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Kummerkasten
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Kolumne 41

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von [Delagiarmata ]

2007-02-03  |     | 



Wir befinden uns hier nur auf einer Literatursite. Oder Literaturseite? Komisch. Obwohl ich Rechtschreibung und Grammatik aktiviert habe bleibt jedwede rote Unterstreichung meines Computers aus. Schreiben und veröffentlichen wir nun auf einer Site oder einer Seite? Erwarte ich zuviel von meinem Korrekturprogramm oder wäre es zu viel des Guten, von ihm, einem leblosen, aber intelligenten Zeichensalat, Sprachenperfektion zu erwarten, wo ich mir doch selbst so ohnmächtig vorkomme? Warum sollte ich gerade dort Hilfe erwarten? Wurde dieses Programm nicht auch von Menschen geschrieben?

Wenn ich meine Kinder ab und zu mal frage, wieso man das eine oder andere in Englisch oder Französisch so und nicht anders schreibt, bekomme ich meist von beiden die gleiche Antwort: Eben so, weil mein Gefühl mir das so eingibt. Sprache nach Eingabe, aus dem Bauch heraus, nach Gefühl? Heißt das Missachtung einer Sprache, wenn man sie eher fühlt, als Wort für Wort kreiert? Ein Mitglied der rumänischen Site/Seite von poezie.ro hat mir vor einigen Monaten vorgehalten, mein Rumänisch wäre hölzern. Ich habe ihm geantwortet, dass dies angesichts der Tatsache, dass mir diese Sprache in der Schule beigebracht wurde – diese Formulierung ist schon insofern angebracht, da mir jedes Fremdsprachentalent fehlt -, gar nicht anders sein kann. Sprechen nach Syntax und Morphologie! Was soll denn da fließend, intuitiv, tänzelnd, übermütig und dann wieder über alle Maßen traurig, oder einschmeichelnd und frohlockend, exaltiert, aber auch deprimierend sein? Das schafft eine Sprache nur, wenn sie einem angeboren und nicht angelernt ist.

Jetzt sitze ich da und gucke ziemlich schräg in die Röhre. Da wird von höherer Warte, sprich Lehrerwarte, plötzlich meine deutsche Sprachkompetenz in Frage gestellt. Wortwörtlich klingt das in einer „Anmerkung“, - diese Bezeichnung auf der Hompage stammt nicht von mir – so: „Als Deutscher? bist Du wohl als Richter hier tätig.“ He, was mache ich jetzt? Man nimmt mir weder ab, dass ich ein Rumäne bin, noch dass ich ein Deutscher wäre? Da fällt mir eine kurze Zeitspanne in meinem Leben ein, in der ich wirklich staatenlos war. Also ich gehörte nirgendwohin - mein Gefühl sagt mir nirgendwo hin, weil es schlicht und einfach um Statik und nicht um Bewegung geht. Merkwürdig ist bloß, dass ich mir jetzt einige Mühe geben muss, um mich an Details jener Monate zu erinnern. Ich muss sie also kaum, wahrscheinlich gar nicht gespürt haben, diese Staatenlosigkeit. So ähnlich geht es mir nun auch mit meiner Sprachenlosigkeit. Und siehe da. Mein Computer rebelliert. Er mag dieses Wort nicht und bietet mir Sprachendlosigkeit und Sprachenrosigkeit an.

Ich finde er hat recht, der Gute. Es gibt keine Sprachenlosigkeit. Selbst ein Autist hat seine Sprache und es ist sein gutes Recht, sie nach eigenem Dünken und vor allem Gefühl einzusetzen. Unsere Sprache bleibt auch nach der (letzten?) Reform – man möge mir bitte dieses Possessivpronomen in der I. Person. Plural verzeihen, noch habe ich mich an meine Sprachenlosigkeit nicht gewöhnt – einem endlosen Wandel ausgesetzt (Gott sei’s gedankt!), der natürlich nicht nur rosige, sondern auch so manche dornige Wortschöpfung zur Folge haben wird.

Man sagt mir ein fast masochistisches Gebaren auf Kritik an meiner Person nach. Diese Freude an der an mir ausgeübten Kritik mag wohl dazu führen, dass ich nur sehr selten das Bedürfnis verspüre, den gnadenlosen, unbestechlichen, und vor allem kompetenten Kritiker, in diesem Fall gar Literaturkritiker zu spielen. Mein Anliegen ist es, dass jeder, der sich die Mühe macht, etwas in deutscher Sprache zu schreiben, sich auch auf der ersten Seite wiederfindet. Meinetwegen kann er sich auch wieder finden. Da liegen mir die nichtdeutschen Autoren, zu denen ich ja ab heute auch gehöre, ganz besonders am Herzen. Es gibt leider auch Leute, die unendlich lange Texte voller Schreib- und Formulierungsfehler verfassen, so dass man bei einem Lektorierversuch schier verzweifeln könnte, oder die Übersetzungen veröffentlichen, ohne auf den Übersetzer hinzuweisen, sich also mit fremden Federn schmücken. Die Autoren solcher Texte haben es bei aller Gutmütigkeit auch auf der deutschen Site schwer, auf der ersten Seite zu erscheinen.

Es hat die (damaligen) Initiatoren der deutschen Version von agonia.ro/poezie.ro/proza.ro einige Mühe gekostet, mich zur Mitarbeit zu bewegen. Als ich mich dann doch dazu entschloss, war die Maske fertig. Von den anfänglich so begeisterten Mitmachern ist niemand übrig geblieben, als der Zauderer, also meine Wenigkeit. Aber dazu habe ich mich bereits ausführlich in einem Kommentar, geäußert. Um mich nicht wiederholen zu müssen, weise ich auf ihn hin. Er ist auf meiner persönlichen Seite unter dem Titel „Besch.....!“ nachzulesen.

Das Bedürfnis, seinen Kummer loszuwerden - oder gar los zu werden? - wie schrecklich -, ist in letzter Zeit deutlich spürbar geworden. Ich muss, auf alte Erfahrungen bauend, leider annehmen, dass er, der Kummer, wahrscheinlich am wenigsten dorthin vordringt, wo er gehört werden sollte. Schade ist nur, dass oft Gedichte dafür herhalten müssen, die bestimmt andere Anmerkungen verdient haben. Daher dieser Kummerkasten. Sein Anmerkungskästchen ist geräumig. Wenn er dazu beitragen kann, das eine oder andere Gemüt zu kühlen, să fie într-un ceas bun, wie der Rumäne sagt, möge es in einer guten Stunde sein.


(Karikatur von Klaus Stuttmann)

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