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Die Violine
prosa [ ]
Balada

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von [elienne ]

2006-01-30  |     | 



Das Letzte was sie vom Tag hatte, womit sie sich in den Schlaf wiegte, waren die Klänge einer Violine. Es gab nichts anderes, das so herzzerreißend, so voll von Seelentränen, so schmerzhaft war... aber es gab auch nichts anderes, was so süß, so anmutig, so beflügelnd, so aufbauend und so stark wie diese Musik war. Ciprian Porumbescu und seine "Balada". Und alles in Klang von Ion Voicu umgesetzt.
Es waren schon Monate her, sie legte sich nicht schlafen, bevor diese bittersüßen Tropfen in ihrem Herzen nicht versickert waren. Wenn die Zeit es ihr erlaubte, fingen damit auch ihre Tage an. Aber die Nächte, die wurden damit voll und ihr Schlaf in Musik gebettet.
In dieser Nacht war es nicht anders. Sie machte das Licht aus, öffnete die Terrassentür und ließ ihre Blicke in die Nacht da draußen schweifen.

Nur hie und da versuchte ein Licht, die Dunkelheit der Nacht zu durchbrechen. Und nur ein paar Vögel ließen noch ihre Stimmen gegen den Himmel steigen. Und die Sterne zeichneten auf den Nachthimmel die ewigen Bilder, die wir Menschen, seit Anbeginn unserer Zeit bewundern, uns von ihnen leiten lassen und sie zu verstehen versuchen. Vergeblich. Wir können uns ihnen nur in unseren Träumen nähern...

Sie drückte den Startknopf und legte sich auf ihren gewohnten Platz auf die Ledercouch, die eine Hand hoch über dem Kopf, die andere ruhend auf ihrem Herzen. Die alte Platte fing an sich zu drehen und einige Hintergrundgeräusche, vielleicht Staubkörner, versuchten den Weg der Nadel zu unterbrechen. Aber sie lief weiter und dann strömte die Musik...
Wie der Rausch eines Baches, wie der Klang eines Windes, wie das Weinen der Seele... Wie der Schmerz eines Steines, auf den jahrhundertelang getreten worden war... Süß wie der erste zarteste Kuss, schmerzhaft, wie die allererste und letzte Trennung... bitter wie der Tod......
Und immer von Neuem erhob diese Musik ihre Seele bis zu dem höchsten aller Gefühle, die allumfassende Liebe, und zerriss ihr Herz immer und immer wieder in tausende Stücke.
Und das jeden Tag, jede Nacht aufs Neue. Es wurde eine Sucht, sie konnte nicht anders. Sie brauchte diese Klänge wie die Luft, ohne die konnte sie nicht mehr existieren. Und immer wieder dieser Kampf zwischen den Allerhöchsten und Allertiefsten. Und keine kann gewinnen und keiner kann verlieren ....
Sie hörte die Musik in sich vibrieren, noch lange nach dem Erklingen der Töne... Sie war in sich versunken...

Irgendwo oben im Haus ist bestimmt eine Violine. Sie überlegte keine Sekunde, lief nach oben und fand die Violine in ihrem schwarzen Koffer schlafend.
Sie nahm sie, stieg wieder die Treppen herunter, ging ins Wohnzimmer und setzte sich auf die Couch. Sie wusste nicht wie, aber in den nächsten Augenblick hielt sie die Violine, zärtlich in der einen Hand, hob sie und legte sie sanft zwischen Schulter und Kinn, und erschrack fast bei der kalten Berührung. Dann drückte sie den Knopf der Musikanlage und die Musik strömte wieder aus ihrem Kasten. Gleich legte auch sie den Bogen auf die Saiten und fing an zu spielen....
Und das was herauskam, war die schönste Musik... Sie spielte zusammen mit dem Meister und ihr Spiel war das gleiche...
Als die Platte zu Ende war, spielte sie noch mal und dann noch einmal. Sie fühlte, dass ihre Hände von einer unsichtbaren Kraft geleitet waren, aber sie traute sich nicht damit aufzuhören. Sie wollte nicht aufhören, nie aufhören. Aber dann stiegen in ihr Zweifel auf. Es ist doch unmöglich...

- Nichts ist unmöglich, solange du daran glaubst...
Was war das?
Woher kam diese Stimme, wer war hier?
- Ich bin gekommen, du hast mich so oft gerufen, jetzt bin ich gekommen. Kein Mensch hat bis jetzt so an mich geglaubt, mich so geliebt, mir so vertraut. Du hast mich jede Nacht gerufen und jetzt bin ich da.
- Wer sind sie?
- Du kannst mich Ciprian nennen, oder Ion nennen, oder du kannst mir einen anderen Namen geben, wenn du willst. Der Name spielt jetzt keine Rolle. Damals, als ich Ciprian und Ion genannt wurde hat es eine Rolle gespielt. Jetzt werde ich dich ein Weilchen begleiten.
- Würden Sie das für mich tun?
- Ja, ich werde dich begleiten solange du das möchtest und das wirst du ja schon wissen.
- Danke!

Sie konnte kaum den nächsten Morgen erwarten. Es war noch nicht ganz hell, dann zog sie sich schnellstens an, nahm die Violine und lief zum Friedhof.
- Hallo, Schatz, ich muss dir was erzählen, Du weiß es schon, bestimmt, aber ich muss es Dir erzählen. Und sie erzählte ihm von der nächtlichen Begegnung.
- Jetzt werde ich für Dich und nur für Dich alleine spielen, hör mir bitte zu.
Sie nahm die Violine aus dem Kasten, setzte den Bogen auf die Saiten und fing an ihre Liebeserklärung zu spielen.
Die Musik hörte sich in dem Morgengrauen menschenfremd an; und es war auch so. Eine nicht von Menschenhand, aber durch die Menschenhand gespielte Musik, in einem Ort wo keine Menschen mehr da waren, nur ihre Körper lagen unter der Erde, irdische Tempel ihrer jetzt nach Hause gekehrten Seelen.
Sie spielte und die Vögel unterbrachen ihr Zwitschern, und die Sonne blieb am Horizont stehen und die Tautränen blieben an Blüten und Blättern hängen. Nur die Luft vibrierte und trug die Klänge ins Unermessliche hinaus...

Jeder Nacht wiederholte sich das Ritual: sie ließ die Platte spielen und spielte mit. Und in der Morgendämmerung lief sie zu ihm und spielte für ihn.
Dann eines Morgens, als sie weggehen wollte, hörte sie hinter ihr ein paar Schritte und sah einen alten Mann, gebrochen und mit Tränen in den Augen.
- Entschuldigen Sie, bitte seien Sie mir nicht böse, dass ich sie anhalte, mein Enkelkind ist gestorben, würden sie bitte für es spielen?
Seine Stimme war abgewürgt vom Schmerz, er versuchte sich zu beruhigen, aber er konnte nicht. Sie umarmte ihn und sie weinten zusammen. Dann sagte sie:
- Ja, ich komme...
Und seitdem spielt sie für die, die weggegangen sind und für die, die zurückgeblieben sind. Und aus der Violine strömen die übermenschlichen Klänge, um den Kummer und den Schmerz und die Angst zu lindern und zu heilen. Und um sie auf dem Weg zu begleiten....dem Weg hier und dem Weg hinüber......

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