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agonia Empfohlene Texte
■ Eine Krone von Veilchen
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- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - 2009-03-14 | |
Von der literarischen Gattung her sind diese autobiographischen Texte schwer einzuordnen. Der Klappentext kündet Geschichten an. Sie ähneln in ihrer Kürze und Pointiertheit eher Skizzen mit schwankhaftem Unterton, dem aber die gattungsspezifisch sprachliche Derbheit fehlt. Kaminer kommt ohne sie aus.
Man lacht sowieso ununterbrochen. Ein Medienzitat zu diesem Buch lautet: „Starke Nerven sollte auf jeden Fall haben, wer Kaminer in der U-Bahn oder im Café liest, weil sich die Leute dauernd nach dem hysterischen Gekicher umdrehen werden. (aus BRIGITTE). Man wird das nur so lange als übertrieben halten, bis man diese Kurzgeschichten, selten länger als fünf Seiten, selbst liest. Es bleibt tatsächlich nicht beim Schmunzeln, Lächeln, Kichern, sondern der eine oder andere Leser wird sich beim hell und laut Lachen ertappen, oft sogar ununterbrochen Satz für Satz. Dabei erzählt Wladimir Kaminer überhaupt nichts Außergewöhnliches, er macht es nur mit einer umwerfenden Naturkomik. Man könnte die gleichen Geschichten auch als ernste Gesellschaftskolumnen aufnehmen, wäre da nicht dieser unkonventionelle Humor des Autors. Kaminer erzählt von der Eingliederung seiner russischen Großfamilie in die deutsche Hauptstadtgesellschaft. Wer versucht, ernsthaft an die Inhalte der Geschichten heranzugehen, wird das Resultat als bivalent bewerten können: sowohl gescheitert als auch gelungen, genauer zu einem Drittel misslungen und zu zwei Drittel gelungen, auch zum Wohle der deutschen Gegenwartsliteratur, denn Wladimir Kaminer ist zweifellos eine Bereicherung für den Literaturbetrieb hierzulande. Natürlich sind die Sorgen um Mama und Papa berechtigt, aber was bei anderen zu dauerndem Familienstreit ausartet, wird bei Kaminers mit viel – auch chaotischem – Alltagsbewältigungshumor gemeistert. „Der Mensch kann zwar leichter als früher seinen geographischen Standort ändern, doch die kulturellen Traditionen der Vergangenheit schleppt er immer mit sich herum“, stellt Kaminer fest und erzählt von den Alkoholproblemen seines Vaters in einer Manier, dass diese ohne jegliche Verharmlosung plötzlich lediglich als menschliche Schwäche ohne bedrohliche, zerstörerische Nebenwirkungen empfunden werden. Das Leben in der Schönhauser Allee, im Ernst-Thälmann-Park, auf der Falkenberger Chaussee, aber auch in der eigenen Wohnung – zuerst die Großfamilie „friedlich“ zusammen, sogar Gäste aus der alten Heimat finden noch Platz, wie auch nachher nach Generationen getrennt in separaten Wohnungen – steckt voller Gefahren. Kaminer und die Seinen, Vater, Mutter, Frau, Tochter und der vierjährige Sohn, begegnen ihnen mit russischem Stoizismus und – zumindest der Autor selbst – mit einem Humor, dem der bisher in der deutschen Literatur bekannte das Wasser nicht reichen kann. Sich dieses Alltagstreiben zu Gemüte führen zu lassen ist ein wahrer Genuss. Klappentext-Biographie: „Wladimir Kaminer, 1967 in Moskau geboren, studierte Theaterwissenschaften, bevor er ein Zugticket nach Berlin löste, wo er seit 1990 mit seiner Familie lebt. Er schreibt für verschiedene Tageszeitungen, hat eine eigene Radiosendung, eine Rubrik im ZDF-Morgenmagazin und organisiert in Berlin Veranstaltungen wie seine weithin berühmte 'Russendisko'. Mit der gleichnamigen Erzählsammlung, mit dem Roman 'Militärmusik' und den Geschichten aus 'Die Reise nach Trulala' oder 'Mein deutsches Dschungelbuch' avancierte Wladimir Kaminer zu einem der beliebtesten und gefragtesten Autoren Deutschlands.“ Wladimir Kaminer: Ich mache mir Sorgen, Mama; Manhattan Verlag, 2004, ISBN 3-442-54560-9; 256 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag; € 18,00 [D]
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