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Die schönsten Existenzgedichte von Mircea Dinescu
gedicht [ ]
Der Tod liesst die Zeitung

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
von [Clarissa ]

2005-07-26  |     | 



Glückspiel

Unter den Bäumen schlägt das Mittelalter
Mit Würfeln, die mir das Gesicht durchbrennen.
Ich spiele auch erotisch, ohne Hoffnung,
Mein jugendliches Fleisch im Altersrennen.

Du schwimmst mit deinem Löffel in Abgründen
Die Traurigkeit der Singles, du zerbrichst,
Anspielend eine Predigt für die Seelen
Des Sterbenden, dessen Tod du nachsiehst.

O, dein Körper, so trocken und vulgär,
Formloses Holz geliebt von bösen Wichten.
Das vergiftete Bett des Papstes Borgia
Bietet mir algorithmisch Todesmittel.

Du, leichtsinniges Mädchen von Bezirken,
Türmen von Lüften brechend, unter Schritt.
Mein Lachen, aromatisiert, nekrotisch,
Versteckt in deinem Tee aus Pfefferminz.


Die Hervorhebung des Flüchtlings

Mein Vaterland mit frisch rasiertem Kopf,
Meine Schwester aus der Haft und Einsamkeit
Steigt schon im Oktober auf den Wagen
Und meine Anzug schaut heut aus
Wie dein gestreiftes Feldkleid.


Mit der gelöschten Kalkmilch hätten dir
Die Gottlosen das Gesicht bemahlen.
Aus deinem Kopf machen die nun Spielwürfel.
Was verlor ich damit? Die Jahre, nur die Jahre.

Gebrochen von dem Süden,
Gefressen von dem Norden,
Konsumiert bis im Blutsbaum von Wüsten, nieder.
Ich werd’ so peinlich wie ein Lord verschwinden
Unter den Röcken der Zigeunerinnen.


Wie ein Held oder Tragiker und Täuscher
Werd ich mich durch das Lachen, Lügen, retten.
Und sogar, wenn mich niemand mehr umbringt,
Wird man später sowieso einmal wetten,
Dass ich mit einem Seil am Hals geboren bin,
Stranguliert von den unsichtbaren Händen.



Die Ballade des Gedämmerten

Damals, als mir nicht gut war,
Schlief ich bei meinem Engel, nah,
An seinem Tisch, an meinem Tisch,
Ich ging vorbei, so ging auch er.
Mein Engel, sag', wo gehst du hin?
Die Jahre fließen mir aus dem Sinn,
Die Tränen fallen wie Nussblätter,
Du verpflanzt Himmeln und ich Gräber.
Komm mit und trinke hellen Wein
Bei dem verfluchten Teufelsheim,
Wo aus dem Schimmel Weiber fallen,
Tot, mit sturem Pferdekopf,
Wo du deine Tage austrinkst
Und um dein Leben wie um nichts gewürfelt wird,
Wo du Brot schneidest und schaust, wie Brüder,
Die deine waren, Herden führen,
Wie Eltern fallen bei den Ernten
Unter dem Zufall ihrer Enden.
Bleib noch bei mir, geh noch nicht fort,
Ich habe Angst, wenn alles kommt!
Verlass mich nicht. Wo gehst du hin?
Die Dämmerung deckt ab meinen Sinn,
Scheidet in der Brust und im Blick
Ich blieb allein…..und er, weg...ging .









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