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2007-06-21  |   

zum Originaltext  | 



ich erinnere mich, wie
der schnee einst sachte fiel
wie ein augenlid
über die vorher geschlossenen lider
aller augen die jemals ohne heuchelei
zugesehen haben werden
wie ein mensch eingeht,
besser aus der heiterkeit
und schlechter aus dem unheil,
wie eine anästhesie der netzhaut,
wenn schicht für schicht sie verlassen
und die blätter den inneren verfall irisieren
und die äste, mit denen der körper seinen himmel
über dem kopf trägt
wie einen dampfenden osterstollen,
und wie der baum, in dem die zeit
nur noch wie eiskristalle wächst,
die sich in das träge blut bohren
und sich schleifen lassen
und sich in den schlamm vergraben
und unter der zunge vergehen,
wenn alles weiß wie die flusssteinschachtel
auf dem nachtschränkchen wird.

ich lege mein haupt auf das kissen, als würde
sich die nacht an diesem abend verspäten,
und nur das staunen hält mich vom schließen der augen ab,
die schon sehen, wie das weiß sich immer nur
über den für viel schnee empfangbereiten körper senkt
in seiner flusssteinschachtel,
besser aus der heiterkeit und schlechter aus dem unheil,
und der körper wird zu berg und sargdeckel,
der sich öffnet, wenn nichts mehr zum sagen bleibt.

ich erinnere mich, dass ich meiner ikone etwas lassen wollte,
das mich abends lächelnd vor dem einschlafen ansieht,
einen farbtupfer auf die wange hätte ich ihr gerne hinterlassen
und schnee auf die augenlider,
schnee auf die schultern und schnee auf die geheimnissvollen busen,
aus denen der schneesäugling in den kalten schoß rutscht,
aber in jenem jahr fiel kein schnee mehr
und im augenblick des weggehens umkrallte eine frau mit einem säugling im arm
mein herz mit ihren fingern
wie einen vom licht geschliffenen flussstein:
nenne den namen, der sich mit kleinen flocken senkt, Angela.


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