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■ Eine Krone von Veilchen
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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2008-03-13 | |
Das letzte Mal als ich sie gesehen habe, war sie unversehrt. Die Nachricht über ihren Autounfall hat in unserer kleinen Stadt wie eine Bombe eingeschlagen. Sie ist mit ihm gefahren, obwohl sie wusste, dass er betrunken war. Ich kannte sie seit dem Kindergarten. Ich kann mich noch sehr gut an sie erinnern, obwohl inzwischen schon mehr als 20 Jahre vergangen sind. Damals haben wir sie „die Füchsin“ genannt - wegen ihren schönen unheimlichen roten Haares war sie bekannt. Meine Landsleute glauben immer noch an Mythen und zauberhafte Wesen. Rothaarige Menschen haben einen besonderen Platz in unserer Kultur.
Diese Bekannte von mir war ziemlich hübsch und jung- genau so jung wie ich vor 5 Jahren, als das alles passiert ist. Jahrelang nach dem Kindergarten hattenwir uns aus der Sicht verloren. Trotzdem schockte mich die Nachricht über ihren Tod wahnsinnig. Sie wollte zusammen mit einem Freund mit seinem Auto nach Reschitz fahren. In der Nähe dieser Stadt gab es ein orthodoxes Kloster, wo man sehr schöne Osterngottesdienste hielt. Sie wollte die Auferstehung in diesem Kloster feiern. Auf dem Weg ist das Unglück passiert. In der Kurve vor der Einfahrt zum Kloster. Das Auto überschlug sich. Der Fahrer starb auf der Stelle. Sie hatte nur ein Paar Kratzer. Sie konnte sprechen, sie konnte laufen. Sie schien so fitt zu sein, dass die Polizei sie nach Hause brachte und nicht ins Krankenhaus. Innere Blutungen. Sie starb mit 23. Sie starb. Sie starb einfach. Wie kann man mit 23 sterben? Wie kann Gott so was erlauben? Warum sollte Gott so was nicht erlauben? Die Strasse, die wir immer fahren, führt an ihrem Haus vorbei. Das ist nicht mehr ihr Haus. Es war's. Ich hole sie aus der Erinnerung zurück in die Gegenwart, jedes Mal wenn ich an ihrem Haus vorbei fahre. Für die ganze Stadt ist das das Haus, wo ein dummes Mädchen gestorben ist, weil sie den Fehler ihres Lebens gemacht hat. Sie ist in das verfluchte Auto eingestiegen. Wie viele von uns machen es nicht und haben Glück? Sie hätte es auch haben können. Das Leben hat uns was Besseres gelehrt. Das Leben geht weiter. Die Bäume vor ihrem Haus werden immer größer. Immer älter. Ihre Eltern auch. Traurigkeit und Trauer haben sich in ihre Körper und Seelen eingeschlichen und schreien stumm aus ihren Gesichtern. Ihr Bruder ist ein Mann geworden. Und sie ist tot. Das Leben geht weiter. Im Volksmund sagt man, dass die, die an Ostern sterben direkt in den Himmel kommen. An Ostern sind die Pforten des Himmels geöffnet und die, die sterben, sind Gottes Auserwählte für die Engelsschar. Schön wäre es, wenn das wahr wäre.
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