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■ Eine Krone von Veilchen
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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2004-03-12 | | Veröffentlicht von Mihai Popeti
Animalische selbstkomplexe sind überhaupt nicht komplex, sondern eher schlicht und deshalb scharf ausgeprägt. Tiere verbringen ihre Zeit nich damit, Erfahrungen zu sezieren und darüber nachzugrübeln, was sie verpaßt haben. Für sie läßt sich die Erlebnispalette des Universums folgendermaßen zusammenfassen: Geschöpfe mit denen man a) sich paaren kann, die b) als Futter dienen und es c) angeraten erscheinen lassen, die Flucht zu ergreifen. Hinzu kommen noch d) Steine und Felsen. Eine derartige Perspektive befreit den Geist von unnötigem Ballast und macht ihn zu einem sehr nützlichen Werkzeug in Hinblick auf die eigentlich wichtigen Dinge. Zum Beispiel versucht ein normales Tier nie, zu gehen und gleichzeitig Kaugummi zu kauen.
Mit dem durchschnittlichen Menschen hingegen ist es völlig anders: Rund um die Uhr denkt er über die verschiedensten Dinge nach, auf allen mentalen Ebenen. Er unterbricht diese Gedankengänge nur, wenn er dem Gebot von Uhren gehorchen muß oder wenn ihn irgend etwas an den einprogrammierten biologischen Kalender erinnert. In seinem Bewußtsein wimmelt es von Überlegungen, die an Zunge und Lippen weitergegeben werden, in die Kategorie >privat und persönlich< fallen oder sich auf die Kellergewölbe des Ichs beschränken. Einem Telepathen bietet sich der menschliche Geist als ein Tollhaus dar. Er ist ein Hauptbahnhof, in dem alle Lautsprecher gleichzeitig dröhnen und etwa tausend (vielleicht auch zweitausend) Passagiere versuchen, sich gegenseitig zu übertönen. Er ist wie ein Konzentrat aller UKW-Frequenzen: Rund siebenundachtzig Sender wetteifern um die Gunst der Zuhörer, die gerade eine Versammlung veranstalten und sich mit Walkie-talkies verständigen.
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