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Eine mit Nostalgie bespielte Scheibe
artikel [ Kultur ]
Schöne Stunden mit Hans Eichinger und seinen Donau-Franken

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von [Delagiarmata ]

2004-12-17  |     | 



Selten hat mich ein Zeitungsartikel so bewegt. Ich fand ihn im Spätsommer des Jahres 1993 in der Temeswarer Zeitung „Timişoara internaÈ›ional“. Horia Medeleanu hat ihn unter dem Titel „Imposibila întoarcere“ (Die unmögliche Rückkehr) verfasst. Seine ersten Sätze sollen hier als Dokument der Wahrnehmungsmöglichkeit einer anderen Ethnie, in freier Ãœbersetzung aus dem Rumänischen, zitiert werden.

„Ich verfolge sonntags ab und zu die Sendung in deutscher Sprache von Radio Timişoara/Temeswar. Es wird Blas- und Chormusik gesendet. Ich höre sie nicht mit dem Gedanken, eine in ihren Klängen verborgene stilistische Matrix zu entdecken, sondern weil diese Musik in mir das lebendige Bild eines realen deutschen Dorfes aus der Banater Ebene erweckt. Aber besonders ruft es die Erinnerung an die Menschen jener Gegend wach. Diese fröhliche, leichtfüßige Musik im tempo di marcia, bei der die Blaskapelle nicht einfach begleitet, sondern die Melodie selbst trägt, suggeriert eine organische Einheit als Ausdruck eines exemplarischen Solidargefühls. Als würdest du sie sehen, diese robusten Menschen auf ihrem Weg zum Rathaus, pünktlich beim Schlag der Trommel, oder zur Kirche an Feiertagen, voller Energie, die in einem geordneten und erfolgreichen Gemeinwesen ihren Niederschlag fand.“

Verklärte Bilder einer Welt, die man so verinnerlicht hat, dass Realität zu ohnmächtiger Makulatur verkommt. Und damit verbunden sind immer Namen, ja noch mehr, sie sind oft sogar die Auslöser dieser nostalgischen Liebesgefühle zu einer Heimat, um die zu verlassen man vor etlichen Jahren Hab und Gut und oft auch das nackte Leben aufs Spiel gesetzt hat.

Einer dieser Namen lautet Hans Eichinger. Er ist ein Jahrmarkter und ein Vollblutmusikant. Wie könnte es auch anders sein? Wer aus diesem Dorf kommt, nimmt den Blasmusikvirus mit ins Grab.

Der Loris-Schüler lebt in Nürnberg und macht Musik, für einen Jahrmarkter das Natürlichste auf dieser Welt. Hans Eichinger macht noch mehr. Er hat eine Tanzkapelle gegründet und eine CD veröffentlicht.

„Schöne Stunden“, so der Titel dieser Produktion, sind eben jene Zeiteinheiten, die der Mensch erleben kann, wenn er sich auf den Schwingen bekannter Klänge von Flügelhorn- Tenorhorn- Tuba- Akkordeon- und Schlagzeugtönen und vertrauten Rhythmen tragen lässt, hinaus aus dem Alltag, den Sorgen des Augenblicks. Die Texte der Lieder tragen natürlich wesentlich zur Nostalgiebeflügelung bei.

Diese Wortkombination ist bewusst gewählt, denn wer sich die 12 Instrumental- und Liedtitel anhört, wird spüren, dass Nostalgie ein zwar rückwärtsgewandtes aber keineswegs lebenshemmendes Gefühl sein muss. Im Gegenteil, das hier zu Hörende vermittelt ein Gemeinschaftsgefühl, das der Unmittelbarkeit gar nicht bedarf. Man kennt die Stimmen, die altvertrauten Klangfarben der Instrumente und man weiß, so oder ähnlich werden viele, die aus dem gleichen geografischen Raum stammen, fühlen, wo auch immer sie sich auf dieser Welt gerade befinden. Heimat, schlicht und einfach Heimat, nennt man diesen Raum der gemeinsamen Abstammung, ganz gleich wie er heute aussieht und wer ihn bewohnt.

In der Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6. September 2004 war unter dem Titel „Träumen kann ein jeder, ein jeder, was er will – Blasmusik fürs dritte Jahrtausend: Wie Hans-Jürgen Buchner die Musikmarke Haindling weiterentwickelt“ zu lesen: „Wo also ist zu Hause? Dort, wo die Sprache herkommt, sagt Buchner. Mit seiner Musik könne er wenigstens dazu beitragen, daß das Bairische in Liedform erhalten wird.“

Für viele aus dem Banat und Siebenbürgen ausgewanderte Deutsche bleibt die Musik, wie Hans Eichinger und seine Original Donau–Franken sie spielen, ein Stück geistiges Zuhause. Vielleicht wird schon ihre nächste CD auch ein Beitrag zum Erhalt des Banatschwäbischen in Liedform sein, denn wer aus Bruckenau/Pişchia (Raimund Feith: Tenorhorn, Posaune, Gesang; Josef Jordan: Schlagzeug; Fredy Junkert: Flügelhorn, Trompete), Jahrmarkt/Giarmata (Hans Eichinger: Tenorhorn, Posaune, Gesang, Texter, Leitung; Josef Probst: Tuba, E-Bass), Lenauheim (Walter Griebel: Akkordeon, Keyboard, Gesang) und Nürnberg (Fritz Hofman: Flügelhorn, Trompete) stammt, sollte vor Mundarttexten keine Scheu zeigen. Hans Eichinger wäre für ein solches Unterfangen sogar prädestiniert, singt er doch in den meisten Stücken der vorliegenden Scheibe beide Gesangspartien (also beide Stimmen) selbst, was neben der guten Intonation auch zu einer einheitlichen Diktion führt. Es soll nicht verschwiegen werden, dass der Gesang bei dieser Studioarbeit besonders gelungen ist, was ja bei vielen Kapellen ein wertminderndes Manko darstellt.


Hans Eichinger und seine Original Donau-Franken: Schöne Stunden, CD 352051, TYROLIS music, Preis: 12 EURO + Versandkosten; Kontaktadresse: Hans Eichinger, Josef-Lohneis-Straße 5, D-90451 Nürnberg; Tel.: 0911/6493862, Handy: 0177/3309004; e-Mail: HEichinger @t-online.de; http://www.donau-franken.de

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