Festland der Heimat spärlich und ”spätlich” hinter uns liegen musste.
Die trist umherschweifende Gedankensuite wurde nun von dem angenehmen Brummen im Schiffsinneren begleitet, ich wurde unruhiger als ich einmal im Mondlicht die gegenüberliegende Silhouette am Schiffsramen mit einem am Sparren befestigten Reserveboot empor starrte, sie war mir im nebeligen Umriss des diffusen Lichtes heran gerückt, sodass klar wurde dass es lediglich ein Schlauchboot war, welches als Rettungsbarke noch nie Dienste geleistet haben konnte: ohne jedwelchen Kantenschutz, drei Stufen tief, rechteckig. Darum im Nimbus steckten im Brettervorschlag drei oder vier Reifen. Ich erkenne in meinem Umherspähen, dass sich unnötige Beunruhigung sonder aller Launenhaftigkeit des Wetters oder auch der Beleuchtung gerne dann breit macht, wenn etwas Unvorhersehbares nahe bevor steht. Mit diesem Beobachtungsinn gestählt, versinke ich gänzlich in andächtiges Schweigen, lasse die Überraschung des nächtlichen Fluges des Reihers an mich heran treten und versuche zu antizipieren, dass ein Hotelzimmer jenseits der Marschlandschaften als eine Belohnung doch ganz angenehm sein wird.

.  | Index








 
shim Eine virtuelle Heimstätte der Litaratur und Kunst shim
shim
poezii  Suche  Agonia.Net  

Bitte haben Sie Verständnis, dass Texte nur mit unserer Erlaubnis angezeigt werden können.
Copyright 1999-2003. agonia.net

E-mail | Vertraulichkeits- und Publikationspolitik

Top Site-uri Cultura - Join the Cultural Topsites!