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■ Eine Krone von Veilchen
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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2007-04-22 | |
Ein leichter, von Lebensfreude sprudelnder Roman. Dabei beginnt er wie ein autobiographisches Werk: „Lieber Herr Tucholsky, schönen Dank für Ihren Brief vom 2. Juni. Wir haben Ihren Wunsch notiert...“ Gezeichnet: „Ihr (Riesenschnörkel) Ernst Rowohlt“.
Es geht dann aber schnell ab in den Urlaub, und zwar nach Schweden aufs Schloss Gripsholm, in Begleitung die Lebensgefährtin Lydia, von des Ich-Erzählers Freunden Karlchen und Jakopp immer nur liebevoll „die Prinzessin“ genannt. Wohlgemerkt: eine plattdeutsch palavernde Prinzessin. Sympathisch, sehr sogar. Und wie das dann so ist im Urlaub: Die Leichtigkeit des Seins umhaucht die Gemüter: „Mir stiegen aus dem braunen Wisky drei, vier rote Gedanken durchs Blut ... unanständige, rohe, gemeine.“ Es sollte noch schöner kommen. Karlchen tauchte auf und ... „Als wir aber nach Hause kamen, lag da für die Prinzessin ein großer Strauß aus Mohrrüben, Petersilie und Sellerie. Der war von Karlchen, denn so liebte er, wenn er liebte.“ Man tauscht auch alte Erinnerungen aus und unser Ich-Berichterstatter, Peter, Fritzchen oder Daddy genannt, erinnert sich: „Das stammte von Herrn Petkoff aus Rumänien, vom rumänischen Kriegsschauplatz, den wir gemeinsam bevölkert hatten. Herr Petkoff pflegte Geschichten zu erzählen, die sich durch besondere Pointenlosigkeit auszeichneten, aber sie endeten alle im Puff.“ Karlchen reiste eines Tages ab und Billie kam. Eine schwedische Mischlingsschönheit. Da gab’s ’ne kurze Dreierbeziehung, die ihren Höhepunkt im Bett, - wo sonst? - erfuhr. Also diese Romanpassage: einfach fantastisch. Kurt Tucholsky in Hochform. Kein einziges obszönes Wort, keine einzige deutliche Schilderung, nur Andeutungen, aber so faszinierend, dass man, mit einem Dauerlächeln im Gesicht, einfach glaubt, dabei gewesen zu sein. Das ist Literatur: „Noch lagen wir beieinander wie junge Tiere – wohlig im Zusammensein und froh, daß wir beisammen waren: ich in der Mitte, wie geborgen.“ Aber ohne Probleme kann auch der schönste Urlaub nicht bleiben. Da war ein Mädcheninternat in der Nähe, mit einer unmenschlichen Leiterin, Frau Adriani. Ein kleines Mädchen aus der Schweiz litt ungemein in dem Heim und unsere Urlauber konnten das nicht mitansehen. Sie setzten sich für die Freiheit des Kindes ein und als sie Schweden verließen, war die Kleine an ihrer Seite. Kurt Tucholsky wurde am 9. Januar 1890 in Berlin geboren und nahm sich am 21 Dezember 1935 in Hindas bei Göteborg (Schweden) das Leben. Auch seine Bücher brannten auf den Scheiterhaufen der Nazis. Kurt Tucholsky: Schloß Gripsholm; Ernst Rowohlt Verlag KG a. A., Berlin, 1931 (Heute gibt es den Roman auch auf Audio-CD und in MP3- Version. Zweimal wurde das Buch auch verfilmt.)
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