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Die Leiden des alternden Vertrauensmanns
artikel [ Gesellschaft ]
Kolumne 44

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von [Delagiarmata ]

2007-05-01  |     | 



Wie froh bin ich, dass ich weg bin! Bester Freund, was ist das Herz des Menschen! Dich zu verlassen, den ich so liebe, von dem ich unzertrennlich war, und froh zu sein! Ich weiß, Du verzeihst mir’s. Waren nicht meine übrigen Verbindungen recht ausgesucht vom Schicksal, um ein Herz wie das meine zu ängstigen? Die arme Gewerkschaft! Und doch war ich unschuldig. Konnt’ ich dafür, dass meine Gewerkschaft so große Hoffnungen in mich gesetzt hat?

Sie bürdet mir Lasten auf, die ich bei all meiner Liebe nicht mehr tragen kann. Höre, liebster Freund, die Schmähungen, die meine Ohren ertragen mussten beim Verkauf unserer geliebten Maiabzeichen. Dabei ist sie heuer doch besonders schön, diese blutrote Nelke mit dem kräftigen, grünen Stängel auf himmelblauem Hintergrund, und zu ihren Füßen, fast demütig, die Verkündigung „1. Mai 2007“.

Verkaufen wollte ich sie, alle, die man mir anvertraut hatte. Und mit wie viel Hoffnung bin ich zu meinen Kollegen – alles gestandene IG Metaller, wenn es darum geht, hohe Löhne und gesicherte Arbeitsplätze als selbstverständlich wahrzunehmen - geeilt. Ja, ich konnte kaum warten, sie mit meinem vor Begeisterung glühenden Blick zu beglücken. Hier, ein Maiabzeichen, nur ein Euro, für unsere Gewerkschaft, für die Maifeier, unseren Feiertag der Arbeit, auch er erkämpft von den Gewerkschaften, vor langer, langer Zeit, wie alles, was wir an sozialem Standard anderen Ländern voraushaben.

Siehe, liebster Freund, wie sie reagiert haben, meine geschätzten Kollegen: - Ich zahl doch genug. – Da kauf ich mir lieber e Quarktaschen. – Einmal gekauft und nie wieder, das liegt bloß zu Hause rum. – Davon hab ich genug daheim. – Nein, so was brauch ich nicht. – Nein, ich brauch koans. – Ich weiß auch ohne Maiabzeichen, wann der 1. Mai ist. – Das müßt’ umsonst sein, wenn ich einen Beitrag zahl. – Auf Wiedersehen! (mit einer verächtlichen Handbewegung) – Ich hab so viele davon im Schrank liegen. – Ich hab so etwas, seit ich da bin, noch nie gekauft. – Am 1. Mai bin ich nicht mehr da. (ein Altersteilzeitler) - Naa! (mit energischem Kopfschütteln, so als ob ihn ein Schüttelfrost befallen hätte) – Probier’s doch bei ebay.

Seit Jahren immer das Gleiche. Warum tut meine geliebte Gewerkschaft mir das an: diese Demütigungen, der Lächerlichkeit auf Schritt und Tritt durch die Halle preisgegeben. Mein altes Herz blutet wie die blühende Nelke. Es ist alles so rot um mich herum, viel Feuer, zerstörende Flammen. Es gibt nur einen Weg. Ich muss ihn gehen bei so viel Unverständnis einerseits und Verachtung andererseits.

Alles ist so still um mich her, und so ruhig meine Seele. Ich danke dir, Gott, der du diesen letzten Augenblicken diese Wärme, diese Kraft schenkst. [...] Sie sind geladen – Es schlägt zwölfe! So sei es denn! Gewerkschaft! Gewerkschaft, lebe wohl! lebe wohl!

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