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Ein Brief von www.ro
gedicht [ ]
von Florin Rotare [flr2505] Serien: Ãœbersetzungen

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von [Delagiarmata ]

2004-07-30  |   

zum Originaltext  | 



Empfang gesund, lieb Mütterlein,
Die von mir geschickte Karte!
Hier gefriert sogar der Stein,
Dir nur gilt jetzt mein Gedanke.
Schon sind zwei Monate ins Land gegangen,
Seit ich den Wingert umgegraben
Und mir – vom Teufel wohl befangen –
Die Agonia-Site hab eingefangen.

Du solltest sehn, wie Gut und Böse
Sich auf der Site versammeln.
Bitte den Pfarrer, er möge
Beten für mein Tun und Lassen.
Geht dir das Geld zum Zahlen aus,
Kannst du ihm versichern,
Zur Arbeit bei der Pfarrersfrau
Werd’ ich mich verpflichten.

Da fliegen die Fetzen,
Das darfst du mir glauben.
Die Minnesänger lechzen
Nach Ruhm wie Rabauken.
Die einen sind stark, die anderen schwach,
Komisch, was man hier erfährt:
Das täglich Brot, so wird gesagt,
Wird immer nach Niveaus gewährt.

Schiebst du Bedenken dann beiseit’,
Spürt man den Puls gleich schlagen.
Mit Talent wird nicht gegeizt,
Diese Sorg’ kannst du begraben.
Und darum frag ich mich
Ganz leicht beschämt:
Was sucht ein Dilettant wie ich
Unter der Crème de la créme.

Da gibt es Autoren,
Berühmter als Nero.
Ich hörte von Auguren
Von einem, Calimero,
Bekannter Dichter, starker Mann,
Fährt einen Motorroller
Und gebärdet sich ungalant
Weil Geta ihn nicht lieben wolle.

Der schon ältere Dumitru,
Geschmiert mit allen Salben,
Erweitert sein gefächert’ Spektrum
Bis hin zu Nachbars Garten.
Ich begab mich einmal mehr
Aufs gefährlich dünne Eis,
Als mutig ich den alten Bär
Mit dem Holzscheit hab gereizt.

Dann dieses Mädchen, ein Teufelsding,
Lebhaft und gescheit,
Allgegenwärtig wie der Wind,
Tangiert täglich meinen Kreis.
Ins Schlafzimmer zu ihr
Wollt’ ich ganz leise treten,
Als vertraut man raunte mir
Sie würde Karten lesen.

Viele gibt’s noch hier zulande,
Kein Monat würde reichen,
Den vielen Ungenannten
Die Ehre zu erweisen.
Als ich unter sie geriet
Und den Zirkus toben sah,
Dachte gleich wie Labiş ich,
Die Tramvai hätt’ mich überfahr’n.

Weil mir bewusst,
Dass Lügen lange Beine haben
Und ich von hier dann scheiden muss,
Kann’s End’ ich leicht ertragen.
Sie werden meinen Schwindel merken,
Das Poesiegreenhorn entlarven
Und mich aus Agonia werfen.
Gott, schick mir dein Erbarmen!

* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *

Das, meinte Florin, sollt’ ich dir schreiben.
Mag die Muse ihn beschützen!
Dass er sich auch bescheide,
Sprach ich ihm ins Gewissen.
Doch er wollt’ mich nicht erhören
Und flog mit einem Arschtritt raus.
So läuft das Agonia-Leben,
Hört jetzt dein Chef-Editor auf.

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