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Ein Gang in den Clubraum
prosa [ ]
2. Kapitel

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
von [Szeren ]

2017-01-28  |     | 



Der erste Blick fiel auf die Cocktail-Gläser, die in säuberlicher Reihe vom Nischenbord herunterhingen. Das eindringende Türlicht hatte sie wie in einer Momentaufnahme aufleuchten lassen und meinen Blick gefesselt, was meine Rettung war, denn gedämpfte Musik säuselte von einem Lautsprecher herab. Die metalische Stimme ergoss sich gerade in einen frenetischen Rhythmus, den Refrain, wie sich herausstellte, welcher der Atmosphäre einen Hauch von Strenge überstülpte. Ich hatte keine Zeit die nächsten Rhythmen auf mich wirken zu lassen, denn mich hatten die flimmernden Spielautomaten und die eifrigen Kunden auf den abgesessenen quasi-ergonomischen Stühlen befangen gemacht. Sie hatten etwas an sich, dass sie gleich als Unterglieder einer Typologie stempelte, ohne dass ich im Stande gewesen wäre es auszumachen, ob Kleidung oder Ausstrahlung dazu gehörte. Sie waren unauffällig, farblos gekleidet, gebannt im Ausdruck, zielbestimmt und fokussiert. Sie erinnerten mich sofort an meine Zeit in Internetcafés, als noch keiner Computer besaß. Sie hatten jeweils einen Kaffee auf der schmalen Anrichte an der Wand stehen. Sie mochten vielleicht dreizehn-vierzehn Jahre alt sein und hatten es, wenn Sie es so wollen, faustdick hinter den Ohren. Jedoch ich war nicht ihretwegen gekommen, mochten sie mir, so voreingenommen wie ich damals war, noch so suspekt sein.
Der Barkeeper war, wie sich herausstellen würde, weiblich, trug einen betont männlichen geprägten Kurzhaarschnitt und trug über der sportlichen Kleidung nur ein kleines Namensschild. Dazu trug ihre tief geschnittene Hose bei und ihre selbstbewusst scheinenden und großzügigen Gesten, während sie sich mit einer hinter der Theke stehenden zweiten weiblichen Person, die kaum älter als zwölf war, sich aber offensichtlich anzüglich aufgetakelt hatte, unterhielt. Nichtsdestoweniger zersprang kein einziges Glas während meines ganzen Aufenthaltes in dem Club. Ich sollte mit ihr reden, war mein klarer Auftrag und hatte noch keinen blassen Schimmer, wonach ich sie genau fragen durfte und was der Kriminologe lieber ungefragt lassen wollte. Ich nahm also schlicht an einem Barhocker an einer zweiten Anrichte Platz, genoss für eine Weile den Trommelwirbel des letzten Refrains und sah mir den Wandanschlag mit den Ergebnissen der letzten Pferderennen an, was mich damals nur sehr wenig in Laune bringen konnte, wie sich herausstellte.
Sie kam nun selbst auf mich zu, um meine Bestellung aufzunehmen, und erlaubte mir den ersten kurzen direkten Blick von sich zu erhaschen.
Scheinbar teilnahmslos, wie um eine Unannehmlichkeit über sich ergehen zu lassen, nahm sie Notiz von mir und bereitete ebenso die aufgegebene Bestellung vor. Ihre Gangart hatte etwas Schüchternes an sich. Ich hatte sie nie gesehen, dennoch war sie mir zu dem Zeitpunkt bekannt vorgekommen, und ich wertete die aufkeimende, aber getarnte Sympatie in keiner Weise. Sie besprach sich mit einer jungen Lady, als sie mit dem Geschirr hantierte, während ich aufschnappte und es beinahe an mir vorübergerauscht hätte:
„Sie wollte schon immer untertauchen“, sagte die Sportliche mit gewichtiger Betonung auf „immer“. „Ich weiß nicht, ob es ihr gelungen ist über die Grenze zu gelangen, aber sie hat dem Transporteur von dem Geld das sie hier verdient hat, die Hälfte des Netto gegeben.“
Von meinem Anrichten-Platz aus war ich nur Ohr. Etwas anderes blieb mir auch nicht übrig, denn mich hatten, völlig unstrategisch, eingangs nur die Rennen interessiert. Ich wandte den Kopf vorsichtshalber nicht zur Seite, da ich Gesichtsausdrücke nur mit Mühe verbergen kann. Kollegen hatten mir versichert, dass ich nur ein ungenügender Schauspieler sei, und ich nahm an, dass Neugierde mein Gesicht überzogen hatte.
„Kouriere von Reni nach Galatz bringen täglich Waren und Marktverkäufer über die Grenze und haben auch ihre kleine Fracht eingeladen. Ich hatte ihr meinen Ziehkoffer und eine kleine Reisetasche geborgt, weil...“, hier verstummte sie zögerlich, was die Lady zum Zweck nahm, nachdrucksvoll zu ergänzen:
„Weil die Eltern Wind bekommen hätten, sonst, und weil du...“
Hier erklang brandend wie eine tosende Welle der nächste Refrain, hüllte die Damen in Schweigen und mich in wachsende Irritation. Ich hatte Verdacht schöpfen können. Was wenn sie tatsächlich die gesuchte Freundin besprochen hatten?
Wir hatten uns lange nicht mehr gesehen gehabt. Auf dem Bild des Kriminologen hatte ich sie kaum wieder erkannt, was das Styling anbelangte, die Klamotten und die Inneneinrichtung der Lounge, in der die Photographie gemacht worden war. Sie war das arme, kleine, garstige Entlein der ganzen Klasse gewesen, das sich zu einem Schwan entwickelt hatte, kaum der Pubertät entkommen. Sie war meine Sandkastenliebe gewesen und hatte immer meine Beschützerrolle gefunden. Nun hatte der Polizist mich wieder auf die Fährte gebracht, der ich kaum entkommen konnte. Alles in mir sträubte sich gegen den angenommenen Auftrag, dennoch wusste ich, dass ihr nicht anderes mehr übrig bleiben würde, als ihre Familienverbindungen gänzlich zu zerstören, wenn ich nicht nachgab.
Es kam, ach, wie gerufen meine inneren Reserven an Intuition wieder zu mobilisieren, wenn ich gerade in diese heiße Diskussion geplatzt war, ohne einen blassen Schimmer von den Sprechenden zu haben, und diese auch gar nicht recht beobachten konnte. Ihre genauen Gesichtszüge würde ich wieder erkennen müssen und musste hier mit dem Klang der Stimme vorlieb nehmen, der von den musikalischen Taumeleffekten in den Schatten gestellt wurde. Also schwamm ich auf der heranwogenden Brandung dieser Geschichte und näherte mich den beiden jungen Frauen. Ich tat als suchte ich nach einem passenden Pferdenamen vom Anschlag, um meinen Einsatz zu bieten. Währenddessen wartete ich nach weiteren Indizien für meine neugierige Aufnahme von Informationen.
Doch nichts weiter drang an mein Ohr als die rauschenden Verstärker-Töne, die mich bereits eingangs irritierten. Daher flashte meine Erinnerung zurück, Tiefen auslotend, die mein Einfühlungsvermögen zugemauert hatte.
Ich grub in meiner Jackentasche nach etwas Geld. Der Polizeihauptmann hatte mir keinen Scheck, so überhaupt nicht wie in manchen amerikanische Krimis die ich kannte, zur Verfügung gestellt. Also war ich darauf angewiesen, einen kleinen Einsatz zu machen, dessen Teilnehmergutschein ich sofort in die gleiche Höhle meines ausgebeulten Tascheninneren verfrachtete. Ich kam mir verlegen vor, als ich, mich von einem Bein auf das andere stellend, von der Barkeeperin angeblickt wurde. Sie bediente mich wie einen Anfänger, jedoch sehr geduldig und eher entspannt denn konzentriert, aber mit einem Anflug von aufgesetzter Fröhlichkeit und Dienstbeflissenheit. Ich machte mich überflüssig. Im Gehör klang mir nach, wie die jüngere die Bedienung fragte: „Heute Abend also bekommst du Nachricht von diesem Obertrottel von einem Lagerfahrer am Bahnhofsschacht?“
So, wohin gehste nu? Mein Kopf war von der schnellen Abwicklung wie brauschig und ich brauchte die Aufbietung meiner gesamten Konzentrationsfähigkeit um wieder zielstrebig einen Plan zu fassen.
Der Polizist hatte mir ganz und gar freie Hand darin gelassen.
Sobald ich ihm eine glaubwürdige, nachvollziebare Information bieten kann, haben die Angehörigen ein Angeld zur weiteren Nachforschung versprochen. Bis dahin war ich mit meinem Gutschein allein. Ich hatte zugesagt, soviel stand klar. Was über meinen tosenden Gedankengängen aber dämmern würde, hatte ich ihm nicht verraten können, war ich mir selber doch nicht im Klaren gewesen, wie meine Geschichte mit ihrem Schicksal verschlungen war, das ich doch nun unter die Lupe kommen würde, fehlte es mir doch nicht an innerer Initiative. Inwiefern ich jedoch auf das Flashback gefasst gewesen war, musste ich noch durch diverse Handlungen unter Beweis stellen.

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