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■ Eine Krone von Veilchen
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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2004-02-12 | |
Am 24. August 1313 ist Kaiser Heinrich VII. verstorben. Das deutsche Reich war ein schier unüberschaubares Konglomerat von Fürstentümern, Papst Clemens V. residierte seit zehn Jahren im französischen Avignon und der französische König Philipp IV. konnte es nicht lassen, seine Nase dauernd in deutsche Angelegenheiten zu stecken. Natürlich waren wie so oft auch die deutschen Kurfürsten alles andere als wenigstens einigermaßen einig. Zwei starke Parteien kämpften in jener Zeit um Machteinflüsse im Reich. Am 19. Oktober 1313 kürten die habsburgisch gesinnten Fürsten Friedrich den Schönen zu „ihrem“ König. Die rheinisch-luxemburgischen Fürsten zogen schon einen Tag später nach und wählten Ludwig von Bayern zu „ihrem“ König. Was folgte, war ein jahrelanger Scharmützelkrieg, der außer Not und Tod den deutschen Landen nichts einbrachte.
Man schrieb den 28. September 1322, als es bei Ampfing zur Entscheidungsschlacht zwischen dem bayrisch-böhmischen Heer Ludwigs IV. und den habsburgischen Reiter- und Fußvolkscharen Friedrichs des Schönen kam. Friedrich hatte das Nachsehen und landete für viele Jahre in ritterlicher Haft, die ihm die Gelegenheit gab, viele bayrische Burgen – zuletzt die von Trausnitz in der Oberpfalz – von Innen kennen zu lernen. Flüchtende Kriegsleute rotten sich schnell zu brandschatzenden Horden zusammen. So auch in den Tagen und Wochen nach der Schlacht an der Isen. Viele Menschenschicksale werden erst so recht von den Folgen eines Krieges geprägt. Genau solchen Schicksalsläufen begegnen wir in Ludwig Ganghofers Roman. Haymo ist Klosterjäger in Diensten Heinrichs von Inzing, Probst zu Berchtesgaden, ein glühender Anhänger Ludwigs des Bayern. Der junge Jäger lebt oben in den Bergen und sorgt dafür, dass die Hirsche, Gämse und Steinböcke von den Gelüsten der Wilderer verschont bleiben. Er lebt einsam in seiner Jägerhütte „hoch über dem grünen Königssee, in einem weiten Felstal, dem die roten Marmorwände, die es rings umschließen, den Namen gaben: In der Röt.“ Eines Tages lernt der Jüngling die zierliche und wunderschöne Gittli, die Schwester des Sudmannes Wolfrat Polzer, ein rechtschaffener, körperlich imposanter, aber sehr, sehr armer Mann, der mit seinem kargen Einkommen eine fünfköpfige Familie ernähren muss, kennen. Die Not treibt Wolfrat zum Wildern. Die Dramaturgie des Romans verlangt förmlich nach einer Begegnung mit Haymo. Die findet an einem Frühlingsmorgen dann auch statt und endet mit einem Mordanschlag Wolfrats auf Haymo. Die Katastrophe kommt so richtig in Gang und wäre da nicht der geheimnisvolle Pater Desertus, der Fischermeister des Klosters, hätte sie bestimmt noch viel verhängnisvoller für alle Beteiligten ausgehen können. Dieser einstige Ritter, der in der Ampfinger Schlacht für Ludwig focht, hatte unmittelbar nach dem Sieg auf dem Schlachtfeld seine ganze Familie verloren. Eine Horde von Friedrichs flüchtenden Kriegern hatte sein Schloss überfallen und bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Jetzt, wir schreiben das Jahr 1338, erblickt er dieselbe Gittli, die Sudmannschwester und Angebetete Haymos. Diese Begegnung ist wahrlich schicksalhaft. Sie öffnet längst versiegelt und dem ewigen Schmerz preisgegeben geglaubte Quellen des Lebens in seinem Herzen. Ganghofer spinnt die Fäden geschickt, lässt die Hauptgestalten des Romans aufeinanderprallen, sich befeinden, versöhnen, hassen und lieben, wobei die Liebe letztendlich zum Öffnen des von Anfang an über dem Geschehen hängenden Geheimnisses einen entscheidenden Beitrag leistet. Wer ist dieses liebliche Wesen namens Gittli wirklich? Wer den Roman bis zur letzten Seite liest, wird es wissen, und er wird bestimmt auch um so manche Erkenntnis über das Leben der Menschen im Deutschland des 14. Jahrhunderts reicher sein, wenn auch einiges in diesem Roman überidyllisiert klingt. Wir erfahren auch das eine und andere über die Feste jener entfernten Zeiten sowie über den Zungenschlag der Menschen aus den Alpentälern. In der Rubrik KLASSIKER von poezie.ro ist ein kurzer Romanausschnitt des „Klosterjägers“ (http://www.agonia.net/index.php/prose/62642/index.html) zu lesen, der darüber Aufschluss gibt. Ludwig Ganghofer: Der Klosterjäger; Droemer Knaur Verlag, München, 1985. |
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