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Schadi
prosa [ ]

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von [NSD ]

2005-03-14  |     | 



Es war zu Mittag, als das Licht vor Wärme schmolz. Ich saß auf einem Stein und schaute auf eine sterbende Eidechse. Ich bemerkte den Mann erst, als er einen Schatten warf. Er hieß Schadi und war der Gärtner von Ghetsimani.
- Hast du schon alles gesehen? hörte ich ihn fragen wie im Traum.
- Ich glaube ja, sagte ich heiser.
Ich hatte schon seit längerer Zeit mit niemandem gesprochen.
Schadi setzte sich neben mich. Die sterbende Eidechse erschrak über seinen Schatten und zischte munter davon.
- Hast du auch den See gesehen, der erscheint und gleich wieder verschwindet? fragte Schadi.
Und aus seinem großen Schatten blitzte ein Paar giftgrüne Augen. Er war ein schöner Mann.
Nein, ich hatte den See nicht gesehen. Was war das für ein Wunder?
- Das weiß ich nicht, sagte Schadi und stand auf. Es muss ein christliches Wunder sein, und ich bin Moslem.
Er besaß ein altes Auto und wollte mich hinfahren.

Ich stieg ein und wir fuhren durch die Wüste.
Die Wüste schaute überall gleich aus, und es schien gar kein Hindernis zu geben, aber der Weg schlängelte sich und bog auch ein paarmal im Kreis zurück. Schadi konzentrierte sich auf dem Weg und sprach kein Wort. Ich war daran gewöhnt, denn ich hatte schon seit längerer Zeit mit niemandem gesprochen.

Nach einer Stunde kamen wir zu einer kleinen Oase. Mittendrin war der See, der erschien und gleich wieder verschwand. Einige magere Hunde bemühten sich etwas von dem Wasser zu trinken, aber der See verschwand, ehe sie auch nur die Zunge ausstrecken konnten.
- Was ist das für ein Wunder? fragte ich Schadi noch einmal.
Er wusste es nicht. Er war doch Moslem, und das war ein christliches Wunder.
Wir gingen durch die Oase. Man konnte nur im Kreis gehen, um den See. Wir gingen ein paarmal im Kreis, und da wir niemanden trafen, entschlossen wir uns, den kleinen Chinesen nicht mehr zu übersehen. Er betrieb einen Stand mit Hot Dogs.
- Was ist das für ein Wunder? fragte ich ihn.
Er hatte wahrscheinlich seit längerer Zeit mit niemandem gesprochen. Auch konnte er keine Sprache, die wir sprachen. Aber er lächelte und verbeugte sich höflich. Er verbeugte sich so oft und so schnell, bis er sich verschluckte. Mit brennendem Gesicht hustete er dann die Worte:
-. .. appear, dissapear... appear, dissapear...
Schadi schaute mich erschrocken an. Dann tat er das einzige was ihm einfiel: Er packte mich fest und küsste mich.

Das Licht schmolz vor Wärme, und die mageren Hunde standen mit ausgestreckten Zungen am wunderlichen See. Das Husten des kleinen Chinesen wurde immer leiser.

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