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Das Streben nach Glück
prosa [ ]
In Erinnerung an Gustav Klimt

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von [Tia ]

2009-06-06  |     | 



Ein Kuss kann Vollendung sein. Sein Gesicht ist zu ihr hin gesenkt, ihre zärtliche Haltung erzeugt ein Gefühl von Ich-will-entdeckt-werden. Er umhüllt sie, als würde er sie beschützen oder vor den Augen Fremder verstecken wollen. Das Ganze hat eine geheimnisvolle Aura. Ich sitze am Fenster eines Großraumwagens, die Sonne blendet mich. Ich schließe die Augen und sehe immer noch das Gemälde von Klimt vor mir.... Im Zug ist es angenehm warm. Das Streben nach Glück hat eine neue Dimension erreicht. Ich denke an die hellen, leicht gekleideten, zeitlosen Frauen auf dem Beethovenfries, die sich gleichmäßig schlingend horizontal bewegen. Sie befinden sich in unerreichbarer Höhe, in einer dynamischen Darstellung. Harmonie ist das beste Wort, um diesen Zyklus zu beschreiben. Immer mit dem Blick in Richtung Glück, als etwas Existierendes, in Zeit und Raum Definierbares. Mein Empfinden wird in Gedanken sublimiert, die ich gerne aufschreiben würde. Die Hoffnung ist unser Leitfaden.
Der Zug lässt die frische Sommerlandschaft vorbeiziehen. Häuser, Kirchen, manchmal ein Schloss oder ein Kloster auf einer Anhöhe. An meiner Linken sitzt ein Mann, groß, gut gebaut, mit schönen, ausdrucksvollen grünen Augen, dunklen Haaren. Seine Ausstrahlung beeindruckt mich. Er scheint kommunizieren zu wollen. Wir unterhalten uns über irgendwas, in kurzen Sätzen, die sich gleich auflösen. Danach herrscht Funkstille. Ich verspüre seine Energie, seinen Wunsch; wahrscheinlich er dasselbe bei mir. Vorerst unternehme ich nichts. Ich versuche mich zu beschäftigen, blättere durch meinen Reiseführer, schaue mir den Stadtplan an, höre Musik aus meinem Handy. Dann kommt der richtige Augenblick, die Gelegenheit ihn etwas zu fragen. So fängt ein bereichernder und zugleich spannender Dialog an, ein Gespräch über Gott und die Welt auf einer vierstündigen Fahrt nach Hause. Es ist gut zu verreisen, aber es ist besser wieder zu Hause zu sein, sage ich. Er nickt, scheint mir teilweise Recht zu geben. Ich frage mich wieso. Dieses Streben nach etwas anderem, kann man das als Streben nach Glück bezeichnen? Man will immer etwas, das man nicht hat. Man will immer weiter. Um des Fortschritts willen? Oder ist die egozentrische, immer suchende menschliche Natur daran schuld? Ist die Hoffnung unsere Motivation weiterzumachen? In meinem Fall ist sie der rote Überlebensfaden, ich hoffe unentwegt dass sich in meinem Leben etwas ändern wird, dass ich das erreiche was ich mir erträume.
Wir unterhalten uns ununterbrochen, so dass ich nicht einmal verspüre, wie die Zeit vergeht. Wir stehen uns sehr nahe, er hat einen leichten Mundgeruch, der mich nicht stört. Ich habe seit langer Zeit keine so intensive Zweisamkeit mehr erlebt. Es tut so gut. Ich hatte dieses Gefühl verdrängt. Wir schauen uns ab und zu in die Augen, manchmal scheint es keine Rolle zu spielen worüber wir sprechen, wenn sich unsere Blicke kreuzen. Eine stille Kommunikation. Ich sehne mich nach seiner Berührung, nach seinem Körper… Dann hören wir auf zu sprechen, schauen zum Fenster hinaus, zur gleichbleibenden Landschaft, die wie ein Ornament wirkt. Sie scheint keine Richtung mehr zu haben, dreht sich im Kreis, bleibt an der Oberfläche, wie der Jugendstil. Berührt nicht. Streckt sich mit unendlich grünem Körper aus wie eine junge Frau, danach mehrere junge Frauen, umschlungen in einem Tanz. Sie halten sich zusammen, hoffen zusammen. In die eine und dieselbe Richtung.
Die Stimme der kleinen Elfi, die inzwischen auf den Knien ihres Vaters sitzt und sich ein Bilderbuch anschaut, bringt mich zurück in die Realität. Staubpartikel fliegen durch die Luft, die Sonne scheint inzwischen überall ins Abteil. Vertraute Orte ziehen vorbei, Straßen die ich erkenne. Wir sind fast da. Er gehört jetzt wieder seiner Frau und seiner Tochter. Eine schöne Zeit wünscht er mir noch. Ich setze die Sonnenbrille auf, verabschiede mich mit einer vagen Geste. Der Zug ist am Hauptbahnhof eingetroffen, ich steige mit anderen Hunderten von Reisenden aus, die ihre Energien wieder gefunden haben, und verschwinde in der Menschenmenge. Ich versuche den Traum loszulassen, der so plötzlich beendet wurde - wie das Läuten eines Weckers, der dich aus einem tiefen Schlaf herausreißt. Während wir im Schritttempo vorankommen, genieße ich das ewige Streben nach Glück, das uns bedingungslos begleitet. Anonyme Gesten hoffender, lachender, tanzender Figuren in betörenden Lichtkreisen.


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